Wenn Alkohol zum Problem wird
ausgesprochen negativ erlebt hat, kann er schließlich das Vorbild des Vaters übernehmen und trinken, um seine eigenen Probleme zu lösen (»Modelllernen«). So mag ein Kind lernen, dass der Vater bei Konflikten oder zur Entspannung am Abend Bier trinkt. Oder es hat eine unausgeglichene und unzufriedene Mutter, die nur nach ein paar Gläsern Wein ruhig wird.
Je häufiger und ausgiebiger im Elternhaus Alkohol getrunken wird, umso größer ist die Gefahr, dass auch die Kinder später oft und viel trinken.
Auch wenn die Eltern »Genusstrinker« sind, kann es zu ungünstigen Lernerfahrungen kommen, wenn die Kinder mitbekommen, dass Alkohol im geselligen Kreis als etwas Gutes angesehen wird (von dem sie allerdings ohne Begründung ausgeschlossen werden) und viel trinken als Zeichen von Stärke und Erwachsensein angesehen wird. Diese Ansichten sind ja auch in der Gesellschaft tief verwurzelt.
Spielen psychische Störungen eine Rolle?
Seit Längerem ist bekannt, dass die meisten, wenn auch nicht alle psychischen Erkrankungen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Alkoholismus einhergehen. Dazu gehören z. B. die Schizophrenien, aber auch depressive bzw. manisch-depressive Erkrankungen, schwere Störungen der Persönlichkeitsentwicklung und andere psychische Störungen.
Wie verschiedene klinische Untersuchungen gezeigt haben, ist das Risiko für Patienten mit schizophrenen Erkrankungen bis zu vierfach erhöht, alkoholkrank zu werden.Häufig trinken diese Patienten, weil sie mit ihrer Erkrankung nicht zurechtkommen, aber auch, weil sie unter den Nebenwirkungen von Medikamenten leiden, oder weil sie oft im sozialen Leben beeinträchtigt, hilflos und alleine sind.
Auch Patienten mit manisch-depressiver Erkrankung sind erheblich gefährdet, alkoholkrank zu werden; einige Patienten trinken vor allem in den manischen Phasen erhebliche Mengen Alkohol. Hier ist das Risiko sogar sechsfach erhöht.
Auch depressive Patienten trinken häufig, um ihre Gefühls- und Gemütsstörungen zu betäuben. Das Risiko ist gegenüber psychisch Gesunden um das Zweifache erhöht.
Meine Meinung
Was bedeutet das nun?
Es bedeutet nicht, dass Alkoholabhängige automatisch psychisch krank sind.
Es bedeutet auch nicht, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung wie einer Depression zwangsläufig alkoholabhängig werden.
Die Frage: Spielen psychische Störungen eine Rolle? muss man mit »Jein« beantworten, bei einigen Menschen trägt eine zusätzliche psychische Erkrankung zur Suchtentstehung bei, bei anderen nicht. Es gibt keinen regelhaften Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit und einer psychischen Erkrankung. Was man beobachten kann, ist eine überzufällige Häufung von Alkoholismus bei den genannten Störungen, woraus sich die oben genannten Risikoabschätzungen ergeben.
Was bedeutet das nun für Sie?
Wenn Sie an einer der genannten Erkrankungen leiden, ist die Gefahr, alkoholabhängig zu werden, etwas erhöht. Für Sie ist es also besonders wichtig, Schutzmaßnahmen (siehe Selbsthilfe) aktiv zu betreiben und die psychische Erkrankung wirksam behandeln zu lassen. Keinesfalls ist Alkohol als Problemlöser geeignet.
Wenn Sie alkoholabhängig sind, sollte Ihr behandelnder Arzt oder Psychotherapeut ebenfalls abklären, ob eventuell eine weitere psychische Störung vorliegt, die dann unbedingt mitbehandelt werden muss (siehe Therapie).
Hemmt oder fördert Alkohol das sexuelle Erleben?
Viele Frauen und Männer haben im Verlauf ihrer sexuellen Beziehung(en) erfahren, dass ihnen etwas Alkohol in gewissen Situationen oder zu bestimmten Momenten geholfen hat, ihre Hemmschwellen teilweise abzubauen und damit auch ihr sexuelles Erleben zu fördern.
Alkohol steigere das Verlangen (»desire«) und beeinträchtige die Leistungsfähigkeit (»performance«), wusste schon Shakespeare.
Ähnlich berichten Frauen und Männer mit (behandlungsbedürftigen) sexuellen Problemen über die Wirkung von Alkohol. Manche Frauen mit Orgasmusschwierigkeiten berichten, sie könnten sich »leichter gehenlassen«, Männer mit Ejakulationsstörungen (vor allem mit vorzeitigem Samenerguss) erzählen häufiger, dass es ihnen gelinge, den Samenerguss zeitlich etwas zu verzögern, wenn sie Alkohol getrunken hätten. Allerdings erscheint die Alkoholwirkung meist nicht ausreichend, um eine dauerhafte und zufriedenstellende sexuelle Erlebnisfähigkeit zu gewährleisten. Aus diesem Grunde begeben sie sich dann doch in psychotherapeutische
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