Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
Vom Netzwerk:
irgendwann erschöpft.
    »Darauf haben die Kollegen bewusst verzichtet, aufgrund ethischer Bedenken. Gefahr von Nachahmungstätern, du verstehst schon«, antwortete Thomas liebevoll und las weiter vor.
    Klar verstand ich. Enttäuscht ließ ich Prozentzahlen, Kennziffern und Soziologenchinesisch durch meine Ohren rauschen und wandte mich Belmondo zu. Er lag auf meinem Schaukelstuhl. Als er meinen Blick bemerkte, drehte er sich seufzend auf die andere Seite und legte eine Vorderpfote über die Augen. Offenbar war er von Thomas’ Vortrag genauso begeistert wie ich.
    Oder er wollte einfach nur schlafen. Was ich gut nachvollziehen konnte, denn mir ging es ähnlich.
    Erst die ganze Aufregung, dann die Spaghetti mit zwei Glas Rotwein und jetzt auch noch dieser einlullende Monolog … Mir fielen die Augen zu. Beim ersten Mal riss ich sie vor Schreck gleich wieder auf, um pflichtschuldigst weiter zuzuhören. Thomas hielt diesen Vortrag doch nur für mich.
    Dann aber muss mein Schlafbedürfnis irgendwann größer gewesen sein als mein Pflichtbewusstsein. Jedenfalls wachte ich erst im Morgengrauen wieder auf.
    Und zwar genau da, wo ich eingeschlafen bin. Auf unserem Fernsehsofa.
    Sorgsam zugedeckt und ohne Schuhe, aber ansonsten komplett angezogen. Frust machte sich in mir breit wie ein Ölteppich in der Nordsee.
    Ja und, Sandra? Was hast du erwartet? Dass Thomas dich liebevoll entkleidet und deine Siebzig-auf-Einsachtzig mühelos in seinen starken Armen auf das gemeinsame Nachtlager bettet? Dass er versuchen würde, dich nach der langen Trennung mit ausgesuchten Zärtlichkeiten sanft zu wecken, um sich sodann leidenschaftlich mit dir zu vereinigen? Womöglich sogar mehrfach? – Also nee, Kindchen, da bist du wirklich total im falschen Film.
    v v v
    Ich könnte jetzt mal wieder versuchen, dieser Daily Soap um eine erotisch unterforderte Mittvierzigerin mit vollem Körpereinsatz eine Wende in Richtung Porno zu geben. Immerhin ist es so früh, dass Thomas noch im Bett liegt und schläft. Sein Klassik-Radiowecker wird ihn erst in einer halben Stunde zu seiner Joggingtour wachfiedeln.
    Also gehe ich ins Schlafzimmer, setze mich auf die Bettkante – und starre auf Thomas’ feingerippte Unterwäsche. Kaum vorstellbar, dass er sie freiwillig auszieht, um sich von mir sein bestes Teil liebkosen zu lassen.
    Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt, schießt es mir durch den Kopf. Es steht schließlich nirgends geschrieben, dass Frauen immer ergeben darauf warten müssen, bis ihr Kerl sie verführt. Vielleicht bin ich da tatsächlich ein bisschen zu zurückhaltend, wie Neele mal gesagt hat.
    Jetzt müsste die Gelegenheit günstig sein. Schon allein wegen der natürlichen Unterstützung durch den Morgenlatte-Faktor. Entschlossen will ich mich von hinten an Thomas kuscheln. Ihm erst ganz zahm den Rücken massieren und mich dann wie beiläufig in zentralere Regionen vorarbeiten.
    Da fällt mir plötzlich wieder ein, dass ich diesen Trick vor ein paar Wochen schon einmal ausprobiert habe. Mit einem erstaunlichen Resultat.
    Erstaunlich allerdings nicht etwa, was die Wirksamkeit des Tricks betrifft. Sondern mehr im Hinblick auf das Tempo, mit dem Thomas aus dem Bett sprang und sich im Bad vor mir in Sicherheit brachte.
    Mann, war das deprimierend! Ich meine, ich habe mich ja inzwischen eigentlich daran gewöhnt, dass Thomas’ Libido wieder auf das Niveau eines greisen Benediktinermönchs geschrumpft ist. »Sex ist nicht alles« und so.
    Doch als liebende Ehefrau kann man trotzdem nicht anders, als sich manchmal ein paar Fragen zu stellen.
    Fragen, mit denen ich mich an diesem Wochenende allerdings nicht auch noch rumschlagen will. Anstatt antriebslos über meinem Sexfrust zu brüten, sollte ich mich lieber um meinen anstehenden Arbeitskampf kümmern.
    Seufzend motte ich meinen Traum von der Morgenlatte wieder ein und springe aus dem Bett.
    Im Bad beäuge ich vor dem Spiegel kritisch die Neuzugänge unter meinen grauen Haaren. So viele sind es gar nicht, trotz der Herausforderungen der letzten Monate. Eigentlich sehe ich sogar ziemlich gut aus, wenn man von den Augenringen mal absieht. Und obwohl es jetzt schon länger her ist, kann ich mich noch ganz genau daran erinnern, dass Benno mich damals überaus erotisch fand.
    Vielleicht ist mein Mann ja schwul.
    Glückwunsch, Sandra! Wie lange ist es her, dass du dir fest vorgenommen hast, dir zum Thema Thomas und Sex keine weiteren Fragen zu stellen? Zwei Komma acht Minuten? Na super, da

Weitere Kostenlose Bücher