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Wenn Alkohol zum Problem wird

Wenn Alkohol zum Problem wird

Titel: Wenn Alkohol zum Problem wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Soyka
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beigetragen haben. Welche das genau sind, ist individuell unterschiedlich. Genauso wenig, wie bei einem Menschen nur eine Ursache auslösend war, sind bei einem Betroffenen auch nie alle aufgeführten Bedingungen wirksam. Schauen Sie mal, was bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen ausschlaggebend gewesen sein könnte.
    Zunächst geht es um die individuellen Bedingungen, wie Vererbung, Erziehung und psychische Erkrankungen, dann um Faktoren des sozialen Umfelds wie familiäre Situation, Arbeitsplatz und Gesellschaft.
Ist Alkoholismus erblich?
    Eine schwierige Frage. Bis zu einem gewissen Grad muss die Antwort aber lauten: Ja. Sicher ist Alkoholismus keine typische Erberkrankung mit einem klaren Erbgang. Möglicherweise wird aber ein bestimmtes Risikoprofil vererbt, das für die Wahrscheinlichkeit, Alkoholiker zu werden, von Bedeutung ist.
    Man weiß seit Langem, dass Alkoholismus in bestimmten Familien gehäuft auftritt. Als Erklärung muss man keine biologischen oder genetischen Begründungen heranziehen. Vielmehr werden in manchen Familien Trinkstile (wie auch z. B. Ernährungsgewohnheiten) vermittelt und weitergegeben. Vereinfacht gesagt, lernt z. B. der Sohn vom Vater, beim EssenBier zu trinken, oder Alkohol bei Problemen und Kummer einzusetzen (siehe →  S. 88 ).
    Man geht heute davon aus, dass es ein genetisches – also von den Eltern vererbtes – Risiko für Alkoholismus gibt.
    Die genetische Forschung hat aber gezeigt, dass das Risiko, selbst alkoholkrank zu werden auch dann erhöht ist, wenn Kinder alkoholkranker Eltern gar nicht bei diesen aufwachsen. So haben z. B. Adoptionsstudien in Skandinavien ergeben, dass Kinder von Alkoholikern, die nach der Geburt adoptiert wurden, im Vergleich mit anderen Adoptivkindern, die keine Alkoholiker in der Familie hatten, ein ca. 4-fach erhöhtes Risiko hatten, später selber alkoholkrank zu werden! Diese und andere Befunde gelten als ziemlich klarer Hinweis dafür, dasses ein genetisches Risiko für Alkoholismus gibt. Man geht heute grob geschätzt davon aus, dass ca. 50–60 % der Wahrscheinlichkeit, alkoholkrank zu werden, auch durch biologische (genetische) Faktoren erklärt werden kann.
    Ursachen für die Entstehung von Alkoholismus.
Die Frage ist, was wird als Risiko vererbt?
    Eine typische »Alkoholiker-Persönlichkeit« gibt es sicher nicht, ganz sicher sind auch nicht ein einziges oder auch nur wenige einzelne Gene für das Risiko für Alkoholabhängigkeit verantwortlich. Verschiedene Verlaufsuntersuchungen haben gezeigt, dass die Alkoholverträglichkeit, die zum Teil biologisch bedingt ist, eine Rolle spielen könnte. Vereinfacht gesagt ist es so: Je besser Alkohol z. B. schon im Jugendalter vertragen wird, je positiver seine Wirkungen erlebt werden bzw. je weniger unangenehme Wirkungen (z. B. Übelkeit, Benommenheit) nach Alkoholkonsum auftreten, umso höher ist das Risiko, später alkoholkrank zu werden. Oft ist es so, dass Kinder aus Alkoholikerfamilien gerade dieses Risikoprofil zeigen, also Alkohol relativ gut vertragen und »positiver« darauf ansprechen. Die natürlichen Bremsen, die viele davon abhalten, zu viel Alkohol zu trinken, versagen hier oder sind nur schwach.
    Auf keinen Fall lässt sich aus der Wirksamkeit der Erbeinflüsse schließen, dass Kinder alkoholkranker Eltern selbst alkoholkrank werden müssen! Man sollte sie aber über ein entsprechendes Risiko aufklären und beraten.
    Wahrscheinlich spielen aber viele andere Faktoren für das genetische Risiko eine Rolle. Die Forschung versucht im Moment sehr aktiv, Genorte zu identifizieren, die für das Risiko, später alkoholkrank zu werden, eine Rolle spielen könnten. Zu denken wäre hier z. B. an Varianten der Alkohol abbauenden Enzyme ADH bzw. auch der ALDH (siehe →  S. 38 ), oder an Stoffwechselprodukte im Gehirn. Fraglich ist, ob man aus solchen Genorten auch mögliche neue Therapien ableiten kann.
    Von den Erbeinflüssen streng zu trennen ist die direkte Giftwirkung des Alkohols auf den Embryo bei schwerem Alkoholmissbrauch der Mutter (Alkoholembryopathie, siehe →  S. 57 ).
Lernen Kinder den Alkoholmissbrauch von ihren Eltern?
    Neben den möglichen erblichen Einflüssen der Eltern spielen zweifellos auch erlerntes Verhalten und die Vorbildfunktion der Eltern eine wesentliche Rolle. So ist bedeutsam, wenn ein Kind von seinem Vater (oder von seiner Mutter) nicht gelernt hat, Probleme in der richtigen Form zu bewältigen. Obwohl der Jugendliche den Alkoholismus seines Vaters

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