Wenn Alkohol zum Problem wird
häufig.
Durch einen langzeitigen Alkoholkonsum kann auch die Persönlichkeit des Kranken verändert werden (siehe → S. 58 ). Mögliche Folgen sind Unterschlagungen, Diebstähle, Zechprellereien, Sexualdelikte und ähnliches. Relativ selten kommt es im Rahmen von sogenannten Alkoholpsychosen zu Gewalttaten. Besonders gefürchtet ist diesbezüglich der sogenannte alkoholische Eifersuchtswahn, bei dem typischerweise der (fast immer männliche) Täter seine Partnerin wegen deren vermeintlicher Untreue attackiert (siehe → S. 59 ).
Wie und warum entsteht Alkoholismus?
Bei der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit spielen grundsätzlich verschiedene Faktoren eine Rolle, wobei man die drei großen Bereiche Alkoholwirkung, Individuum und Umwelt unterscheiden kann. Welche Faktoren ausschlaggebend sind, ist individuell unterschiedlich.
Die Eigenwirkung des Alkohols
Alkohol kann man seiner Verwendung und Wirkung nach als Nahrungsmittel, Genussmittel, Rauschmittel oder Gift beschreiben.
Nahrungsmittel
Alkohol ist kalorienreich, kann also bei entsprechendem Konsum zu Übergewicht führen (wie vor allem Biertrinker wissen).
Alkohol enthält vergleichsweise viele Kalorien (7,5 Kilokalorien pro Gramm = 30 Kilojoule pro Gramm, siehe → S. 33 ). Er trägt deshalb nicht unerheblich, im Einzelfall sogar sehr massiv, zur Entstehung einer Fettleibigkeit bei. Da Alkohol jedoch nicht direkt im Muskelstoffwechsel verwertet werden kann, erwirkt er trotz seines Kaloriengehaltes kaum eine Steigerung der Muskelkraft.
Dass Alkohol in höheren Mengen bzw. bei längerem Konsum den Stoffwechsel bzw. Körper schädigt, wurde bereits beschrieben (siehe → S. 48 ), ebenso dass seine Stoffwechselprodukte giftig sind (siehe → S. 38 ). Außerdem wird das Gleichgewicht der Blutzusammensetzung (z. B. durch Freisetzung von Fettstoffen und Eingriff in den Zuckerhaushalt) gestört. Da Alkohol bei seinem Abbau im Körper zusätzlich Vitamine (der B-Gruppe) verbraucht, kann er zur Entstehung von Vitaminmangelzuständen beitragen. Zusätzlich stört er die Aufnahme von Vitaminen aus dem Darm. Im Übrigen ernähren sich auch viele Alkoholkranke ungesund, d. h. sehr vitaminarm. Es besteht deshalb bei ihnen die Gefahr von schweren Vitaminmangelkrankheiten (z. B. Wernicke-Korsakow-Syndrom, siehe → S. 54 , und Nervenentzündung, siehe → S. 53 ).
Wer alkoholische Getränke konsumiert, nimmt nicht nur Alkohol als solchen, sondern eine Fülle von Begleit- und Inhaltsstoffen, darunter auch sogenannte Fuselalkohole, zu sich, die ebenfalls bestimmte Organsysteme schädigen können. DieBedeutung dieser sogenannten Begleitstoffe, zum Beispiel für die Entstehung von Krebserkrankungen oder anderer alkoholassoziierter Folgeschäden, wird diskutiert.
Genussmittel
Etliche wohlschmeckende Getränke (z. B. Bier, Wein) enthalten Alkohol. Viele Menschen schätzen alkoholische Getränke aber nicht nur wegen ihres Wohlgeschmacks, sondern wegen ihrer psychischen Wirkung. Alkohol kann, in kleinen Mengen genossen, mithelfen, die Stimmung zu verbessern, Angst und Spannung zu mindern, Hemmungen und Kontaktscheu abzubauen (»… der Wein erfreue des Menschen Herz«, heißt es im Alten Testament!). Darin liegt aber zugleich eine Gefahr des Alkohols. Seine antriebssteigernde und entspannende Wirkung trägt ganz wesentlich zur Suchtentstehung bei.
Rauschmittel
Nüchtern ausgedrückt ist ein Rausch eine akute Alkoholüberdosierung, die die Gehirnfunktionen verschlechtert.
Beim Genuss größerer Alkoholmengen, besonders wenn sie innerhalb kurzer Zeit konsumiert werden, kommt es zu einer rasch einsetzenden Verschlechterung der Hirnfunktionen. Die Wahrnehmungsfähigkeit lässt nach, Konzentration und Reaktionsvermögen sind beeinträchtigt, viele Gegenstände werden nicht mehr richtig oder zu langsam erkannt. Auch die motorische Geschicklichkeit verschlechtert sich erheblich, man tut sich schwerer, bestimmte Handlungen zu verrichten, vor allem wenn sie ungewohnt sind. Man wird unsicher auf den Beinen, die Sprache undeutlich und lallend. Treten nun Übermüdung, Dunkelheit oder andere Umgebungsfaktoren hinzu, so ist die Beeinträchtigung noch ausgeprägter. Auch das übrige Verhalten ändert sich unter Alkoholeinfluss. Man wird enthemmt und geschwätzig, macht Äußerungen, die man im nüchternen Zustand nie von sich gegeben hätte, wird leicht erregbar und aggressiv, oft auch recht unruhig und laut. Die Stimmung steigert sich immer mehr ins Heitere, schlägt
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