Weniger arbeiten, mehr leben
Ihrem Lebenspartner ins Theater/mit Ihrem Sohn auf den Fußballplatz/mit Ihren Freunden zum Kanufahren zu gehen, nehmen Sie den Satz »Heute geht’s leider nicht, da hab ich noch einen wichtigen Termin« in einem völlig neuen Zusammenhang in Ihr Vokabular auf. Wenden Sie ihn immer dann an, wenn der Job Ihnen Zeit auf Kosten des Lebens stehlen will – und nicht mehr umgekehrt.
Dann sollten Sie verstärkt den Kontakt zu den (Ex-)Kollegen suchen. Wenn man sich zum Mittagessen oder abends auf ein Bier oder ein Glas Wein trifft, lassen sich die alten Beziehungen schnell und unkompliziert auffrischen. Gleichzeitig bieten solche Treffen die Gelegenheit, in den alten Beruf und die alte Firma hineinzuschnuppern und herauszufinden, wie man am besten dorthin zurückfindet. Der letzte und wichtigste Tipp: Was auch immer Sie nach Ihrem Ausflug in die Welt jenseits der Autobahn unternehmen, erwarten Sie nicht, gleich am ersten Tag wieder so loslegen zu können, als wären Sie nie draußen gewesen. Eine Menge hat sich verändert. Nicht nur im Unternehmen, sondern auch in Ihnen selbst.
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Eine neue Zeitrechnung: Vom ersten Tag bis in die Zukunft
Wie sieht’s aus? Zuckt der Gasfuß oder sehen Sie bereits den Horizont jenseits der Autobahn? Haben Sie Angst, den Karriere-Blues zu bekommen oder ist es eher ein Karriere-Kater, gegen den eine kalte Dusche und etwas frische Luft helfen?
|235| Der wahrscheinlichere Fall sieht so aus: Wenn Sie einen moderaten Downshifting-Plan gewählt haben und den Wechsel vom Job ins wahre Leben eher sanft und etappenweise vollziehen, stehen die Chancen bestens, dass Sie am Day One voller Freude und Verblüffung feststellen, wie viele positive Dinge Sie bisher verpasst haben. Gerade, wenn Sie fünf, zehn oder fünfzehn Stunden in der Woche, die bisher in den Job geflossen sind, nun in den Aufbau anderer, lebenswerter Aktivitäten investieren, wird diese Erkenntnis sich wie ein Turbo auf alle Ihre weiteren Überlegungen auswirken – gut möglich, dass Sie sich nach den ersten Tagen und Wochen spontan entschließen, noch einen weiteren Gang zurückzuschalten oder der Autobahn ganz den Rücken zu kehren.
Eine Frage, die vielleicht noch bleibt, ist die nach der Zeit. Wie lange dauert es üblicherweise, bis Sie Ihren Downshifting-Plan nicht nur entwickelt, sondern auch erfolgreich umgesetzt haben? Abhängig von Ihren individuellen Zielsetzungen gilt im Allgemeinen ein Zeitraum zwischen etwa sechs Monaten und einem Jahr. Wenn Sie mit Ihrem Job im Prinzip zufrieden sind, sich schnell mit Ihrem Arbeitgeber auf eine Reduktion der Arbeitsbelastung einigen und bereits wissen, wie und womit Sie die neu entstandene, freie Zeit ausfüllen, dürften auch einige Wochen ausreichen. Wenn Sie mehr oder weniger am Ende sind, den Beruf wechseln und in jeder Hinsicht einen echten Neuanfang wagen möchten, kann es – mit allen notwendigen Vorbereitungen – auch länger als zwei Jahre dauern.
Auch wenn Downshifting viel mit Leichtigkeit und einem von unnötigen Belastungen befreiten Leben zu tun hat – vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie bei der Umsetzung hin und wieder an Ihr altes Leben und Ihre High-Speed-Karriere zurückdenken und daran, weshalb Sie im Job erfolgreich waren. Wohl deshalb, weil Sie beharrlich und ausdauernd Ihre Ziele verfolgt haben. Im Unterschied zum Job gelten für das Downshifting dabei allerdings zwei spezielle Regeln:
Anders als bei der Eroberung neuer Märkte oder der Gestaltung der eigenen Karriere kommt es beim Downshifting nicht darauf an, das eigene Leben von einem Tag auf den anderen völlig umzukrempeln. Es kann einige Zeit dauern, bis Sie herausgefunden haben, was Sie wirklich wollen, wo Ihre Stärken und Schwächen und auf welchen |236| Gebieten Ihre wahren kreativen Talente liegen, kurz – bis Sie mit Ihrem Portfolio vollends zufrieden sind.
Der zweite Punkt betrifft ein Eingeständnis, das Sie sich selbst machen sollten: Für die meisten von uns sind Veränderungen eine zweischneidige Angelegenheit. Es wäre deshalb nur natürlich, wenn sich in den ersten ein bis zwei Monaten Ihre Stimmungslagen verändern. Je schärfer der Wechsel, desto größer kann auch die mentale Schwankungsbreite sein. Der wichtigste Trost dabei ist: Der Wunsch nach Veränderung ist wie ein boshafter, kleiner Geist. Sie können ihn nicht vertreiben – er taucht immer wieder auf. Die einzige Möglichkeit ihn loszuwerden, ist tatsächlich, ihn zu packen und sich mit ihm auseinander
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