Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
alleine, während du hier einen auf Fußballexperte machst und dich gemütlich am Bauch kratzt?«
»Was heißt hier gemütlich am Bauch kratzen – ich bin total im Stress! Gleich hab ich ein Meeting mit dem Schnurer, noch ein paar Sachen besprechen. Das wird dauern – rechne heute besser nicht mehr mit mir.«
Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr lässt mich endgültig zur Furie mutieren. »Es ist gerade mal drei Uhr, und du willst für den Rest des Tages mit diesem Schwätzer schwafeln, anstatt hier deinen Job zu machen? Wir hinken dem Zeitplan doch jetzt schon hinterher! Wenn wir die Sache ordentlich über die Bühne bringen wollen, müssen wir jetzt mal langsam die Ärmel hochkrempeln und die ersten Nachtschichten einlegen, sonst schaffen wir das doch nie!«
»Lass mich mal eins klarstellen«, erwidert Manuel gefährlich leise. »Meine Arbeitsweise geht dich nichts, aber auch gar nichts an. Hauptsache, der Schnurer ist am Ende happy, okay? Falls es dir entgangen sein sollte: Im Business ist inzwischen management by objectives angesagt. Da gehen der Joe und ich völlig konform! Wenn das Ziel erreicht wird, ist der Weg dahin irrelevant! Also halt einfach die Klappe und kümmer dich um deinen eigenen Job, anstatt mir ständig reinzuquatschen! Was mischst du dich da überhaupt rein? So wie du hier powerst, könnte man glatt meinen, du hast schon wieder vergessen, dass du vor ein paar Monaten erst todkrank warst! Hast du denn eigentlich gar nichts dazugelernt?«
Verdammt. Das hat mir doch Martina erst neulich um die Ohren gehauen. Hat sie etwa hinter meinem Rücken mit diesem Typen über mich getratscht?
Tränen wollen mir in die Augen schießen. Ganz ruhig, Sandra, beschwöre ich mich verzweifelt. Vor den Augen des Gegners loszuflennen ist für Frauen absolut tabu. Selbst wenn ein Angriff noch so deutlich unter die Gürtellinie geht. Sonst heißt es gleich wieder »Heulsuse« und dass man Frauen schon allein deshalb nicht in Führungspositionen holen darf, weil sie ihre Gefühle nicht im Griff haben.
»Das ist ja wohl das Letzte!«, kreische ich. Im Zweifelsfall lieber schreien als schluchzen, hat Neele mal gesagt.
»Wenn wir am Freitag unser Ziel erreichen, liegt das bestimmt nicht an deinem dummen Gequatsche, sondern an meiner Arbeit! Wenn hier alle so wären wie du, dann gäb’s nur Business-Lunches und Think Tanks, und alle würden sie nur noch gespreizt rumlabern, anstatt ihre Aufgaben zu erledigen! He, draußen steht die Krise vor der Tür, schon gehört? Da kann ich nicht einfach sagen: ›Sorry, ich war krank und muss mich schonen, ich komm dann mal so um zehn und geh dafür schon um fünf.‹ Die Zeiten sind hart, da müssen wir alle mitanpacken! Uns nicht ein Bein ausreißen, sondern beide, wenn wir unseren Job behalten wollen!«
Manuel guckt spöttisch, was mich nur noch weiter auf die ohnehin schon ziemlich hohe Palme treibt.
»Was grinst du denn so blöd? Wenn der Schnurer nicht zufrieden ist, wird Joe uns beide keine 24 Stunden später hochkant rausschmeißen, da kannst du Gift drauf nehmen!!«
Manuels Blick wandelt sich von spöttisch zu eisig. »So, so. Also, was dich betrifft, so erlaube ich mir, dich darauf hinzuweisen, dass du dir gerade völlig umsonst deine beiden hübschen Beine ausreißt. Du stehst nämlich sowieso auf der Abschussliste!«
Mir wird auf einen Schlag eiskalt. Gefühlte zwei Liter bisher mühsam unterdrückter Tränen schießen mir in die Augen, als ob da drinnen irgendwo jemand eine Staumauer weggesprengt hätte.
Kurz durchzuckt mich der Gedanke an meine nicht wasserfeste Wimperntusche. Er wird jedoch weggespült von einem überwältigenden Gefühl der Verzweiflung.
»Wer sagt das? Woher weißt du das? Du willst mich doch nur verunsichern, du Arsch!«
Schniefend und schluchzend starre ich ihn an. Ich rechne damit, Hohn in seinen Augen zu sehen. Schon allein wegen der schwarzen Schlieren, die mein Gesicht wahrscheinlich in diesem Moment überziehen. Doch zu meiner Überraschung ist jede Kälte aus Manuels Blick verschwunden.
»Er hat’s mir vor ein paar Wochen gesteckt, als wir nach dem Mega-Event Bayern gegen Schalke noch auf ein paar Drinks losgezogen sind. Nach dem dritten Glas wird er immer ziemlich redselig. ›Mensch, Manu, du als stellvertretender Geschäftsführer – wir beide wären doch ein Bombenteam!‹, hat er gesagt.«
Der Kerl soll meine Beförderung kriegen? Ich muss aussehen, als würde ich eine meiner aktuellen Mordfantasien spontan in die Tat
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