Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
verabschiedeten, hatte sie uns von einer wissenschaftlichen Studie erzählt. Forscher haben festgestellt, dass Frauen, statistisch gesehen, heutzutage zwar reicher, gesünder, erfolgreicher, gebildeter und sexuell befreiter sind als jemals zuvor – aber komischerweise trotzdem immer unglücklicher werden.
Das wollte ich erst gar nicht glauben. Doch ich muss sagen, wenn ich mir Neele, Martina und mich so anschaue, taugen wir momentan nicht unbedingt als Beweis des Gegenteils. Von Glück und Frohsinn keine Spur, dafür Midlife-Crisis, so weit das Auge reicht.
Was nützt uns diese ganze Frauenbefreiung, wenn wir es nicht gebacken kriegen, auch was Schönes damit anzufangen?
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S chlechte-Laune-Schäden im Job können Sie ganz einfach vermeiden, indem Sie die anderen gleich morgens warnen: ›Heute ist nicht mein Tag.‹ Dann weiß jeder gleich Bescheid und kommt Ihnen nicht zu nahe.«
Danke vielmals, neunmalkluges Anti-Stress-Buch. Super Idee. Aber was macht man, wenn sich die schlechte Laune länger hinzieht? Ich werde kaum bis zum Erreichen des Rentenalters tagtäglich »Heute ist nicht mein Tag« murmeln und darauf hoffen können, dass die anderen diese niedliche Warnung tatsächlich beherzigen und mir nicht allzu sehr auf den Geist gehen.
Zumal sich die Zauberformel beim Hauptverursacher meiner Stimmungsstörungen am Arbeitsplatz sowieso regelmäßig als wirkungslos erweist. Oder sogar zum Rohrkrepierer wird. So wie heute Morgen. Da habe ich nicht richtig aufgepasst und musste prompt mit dem Meidner Aufzug fahren. Auch nicht gerade ein Ereignis, das einem den Montagmorgen versüßt.
Um dieses blöde Fahrstuhlschweigen zu vermeiden, dachte ich mir jedenfalls, ich könnte den »Nicht-mein-Tag«-Satz mal wieder an Joe ausprobieren. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.
»Das sieht man. Mensch, Sandy-Babe, du siehst echt scheiße aus! Also vor dem Schnurer-Event solltest du unbedingt noch ein paar Mal auf die Sonnenbank, sonst denken die Gäste noch, ich sei ein Sklaventreiber!«
Meidners glucksendes Lachen erfüllte den Aufzug. Angstschreie aus seinem Munde wären mir in diesem Moment bedeutend lieber gewesen. Doch erstens hatte ich dummerweise meine Maschinenpistole zu Hause vergessen, und zweitens befanden sich fünf weitere Personen mit uns im Aufzug. Zu viele Zeugen, die ich ebenfalls alle hätte niedermähen müssen.
Jedenfalls, wenn ich so ein Racheengel wäre wie diese dünne blonde Braut aus Kill Bill .
Bin ich aber nicht. Ich bin nur Sandra Heller. Und die hat sich noch nicht mal getraut, ihrem Chef ein kesses »Apropos Aussehen: Vor wie vielen Jahren hast du eigentlich zum letzten Mal in den Spiegel geguckt?« zu entgegnen. Geschweige denn, ihm auch nur ein einziges seiner gelbgrauen Resthaare zu krümmen.
Stattdessen flüchtete ich – kaum hatten sich die Aufzugstüren geöffnet – wortlos auf die Damentoilette, erging mich in Mordfantasien und erneuerte mein Make-up. Mühsam gelang es mir, mich über diesen demoralisierenden Wochenanfang hinwegzutrösten, indem ich mir zehn Minuten lang halblaut »Es kann nur besser werden« vorbetete.
Ziemlich naiv. Denn ich habe die Rechnung natürlich ohne meinen Lieblingskollegen Manuel gemacht. Der Countdown für unser großes Rasenmäher-Event läuft, unsere gemeinsame To-do-Liste würde, legte man die Seiten aneinander, von München bis Augsburg reichen, die Checkliste, die Herr Dr. Schnurer »zur Sicherheit« für uns verfasst hat, erinnert umfangmäßig an Meyers Großes Konversationslexikon – und der blöde Manuel hat nichts anderes zu tun, als am Telefon mit irgendeinem Kumpel ausufernd über diese neuen Spieler zu diskutieren, für die der FC Bayern 70 Millionen hingelegt hat.
Zweimal bin ich wutentbrannt in sein Büro gestürzt, weil seine Leitung belegt war. Zweimal machte er mir beschwichtigende Zeichen – wie ich diese »Jetzt-reg-dich-mal-wieder-ab«-Geste hasse – und laberte fröhlich weiter über seine Ribérys und Lucatonies.
Beim dritten Mal trete ich entschlossenen Schrittes an seinen Schreibtisch und ziehe den Telefonstecker aus der Buchse.
»Bist du verrückt? Das war der Head of Marketing von adidas, mit dem stehe ich ganz kurz vor einem super Deal für einen Messestand!«, brüllt Manuel.
»Und wenn’s der Papst persönlich mit einem Zehnjahresvertrag für den Weihnachtsmarkt im Vatikan wäre – wir müssen uns jetzt erst mal um den Schnurer kümmern!«, brülle ich zurück. »Glaubst du etwa, ich mach die ganze Arbeit
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