Wenigstens für eine Nacht
Jeff inzwischen vor dem riesigen Anwesen der Teubner gehalten hat und mir bereitwillig die Tür öffnet. Was mir irgendwie unangenehm ist, weil ich es nicht gewohnt bin so bevorzugt behandelt zu werden.
„Gabriella, würdest du Herrn Leipold bitte zu Frau Teubner begleiten?“, wendet sich Jeff direkt an die junge Frau, die im Rahmen der Eingangstür aufgetaucht ist und schiebt mich, mit seiner Hand an meinem Rücken, lächelnd in Richtung des Hauses. Und wieder tauchen die Bilder des Abends auf, in dem ich zusammen mit Sebastian seinen Eltern etwas vorgespielt habe und von Sebastians Vater Geld geboten bekam, um seinen Sohn in Ruhe zu lassen. Was werden sie wohl heute von mir wollen, oder mir anbieten? Denn das dieses Treffen garantiert darauf hinauslaufen wird, ist mir gerade mehr als klar. Welches Anliegen sollte Sebastians Mutter auch sonst dazu haben, mich zu kontaktieren?
Diese Erkenntnis bereitet mir ein wirklich flaues Gefühl im Magen, weil ich heute im Gegensatz zum letzten Mal, ganz alleine hier bin und nicht Sebastians Anwesenheit in meiner Nähe weiß. Darum werden meine Schritte auch immer schwerfälliger, bis ich schließlich komplett stoppe. Leider bin ich da aber schon am Büro von Frau Teubner angekommen bin, was mir bewusst wird, als diese Gabriella vorsichtig an die Tür klopft und unmittelbar die barsche Stimme von Sebastians Mutter durch das Holz dringt. Daraufhin öffnet die junge Frau die Tür vor uns und tritt zur Seite, damit ich hineingehen kann, was ich nur zögerlich, mit behutsamen Schritten schließlich tue.
„Ach Herr Leipold, schön dass sie es einrichten konnten. Setzen sie sich doch bitte“, lächelt Sebastians Mutter mich falsch an und deutet mir mit einer lapidaren Handbewegung mich ihr gegenüber an den Schreibtisch zu setzen. Nur widerwillig füge ich mich ihrer unausgesprochenen Anweisung und versuche wenigstens ein bisschen durch meine Atmung das immer stärker werdende Gefühl von
Übelkeit in mir zu bekämpfen. Das es mir nicht gelingt ist kaum eine Erwähnung wert und würde mich auch selber sehr wundern, also versuche ich dieses Treffen so schnell und unbeschadet wie möglich zu überstehen. Denn allein ihrem Gesichtsausdruck kann ich ganz deutlich entnehmen, dass sie mir alles andere als wohlgesonnen ist und ich bestimmt nicht zu meinem Vergnügen hier bin.
„Nun, ich denke wir reden nicht lange um den heißen Brei und kommen gleich zur Sache, oder?“, richtet sie sich in einer herablassenden Art an mich und fixiert mich dabei über den Rand ihrer Lesebrille, da sie wahrhaftig kurzzeitig die Nettigkeit besaß von ihren Papieren auf dem Schreibtisch aufzusehen.
„Ich wäre ihnen sehr verbunden“, gebe ich in nicht weniger herablassendem Ton von mir und bemerke durchaus ihr irritiertes blinzeln , da sie mit einer Gegenwehr meinerseits wohl kaum gerechnet hat.
„Fein. Ich weiß ja nicht was sie und meinen Sohn miteinander verbindet“, beginnt sie geschwollen zu reden und wird direkt und unbarmherzig von mir unterbrochen.
„Wir lieben uns und sind zusammen, das ist alles“, gebe ich ein wenig trotzig von mir und funkle sie herausfordernd an.
„Ja sicher. Das hatten wir ja schon, nicht wahr?“, grinst sie selbstgefällig in Anspielung an unser kleines Schauspiel von letztens und lässt mich schwer schlucken. Im Prinzip hat sie ja recht und meine Aussage ist wenig überzeugend, nachdem Sebastian ihnen erklärt hat, dass bei der Veranstaltung alles nur gespielt war. Und so seufze ich stumm und halte lieber erstmal meinen Mund, obwohl mir tausend passende Antworten einfallen würden, um der Frau mal so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das tut sie allerdings mit ihren nächsten Worten bei mir und ich starre sie mit offenem Mund kurze Zeit bewegungslos an, bevor ich ungläubig meinen Kopf schüttle.
„Das ist nicht wahr“, ist es fast nur ein Hauchen, das beinahe in dem Geräusch meiner viel zu schnellen Atmung untergeht, was ich erwidern kann.
„Doch, so ist es. Und sie wissen ganz genau, was Sebastian für ein ehrenwerter Junge ist und dass er niemals so etwas ignorieren würde. Dafür ist er viel zu anständig“, grinst mich diese Person hinter dem Schreibtisch selbstgefällig an und trieft nur so vor Hohn.
„Ich glaube ihnen kein einziges Wort“, ist es der wohl kläglichste Versuch den ich je gestartet habe, um jemandem, eingeschlossen mich selber, vom Gegenteil zu überzeugen und hat dementsprechend auch wenig Wirkung auf
Weitere Kostenlose Bücher