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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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wurden. Manche Gerüchte besagen, sie stammten nicht von dieser Welt. Einige dieser Schädel werden in Amerika gehütet, andere, wie es heißt, in Afrika, Asien und von den Aborigines in Australien. Nur wenige von ihnen befinden sich im Besitz von Weißen, die sie sich immer auf unrechtmäßigem Weg angeeignet haben. In diesen Schädeln soll das Wissen einer uralten Kultur gespeichert sein wie in den Speicherkristallen eines riesigen Computers. Mario, als ich damals im Jahre 1980 diesen Schädel zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich ihn besitzen musste. Ich hatte das Gefühl, dass ich gewissermaßen ein Anrecht auf ihn hätte. Das war verrückt, aber ich konnte an nichts anderes mehr denken. Und darum habe ich ihn gestohlen. Damit habe ich schwere Schuld auf mich geladen. Ich habe Tulas und Votans Volk die Seele gestohlen, den Mittelpunkt ihres spirituellen Lebens. Und ich habe es aus rein egoistischen Motiven getan.
    Seither habe ich den Schädel gehütet wie meinen Augapfel. Ich weiß, ich verdanke ihm alles, was ich heute bin. Als ich den Schädel damals stahl, war ich ein schwacher Mensch, ein geborener Versager, wie es schien. Meine gesamte Karriere ist auf der Energie des Schädels aufgebaut. Diese Energie hat mich zum Erfolgsmenschen werden lassen und mir die Erotik der Macht verliehen ...«
    Chris sah Susanne an, die plötzlich ein etwas betretenes Gesicht machte. Das war also Feltens magische Ausstrahlung gewesen, von der Susanne sich so angezogen gefühlt hatte.
    »... Und ich habe gelernt, in dem Schädel zu lesen. Er zeigte mir Bilder, Wissen. Ich habe dieses Wissen genutzt, um Geschäftserfolge zu erzielen und Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Doch seit einiger Zeit wächst auch meine Angst, mein Misstrauen. Ich bin ständig auf der Hut vor Leuten, die mein Geheimnis erfahren und mir den Schädel stehlen könnten. Mario, du wirst auch noch lernen, dass es keine Menschen gibt, denen du wirklich vertrauen kannst.
    Auch die Eberhards haben mich enttäuscht. Sie haben hinter meinem Rücken Geschäfte mit meinen Feinden gemacht und darum verfüge ich in diesem geänderten Testament, dass sie keinerlei Zahlungen mehr erhalten sollen – für den Fall, dass der Jaguar sie verschonen sollte. Ich habe den Balam-Menschen ihre Seele gestohlen und jetzt kommt die Stunde der Abrechnung. Ich weiß, es gibt keinen Ort, zu dem ich fliehen könnte. Sie werden mich finden.
    Mario, der Schädel geht in deinen Besitz über, wenn ich tot bin. Ich kann dir nicht vorschreiben, was du mit ihm anfangen sollst. Aber sei vorsichtig. Er verfügt über große Macht. Ich glaube nicht, dass du den Jaguar zu fürchten hast, denn du bist eng mit ihm verwandt. Scheue dich nicht den Schädel zu deinem eigenen Vorteil einzusetzen. Die Indianer haben es nicht verstanden, die Macht des Schädels zu nutzen, um in dieser Welt Macht und Einfluss zu erlangen. Sei du nicht so dumm. In unserer Welt zählen nur Sieger. Nutze den Schädel, um dich ganz nach oben an die Spitze vorzukämpfen. Welchen anderen Sinn könnte das Leben in dieser gewalttätigen, verrückten Welt haben? Lebe wohl. Dein Vater.«
    »Er hat es gewusst«, sagte Susanne leise. »Er hat seinen Tod vorausgesehen.«
    »Sein Gesichtsausdruck war völlig verzweifelt, als ich ihn in meiner Vision sah«, sagte Chris. »Er hat den Jaguar erwartet.« Sie schauderte.
    Williams und Dr. Jachzig blickten die beiden Frauen verwundert an. Dann räusperte sich der Notar und hielt Mario ein versiegeltes Kuvert hin. »In diesem Kuvert befindet sich die Zahlenkombination für den Safe. Wenn Sie es bitte öffnen.«
    Mit zitternden Fingern riss Mario das Kuvert auf. Den Zettel reichte er an Williams weiter. »Los!«, sagte er ungeduldig. »Machen Sie ihn auf! Ich will dieses Ding sehen. Jetzt gleich.«
    Williams nickte, stand auf und hängte das große Foto der Raffinerie ab. Dahinter kam tatsächlich ein Wandsafe zum Vorschein.
    »Wer wusste eigentlich von diesem Safe?«, fragte Susanne.
    Williams antwortete: »Direktor Felten hat einen Abschiedsbrief an uns verfasst, in dem er uns über den Safe informiert hat, den er vor Jahren einbauen ließ, offenbar unter strenger Geheimhaltung. Wenn Sie glauben, dass es für Ihre Ermittlungen von Wert ist, können Sie den Brief selbstverständlich einsehen. Ich muss sagen, alle diese Dinge sind überaus mysteriös. Und wie Sie sich denken können, haben wir ein starkes Interesse, dass endlich wieder Ruhe einkehrt und der Betrieb hier in der Raffinerie

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