Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
umsetzen wollen. Manuel redet etwas schneller weiter.
»Ich hab ihn gefragt, was denn mit dir ist. ›Die Heller hab ich so gut wie abgeschossen. Ist mit Ferdi alles geklärt, schon seit der letzten Mitarbeiterbeurteilung‹, hat er geantwortet. Mit diesem schmierigen Schweinchen-Schlau-Gesichtsausdruck, du weißt schon.«
»Und warum erzählst du mir das alles? Dein Bett ist doch offenbar bereitet, musst nur noch reinspringen!«, sage ich verbittert.
»Sandra, you won’t believe it, aber ich mag dich gut leiden. Und zwar obwohl du mir mit deiner gestressten Art manchmal wahnsinnig auf den Nerv gehst. Und …« – er macht eine Kunstpause – »… obwohl ich weiß, dass diese Sympathie nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Du hast schließlich nie einen Zweifel daran gelassen, dass du mich für ein arrogantes Arschloch hältst. Man kann auch nicht unbedingt sagen, dass du dir besondere Mühe gegeben hättest, die eine oder andere gute Seite an mir zu discovern. Stimmt’s?«
Peinlich berührt schlage ich die Augen nieder. Was meine Wangen nicht daran hindert, sich feuerrot zu färben. In meinen Hirnwindungen jagen Gedankenfetzen wild durcheinander, nur um sich plötzlich in seltener Einmütigkeit um einen Satz aus Martinas Meditationskalender zu scharen: »Wahrheiten, die man besonders ungern hört, hat man besonders nötig.«
Ich hasse dieses Ding.
» Anyway. Ich hau hier sowieso bald ab. Hab vor ein paar Tagen ein super Offer bekommen, das ich wohl annehmen werde. Du glaubst doch nicht etwa, ich werde auf diesen fadenscheinigen Vorschlag eingehen und dann für den Meidner und seinen Saftladen die ganze Arbeit machen? Noch dazu auf dem Rücken einer Kollegin, die er auf die ganz fiese Nummer ausgebootet hat?«
Manuel lächelt mich an. Er lächelt ! Anstatt mich für meine Borniertheit mindestens drei Köpfe kleiner zu machen, was – wie mir in den letzten 45 Sekunden glasklar geworden ist – mehr als gerechtfertigt wäre.
Oh Mann, fühle ich mich schlecht. Doch der dunkelblaue Meidner-Velours in Manuels Büro tut sich nicht auf, um mich zu verschlucken. Er lässt mich einfach vor seinem Schreibtisch stehen. Erbarmungslos.
»Ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, stottere ich. »Ich weiß auch nicht, was ich jetzt machen soll. Der Joe hat doch immer gesagt, ich sei sein bestes Pferd im Stall …« Mir versagt die Stimme. Das ist alles zu viel für mich. Irgendwie fühlt es sich fast noch schlimmer an als der Moment damals beim Frauenarzt, als ich von der Diagnose erfuhr.
»Kopf hoch, Sandra, ist doch nur ein Job und nicht dein Leben. You will survive. Du hast in der letzten Zeit deutlich Schlimmeres überstanden, da stehst du diese Zwergenschikane doch locker durch. Allerdings fände ich es echt great, wenn du jetzt nicht gleich zum Meidner rennen und ihn lautstark zur Rede stellen würdest. Mir ist zwar im Prinzip egal, was der Kerl über mich denkt. Aber es gibt bestimmt eine wesentlich elegantere Lösung für dein Problem. Denk ein bisschen drüber nach, ehe du was unternimmst. So, und jetzt muss ich wirklich dringend zum Schnurer, den Nachmittag verschwafeln«, grinst er.
Als er die Klinke schon in der Hand hat, flüstert er augenzwinkernd: »Rache ist übrigens ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt! Wusstest du das?«
v v v
Lieber Gott, lass mich jetzt dem Meidner nicht begegnen, sonst passiert ein Unglück. Ich lausche einen Moment an Manuels Tür, bevor ich sie öffne. Alles ruhig. Oder fast: Aus Meidners Büro dringt Fußballpublikumsgegröle. Wahrscheinlich guckt er wieder Eurosport. Er hat sich erst vor Kurzem einen neuen Flachbildschirm für sein Büro gegönnt, natürlich rein zu Repräsentationszwecken.
Ich husche auf die Damentoilette. Um mein Make-up zu restaurieren und mich ein bisschen zu sammeln. Beides hängt ja eng zusammen, wie sicherlich jede Frau sofort bestätigen wird, die schon einmal nach einer Büroschreierei Zuflucht in diesen gekachelten Meditationsräumen gesucht hat.
»Was ist denn mit dir los? Mal wieder mit Manuel aneinandergeraten?« Renate steht plötzlich neben mir am Waschbecken und legt mitfühlend eine Hand auf meine Schulter. Ich schlucke. Ich habe ihr Mitleid nicht verdient. Oder jedenfalls nicht so richtig. Ich schlucke noch einmal. Dann hole ich tief Luft und erzähle ihr alles. Sogar, wie sehr ich mich nun für mein Verhalten Manuel gegenüber schäme. Obwohl ich das am liebsten weglassen würde. Bei aller weiblichen Bereitschaft zur
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