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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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telefonieren. Er winkt mir geistesabwesend zu und malt weiter Männchen in seinen Terminkalender. Ein herzliches Willkommen sieht anders aus, aber egal.
    Von der Teeküche hinten am Ende des Ganges macht Renate mir hektisch Zeichen, die ich nicht recht deuten kann. »Versteck die Konferenzgummibärchen – ich bin wieder daaaa!«, rufe ich ihr fröhlich zu, reiße schwungvoll die Tür zu meinem Büro auf – und falle fast in Ohnmacht.
    Was nicht nur an dem süßlichen Aftershave liegt, das in der Luft hängt wie Patchouli-Aroma in einem Indienshop. Nein, es liegt in erster Linie daran, dass Manuel Weber mitnichten weg ist, sondern höchst präsent. Und zwar an meinem Schreibtisch. Genauer gesagt: auf meinem Schreibtischstuhl, mit den Füßen (Cowboystiefel – igitt!) auf meiner Schreibtischplatte.
    Verzweifelt reibe ich an dem Bergkristall in meiner Hosentasche und bündele Energien, was das Zeug hält. Aber wie schon beim letzten Mal weigert sich dieses blöde Teil auch jetzt standhaft, meine Krankheitsvertretung zu Staub zerfallen zu lassen.
    »Wunderbar, ich sehe, ihr seid euch schon nähergekommen«, beendete Joe mein Wunschdenken. »Sandy-Babe, ich finde, ihr solltet die aktuell laufenden Projekte noch gemeinsam abwickeln, bevor Manuel uns wieder verlässt. Ich möchte schließlich nicht, dass du dich überarbeitest. Du bist ja, genau genommen, noch Rekonvaleszentin.«
    Ich schlucke. Gegen diese Form der Fürsorglichkeit kann ich wenig sagen. Am wenigsten Sachen wie: »Ich arbeite gerne rund um die Uhr für dich, wenn du nur diesen Schleimbeutel mit seiner bescheuerten Intellektuellenbrille entsorgst!«
    »Ach, übrigens, aus diesem Grund möchte ich dir auch die Reise nach London zur Abnahme des neuen Moulin-Rouge-Messestandes nicht zumuten. Du hattest doch in Berlin schon genug Ärger mit denen. Und der Manuel hat das Projekt sowieso fast im Alleingang realisiert, dann soll er jetzt auch seinen Kopf hinhalten, oder?«
    Verschwörerisch zwinkert er mir zu und rechnet ganz offensichtlich damit, dass ich mich bei ihm freudestrahlend für diese Rücksichtnahme bedanke.
    Ich bin aber nicht dankbar. Ich bin total genervt.
    Nicht, dass ich so scharf darauf bin, mich wieder mit dem Sarkozy-Rumpelstilzchen wegen irgendwelcher unvollständig oder gar nicht gelieferter Standelemente rumzustreiten. Aber Joe hätte mich wenigstens fragen können, bevor er so eine schicke Geschäftsreise einfach an eine Aushilfe delegiert. Oder etwa nicht?
    »Noch was, Sandy, du hast doch nichts dagegen, dass Manuel bei dir im Büro arbeitet, bis Ende Juni unsere Praktikantenkammer wieder frei wird, oder? Braves Mädchen. So, Kinder, vertragt euch, und frohes Schaffen allerseits.«
    Weg ist er.
    Sprachlos starre ich auf Manuels jungministermäßig nach hinten gegelte Haare. »Menschenskind, sieht der affig aus«, ist der einzige Gedanke, den ich fassen kann. Ich stehe unter Schock, kein Zweifel.
    »Ich geh mir erst mal ’n Kaffee holen«, bringe ich schließlich heraus und flüchte in die Teeküche, wo Renate Gott sei Dank immer noch zugange ist. »Ich hab noch versucht, dich zu warnen«, sagt sie mitfühlend, als sie mein Gesicht sieht. »Nimm’s nicht so schwer. Die paar Wochen mit dem Typen bringst du mit links hinter dich. Du weißt doch inzwischen selbst, dass es ’ne Menge schlimmere Dinge im Leben gibt, stimmt’s?«
    Ich nicke und schäme mich heftig für den Ärger, der sich innerhalb von Sekundenbruchteilen in mir ausgebreitet hat, ganz so, als hätte es die buddhistische Gelassenheit meines neuen Lebens nie gegeben.
    »Weißt du, vielleicht ist er sogar ganz nett. Versuch doch einfach, ein paar gute Seiten an ihm zu entdecken. Er hat bestimmt welche! Wirst schon sehen, die machen sein Businessgeschwafel gleich leichter erträglich.«
    Ich schaue sie zweifelnd an. »Du meinst, ich werde ihn und sein Aftershave besser ertragen, wenn ich herausfinde, dass er Vegetarier ist und bei Titanic geweint hat? Also ich weiß nicht.«
    » SPRIN-GER ! Müssen Sie für meinen Kaffee erst in Kolumbien die Bohnen pflücken, oder was ist los? Ich muss Ihnen wohl mal wieder eins auf die Nase geben!«
    »Versuch’s einfach! Was anderes bleibt dir eh nicht übrig. Außer natürlich, du schmeißt dem Meidner seinen Kram vor die Füße und gehst jetzt erst mal auf deine heiß ersehnte Frankreichreise.«
    Sie nimmt das Kaffeetablett, flüstert noch »Ich sollte ihm eine kleine Nussecke dazu servieren, findest du nicht auch?« und verschwindet in

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