Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
opulenten Schaumbad feiern. Inklusive Champagner auf dem Badewannenrand, festlichem Kerzenlicht und musikalischer Begleitung durch Händels Wassermusik . Lang entbehrte Wannenwonnen.
Voller Vorfreude radele ich vom Sendlinger Tor durch den Englischen Garten zurück nach Schwabing. Es ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint, als wolle sie Mitte Mai schon den Sommer einläuten. Amseln zwitschern, überall sprießt auf einmal saftiges Grün. Und alle Leute scheinen sich just heute dazu entschlossen zu haben, ihre Wintermuffigkeit endgültig einzumotten. Weit und breit gibt’s jedenfalls nur fröhliche Gesichter.
Auch mein Gesicht muss ziemlich fröhlich aussehen. Denn mir geht’s unglaublich gut. Heute habe ich endgültig alles überstanden.
Am Anfang war’s natürlich ein Schock – keine Frage. Doch im Rückblick will ich diese Phase meines Lebens nicht missen.
Ich habe viel dazugelernt. Eine wertvolle Lehre, für die ich dem Zen-Meister meines Lebens in tiefster Dankbarkeit verbunden bin.
Ich fühle mich leicht, innerlich geläutert, glücklich. Eins mit dem Kosmos und seinen Geschöpfen.
Nichts und niemand wird mich aus diesem begnadeten Seelenzustand jemals wieder herausreißen können.
Zu Hause angekommen, widme ich mich erst mal hingebungsvoll Belmondo. Als er meine transzendentale Verzückung spürt, miaut er lobend. Es kann natürlich auch sein, dass sein Kommentar sich in erster Linie auf die frische Portion französischer Ölsardinen bezieht, die ich in seinen Napf fülle. Aber ich ziehe die andere Interpretation vor. Intuitives Verständnis zwischen Mensch und Tier, das passt bedeutend besser zu meinen kosmischen Glücksgefühlen als profaner Katzenappetit.
Überwältigt von der Reinheit meiner Empfindungen, nehme ich einen Schluck Champagner. Ich weiß, ich weiß, Chai oder wenigstens Yogi-Tee wären angesichts meiner rasch fortschreitenden Erleuchtung sicherlich die angemessenere Wahl. Aber Champagner schmeckt einfach bedeutend besser.
Gerade bin ich in mein Milch-Lavendel-Bad mit wertvollen Pflegesubstanzen geklettert, da klingelt das Telefon.
Verdammt.
Klingelnde Telefone haben mich schon immer in einen Zustand höchster Alarmbereitschaft versetzt. Ich muss geradezu zwanghaft rangehen. Und bedauerlicherweise bin ich offenbar noch nicht so erleuchtet, dass ich störende Geräusche aller Art einfach wegmeditieren kann. Seufzend steige ich aus der Wanne, eile tropfend zum Telefon und nehme das Gespräch an.
»Hallo, Sandy, äh, Sandra! Stör ich dich gerade?« Nicht nur gerade, sondern eigentlich immer, du Lackaffe.
Das wär mal eine ehrliche Antwort. Doch so viel Aggression ist mit meiner Entrückung natürlich völlig unvereinbar. »Gibt’s denn was Dringendes, Manuel? Ich stecke gerade mitten in einer wichtigen Sache!«
Dass die wichtige Sache mein Milch-Lavendel-Bad ist, geht ihn schließlich nichts an. Und erfreulicherweise gibt es noch keine Telefone mit Bildschirm.
»Also, ich wollte nur kurz fragen, ob du Skype hast. Wenn nicht, kannst du es ganz einfach installieren. Dein neuer Laptop hat Kamera und Mikro, mehr braucht man nicht. Dann kann ich dir nämlich meinen Vorschlag für den Stand von den Clolux-Leuten rüberschicken, und wir können gleich drüber diskutieren. So richtig Auge in Auge, das ist doch viel mehr Fun!«
Skype. Dunkel erinnere ich mich, dass Daniel mir mal was davon erzählt hat. »Das ist super, da kann man sich anschauen, während man miteinander redet. Fast genauso, wie wenn man sich gegenübersitzt!«, hatte er geschwärmt. Ohne das wachsende Entsetzen in meinen Augen zu bemerken. Leute wie den Meidner, den Schnurer und meine nervtötende Krankheitsvertretung auch noch angucken zu müssen, während sie mich zutexten, ist so ziemlich das Letzte, was ich brauche. Zumindest in diesem Leben.
Und mal abgesehen von der Frage nach den Grenzen der ästhetischen Zumutbarkeit, die sich meines Erachtens bei manchen Gesprächspartnern geradezu aufdrängt, gibt es ja obendrein die ganze technische Problematik.
Nicht, dass ich dem Fortschritt im IT-Bereich generell ablehnend gegenüberstehe. Aber allmählich wird mir doch einiges zu viel. Ich meine, ich bin noch im Zeitalter von Tipp-Ex und Telefonkabeln aufgewachsen. Da tut man sich mit all den neuen technischen Errungenschaften irgendwann ein bisschen schwer.
Zwar habe ich im Laufe der letzten 17 Jahre diverse Computerprogramme erlernt und kann von mir behaupten, dass ich den Umgang mit den wichtigsten fünf
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