Weniger arbeiten, mehr leben
sein wird, wie es einmal war.
Ein letzter Ratschlag zum Thema Selbstständigkeit: Viele Downshifter starten ihre Existenzgründung, während sie gleichzeitig bei ihrem alten Arbeitgeber weiter beschäftigt bleiben oder projektweise für ihre alte Firma arbeiten. Ähnlich wie schon im Kapitel 8 angesprochen, ist dies eine geradezu klassische Strategie des Downshiftings und eine perfekte Möglichkeit, einen sicheren Weg einzuschlagen, bevor Sie alle Brücken hinter sich abbrechen. Natürlich ist diese Option für eine Übergangsfrist stressiger als alles, was Sie vorher getan haben. Der Vorteil besteht darin, dass Sie relativ risikolos die Tragfähigkeit Ihres Konzepts testen können – |171| und auch, wie Sie persönlich und Ihre Familie mit einer Existenz als Selbstständiger zurechtkommen. Anders gesagt: Sie fahren (und finanzieren) in dieser Zeit einen Leihwagen, während der alte noch in der Garage steht und jederzeit wieder hervorgeholt werden kann.
Setzen Sie sich für diesen Zeitraum auf jeden Fall feste Termine und eindeutig nachprüfbare Ziele. Beispielsweise eine feste Anzahl von Kunden oder eine bestimmte Anzahl verkaufter Produkte, die für Ihr wirtschaftliches Überleben notwendig sind. Wenn Sie diese Ziele nicht erreichen, könnte es sinnvoll sein, sich nach einer gewissen Frist zu entscheiden: Für ein Leben als Downshifter, der sich neben der Arbeit vielen anderen Dingen widmet oder für ein Leben als Unternehmensgründer, der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für längere Zeit noch mehr arbeiten wird als jemals zuvor.
Soviel also zu den Segnungen und Gefahren der Selbstständigkeit. Und damit sind Sie auch schon fast am Ende des dritten Meilensteins angelangt. Sie haben den Preis Ihres neuen Autos beziehungsweise das Modell festgelegt, und inzwischen sollten auch Dinge wie Wartungs-, Versicherungs- und Benzinkosten keine offenen Posten mehr sein: Sie wissen, wie deren Finanzierung durch Ihren neuen Job aussehen kann.
Bevor Sie auf den vierten Meilenstein zusteuern, widmen wir uns einem Aspekt, der auf den ersten Blick jeden Downshifting-Plan durchkreuzt: Jobverlust und Kündigung. Keine Sorge jedoch – mit den richtigen Konsequenzen und Planungen kann auch ein Rauswurf der Start zu einem erstklassigen Neuanfang sein.
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|172| Jobverlust bedeutet nicht Zukunftsverlust
Angenommen ... einmal angenommen der Ernstfall ist tatsächlich eingetreten. Vielleicht ist es eine Woche her, vielleicht drei Monate, vielleicht auch erst zwei Stunden: Sie sind gefeuert worden, mehr oder minder überraschend, und wenn Sie jetzt an den Moment zurückdenken, an dem Sie es erfuhren, spüren Sie noch immer diese kalte Welle aus Wut, Enttäuschung und Resignation. Gestehen Sie es sich ruhig ein, schließlich bleibt es zwischen zwei Buchdeckeln: Mit größter Wahrscheinlichkeit hat Ihr Jobverlust auch eine mehr oder minder starke Identitätskrise ausgelöst. Sie denken an die Firma zurück, die Sie einst mit großartigen Versprechungen ins Boot holte, an die Aufstiegschancen und die Aussichten, von denen noch vor nicht allzu langer Zeit die Rede war, an die zehn oder zwölf Stunden täglich, in denen Sie Ihr Herzblut investiert haben. Vorbei. Den alten Arbeitgeber – eben noch ein sicherer Hafen, eine Gemeinschaft, der Sie gerne angehörten – gibt es jetzt nicht mehr. Stattdessen Vorgesetzte, die sich hinter inhaltsleeren Floskeln verschanzen, und Kollegen, die nur noch froh sind, dass es sie nicht selbst erwischt hat. Die Folgen für Sie persönlich: Sie sind jetzt entweder frustriert oder wütend oder todtraurig oder alles auf einmal. Es wäre kein Wunder. Gerade für erfolgsverwöhnte und leistungsorientierte Menschen bedeutet Jobverlust häufig auch Gesichtsverlust. Wer sich im Beruf über die Maßen engagiert, geht bei einer Kündigung oft durch ein regelrechtes Trennungstrauma, das Psychologen sonst nur vom Zerbrechen inniger, persönlicher Beziehungen kennen. Dass viele Firmen in Sachen Arbeitsplatzabbau und Kündigung oft nicht gerade zimperlich sind, macht die Lage nicht eben besser.
Der erste Gedanke, den die frisch Gekündigten nicht selten haben, ist: Gas geben. Auf den Tisch hauen, den alten Arbeitgeber auf Zahlung einer |173| anständigen Abfindung verklagen und möglichst schnell einen neuen, noch spannenderen, noch schnelleren Job finden, in dem so etwas natürlich nie wieder passieren darf. In Wahrheit ist das keine gute Idee. Wenn es Ihnen so geht, wie hier beschrieben,
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