Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
ja nicht, was Sie heute noch vorhaben, aber ich muss jetzt dringend was wegarbeiten« vor die Tür zu setzen.
Diesen Satz habe ich heute eine gefühlte Ewigkeit auf der Zunge hin und her geschoben wie einen abgelutschten Kirschkern. Natürlich ohne mich zu trauen, ihn endlich auszuspucken. So was kann ich vielleicht Manuel sagen. Aber keinesfalls Herrn Dr. Schnurer – er ist schließlich derzeit einer unserer wichtigsten Kunden.
Obendrein läuft der Countdown für sein Rasenmäher-Event. Freitag in einer Woche wird es stattfinden. Und der Schnurer ist jetzt schon so nervös, als ginge es nicht um eine erweiterte Betriebsfeier, sondern um die Eröffnung der Olympischen Spiele.
Entsprechend intensiv müssen Manuel und ich ihn in dieser heißen Phase betreuen. Befehl von Joe. Vor allem: Befehl von Ferdi Hinterhuber. Und der ist in der Wahl seiner rhetorischen Mittel nicht zimperlich, wenn jemand es wagt, seine bayerische Gemütsruhe mit geschäftlichem Ärger zu stören. Die Szene vor ein paar Jahren, als er Joe zusammenbrüllte, dass die Lampen an der Decke zitterten, gehört zu den wenigen Highlights meiner Tätigkeit in dieser Firma.
Mir selbst möchte ich einen solchen Zusammenstoß natürlich nach Möglichkeit ersparen. Deshalb höre ich mir nun schon seit Stunden gottergeben alles an, was Herr Dr. Schnurer so kurz vor seiner Veranstaltung noch an Wünschen und Sorgen hat. Aber nun sind wir mit meinem Verantwortungsbereich durch, und ich darf alles Weitere Manuel überlassen.
Während ich mit wachem Blick demonstriere, wie sehr mich die Frage der Steckdosenpositionierung am Veranstaltungsort fasziniert, denke ich über einen Kostenvoranschlag nach, der heute Morgen in meiner Post lag. Leihmiete, ziemlich happig. Für den Einsatz eines audiovisuellen Business-Media-Centers von Bang & Olufsen auf dem Grünthal-Event.
Offenbar für genau das gleiche Ding, das der Meidner erst vor ein paar Monaten für die Firma angeschafft hat.
»Alle unsere Messe- und Event-Kunden wollen heutzutage so was für ihre Veranstaltungen haben. Wenn wir denen unsere Technik für teures Geld vermieten, hat sich die Anschaffung doch in null Komma nix amortisiert!«, hatte er mir unwirsch erklärt, als ich damals zu fragen wagte, warum ich eine so hohe Rechnung abzeichnen sollte.
Eine einleuchtende Erklärung. Nur dass der Kostenvoranschlag für den Einsatz des Business-Media-Centers auf dem Rasenmäherempfang nicht von uns stammt, sondern von einem Veranstaltungstechnik-Verleih. Sehr seltsam.
Meine Neugier ist geweckt. Nichts hält mich mehr auf meinem Stuhl, zumal Dr. Schnurer Manuel gerade mit viel Liebe zum Detail von der Feier erzählt, die er damals zum 50. Geburtstag des Firmengründers ausgerichtet hat.
Mit einer gemurmelten Entschuldigung verlasse ich mein Büro und husche in Renates Vorzimmerdamenkämmerchen. Der Moment ist günstig. Der Meidner hat sich gerade verabschiedet. Er ist zu einem Businesslunch eingeladen und wird erfahrungsgemäß erst am späten Nachmittag wieder ins Büro kommen. Wenn überhaupt.
Renate weiß sofort, worum es geht. »Die Kiste stand doch erst ein paar Tage unter Joes Besuchertisch«, sagt sie munter. »Ich erinnere mich so genau, weil ich jedes Mal gedacht habe, dass unsereins für so ’n Teil ein paar Monate arbeiten muss. Dann haben wir das Gerät an die Clolux-Leute vermietet, für die Sanitärmesse Anfang Juli – weißt du noch? Seitdem müsste es eigentlich im Lager sein und brav auf seinen nächsten Einsatz warten.«
Kurzerhand greift sie zum Telefon und ruft im Lager an. »Was? Derzeit nicht im Bestand? Ja, ist das Teil denn verliehen oder was?«
Während am anderen Ende der Leitung unser Lagerleiter wortreich Auskunft gibt, breitet sich auf Renates Gesicht ein Grinsen aus wie rosa Tinte auf Löschpapier. »Du, danke, dass du das für mich nachgeschaut hast.«
»Der gute Joe«, sagt sie feixend, nachdem sie aufgelegt hat. »Opfert seine kostbare Freizeit, um diese teure Anschaffung höchstpersönlich einem ausgedehnten Belastungstest zu unterziehen.«
Ich muss ziemlich verständnislos gucken, denn sie redet gleich weiter: »Das Teil ist jedenfalls von der Sanitärmesse nicht mehr zurück ins Lager gekommen, sondern wurde laut Lieferschein an Meidners Privatadresse geliefert.«
Irritiert frage ich mich, für welches Firmen-Event Joe demnächst seine eigene Villa als Location zur Verfügung stellt.
So was nennt man »voll auf der Leitung stehen«, glaube ich. Denn plötzlich
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