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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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schöner als das andere. In einen exklusiven Traum vom Wohnen am Wörthsee mit einem grünen Bereich für Feng-Shui-Liebhaber und offenem Kamin für alle Wohnstile habe ich mich sogar spontan verliebt. Auch das außergewöhnliche Bauernhaus in sonniger Lage mit Kammermusikambiente und Außenwhirlpool fand ich auf Anhieb interessant. Obwohl mir nicht ganz klar war, was genau mit Kammermusikambiente gemeint war.
    Doch leider Gottes sind die Mieten für diese Objekte nur bezahlbar, wenn man bei der Glücksspirale die 7.000 Euro monatliches Haushaltsgeld bis zum Lebensende gewonnen hat.
    Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich mehr in Richtung freundliche Doppelhaushälfte, wunderschönes Reihenmittelhaus und witzig renovierter Bungalow zu orientieren. Natürlich alle idyllisch und ruhig gelegen, aus hochwertigen Materialien erbaut, lichtdurchflutet, mit hohem Freizeitwert, herrlicher Südterrasse oder wenigstens Südbalkon.
    Recht bald sind wir zum ersten Mal auf Besichtigungstour gegangen. Ein komplett renoviertes Haus mit großem Grundstück in Fast-Alleinlage bei Lenggries anschauen. Ein absolutes Schnäppchen, hatte die Maklerin erzählt. Und sie hat nicht gelogen: Das Haus ist wirklich ein Schnäppchen. Jedenfalls für Lidl -Fans, die die Geburt einer neuen Filiale gleich unterhalb ihres Gartens live mitverfolgen wollen.
    Wo wir einmal in der Ecke waren, besichtigten wir auch gleich die luxuriöse DHH mit EFH -Feeling in Garmisch und eine liebevoll gestaltete Doppelhausvilla im mediterranen Stil mit Zugspitzblick. Belmondo hatten wir wohlweislich zu Hause gelassen. Und es stellte sich recht schnell raus, dass das auch gut so war. Denn auch ohne ihn war unser Katzenjammer groß genug.
    In Wirklichkeit sehen die Häuser halt immer ganz anders aus als im Internet. Oder es wird einfach nicht die ganze Wirklichkeit gezeigt. Bei der luxuriösen DHH zum Beispiel hätte uns ein Foto des konsequent in Braungelb gehaltenen 70er-Jahre-Badezimmers die Viertelstunde Irrfahrt durch Garmisch glatt erspart. Und dass zwischen der Doppelhausvilla und dem Zugspitzblick mehrere Hochspannungsmasten dicke Überlandleitungen durch die Aussicht ziehen, hatte mir auch keiner gesagt.
    »Du musst schon ein bisschen Geduld haben. Statistisch gesehen muss man 64,5 Objekte besichtigen, bis man das richtige findet«, tröstet Thomas mich, als wir am frühen Abend erschöpft beim »Fischmeister« am Starnberger See zusammensitzen.
    Nachdenklich schaue ich durch die kleinen Fenster des umgebauten Gutshauses hinaus auf den See. 64,5 Besichtigungen. Auf jede Besichtigung kommen mindestens sieben Objekte, die bereits nach eingehender Prüfung der im Internet verfügbaren Informationen durch den Rost fallen. Macht nach Adam Riese über 451,5 zu sichtende Internetangebote. Mindestens.
    »Du willst doch jetzt nicht etwa die Flinte ins Korn werfen, nur weil das Traumhaus auf Anhieb nicht dabei war!«, mahnt Thomas mich zärtlich. »Denk dran, wie schön wir drei es haben werden, wenn wir erst auf dem Land leben. Die gute Luft! Die himmlische Ruhe!«
    Ich schlucke. Über die himmlische Ruhe habe ich mir während unserer Besichtigungstour auch ein paar Gedanken gemacht. So was ist ja im Urlaub ein Traum. Häuschen im Grünen, statt Verkehrslärm nur fröhliches Vogelgezwitscher und so. Doch auf Dauer besteht die nicht unerhebliche Gefahr, dass himmlische Ruhe zu bodenloser Langeweile mutiert.
    Mal abgesehen von dieser eher philosophischen Betrachtung wird mir schon ganz anders, wenn ich nur daran denke, jeden Tag vom Tegernsee oder von Garmisch mit dem Bummelzug nach München rein und abends wieder zurückfahren zu müssen.
    Selbst wenn meine Mutter mir ihr Auto schenkt – was sie zu Lebzeiten mit Sicherheit nicht tun wird –, müsste ich täglich zwei Stunden Fahrt zur besten Rushhour-Zeit einplanen. Oder mich auf eine komplizierte Mitfahr- und S-Bahn-Kombination mit Thomas einlassen. Und außerdem: Bei strahlendem Sommersonnenschein ist das ja vielleicht alles ganz nett. Aber spätestens nach dem ersten 14-tägigen Tiefdruckgebiet mit ergiebigem Nieselregen werde ich vom Landleben die Nase voll haben.
    »Keine Sorge, so schnell lass ich mich doch nicht entmutigen!«, behaupte ich lächelnd.
    Jetzt am besten gleich den Stier bei den Hörnern packen.
    »Aber vielleicht sollten wir versuchen, ein Traumhäuschen zu finden, das im S-Bahn-Einzugsbereich liegt? So mittelweit von München entfernt, wo die Bahnen noch alle 20 Minuten fahren? Das ruhige

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