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Wenn Alkohol zum Problem wird

Wenn Alkohol zum Problem wird

Titel: Wenn Alkohol zum Problem wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Soyka
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geringer geworden sind. Auch vertragen Frauen im Durchschnitt weniger Alkohol. Einiges spricht auch dafür,dass sich bei Frauen Alkoholschäden (z. B. im Gehirn!) schneller entwickeln, da ihre Nervenzellen empfindlicher auf Alkohol reagieren.
    Der Anteil der Frauen unter den Alkoholkranken ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen (Verhältnis Männer zu Frauen heute 3:1, vor 50 Jahren 10:1).
    Dass heute mehr Frauen als früher trinken, dürfte mit der veränderten Rolle der Frau in unserer Gesellschaft zusammenhängen. Die Emanzipationsbewegung hat neben vielen Vorteilen auch einige Gefahren mit sich gebracht. Die Doppelbelastung der Frau durch Familie und Beruf, soziale Isolierung im höheren Alter, Angst vor dem Alleinsein. Selbstverständlich haben viele Frauen auch in früheren Zeiten zur Konfliktbewältigung schon Alkohol getrunken; das Problem trat aber damals nicht so sehr in die Öffentlichkeit. Sicherlich wird eine Frau, die in der Öffentlichkeit Alkohol trinkt, heute ganz anders angesehen und weniger abgewertet, als das noch vor etwa 50 Jahren der Fall war. In den letzten Jahren ist auch zu beobachten, dass gerade junge Frauen von der Alkoholindustrie als Zielgruppe beworben werden, mit süßen Mixgetränken, z. B. Bier oder Liköre mit Fruchtgeschmack (Alkopops).
    Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, lebt ca. ein Drittel der weiblichen Alkoholkranken ohne festen Partner. Es ist jedoch nur schwer festzustellen, ob der Alkoholismus die Folge oder die Ursache einer fehlenden Partnerschaft ist.
    Bemerkenswert ist weiterhin, dass bei einem hohen Anteil der alkoholkranken Frauen (bei ca. 30 %!) auch die Partner alkoholkrank sind. Dies wirft für die Therapie erhebliche Probleme auf.
Warum greifen Jugendliche zur Flasche?
    Der Anteil der Jugendlichen (unter 25 Jahren) unter den behandlungsbedürftigen Alkoholkranken in der Bundesrepublik beträgt ca. 10 %. Anders ausgedrückt, haben ca. 220 000 bis 250 000 junge Menschen unter 25 Jahren in Deutschland einAlkoholproblem. Die Frage, ob der Alkoholkonsum unter Jugendlichen in den letzten Jahren eher gestiegen oder gefallen ist, wird in verschiedenen Untersuchungen unterschiedlich beantwortet, sicher ist aber, dass die Zahl alkoholkranker Jugendlicher höher ist als noch vor Jahrzehnten (siehe →  S. 35 ).
    INFO
    Gründe für den Alkoholismus bei Jugendlichen
Viele Jugendliche haben Schwierigkeiten mit ihren Eltern; besonders häufig klagen sie über Inkonsequenz oder ungerechtes Verhalten.
Viele Eltern geben durch ihren Alkoholverbrauch den Kindern ein schlechtes Beispiel (siehe →  S. 88 ).
Viel freie Zeit und ein relativ hohes Einkommen ermöglichen einen verstärkten Alkoholkonsum.
Jugendarbeitslosigkeit führt zu großen persönlichen und familiären Problemen (z. B. vermindertem Selbstwertgefühl, Abhängigkeit vom Elternhaus und Ähnlichem).
Viele Jugendliche benutzen Alkohol zur Bewältigung ihrer Ängste in Schule, Beruf und Partnerschaft.
Es ist »in« oder »cool«, sich zu Trinkgelagen (»Komasaufe n«) zu verabreden. Oft wird Betrunkensein mit Erwachsensein verwechselt.
Manche Großveranstaltungen animieren geradezu zum Drogen- oder Alkoholkonsum; oft wird z. B. Bier billiger angeboten als nicht alkoholische Getränke.
    Weiterhin ist aus vielen Untersuchungen bekannt, dass es gerade die Gruppe der Gleichaltrigen ist, die einen intensiven Druck auf den Einzelnen ausübt: Er muss trinken oder glaubt zumindest, trinken zu müssen, um von den anderen anerkannt zu werden, und gerät dadurch leicht in die Abhängigkeit. Ähnlich ist die Gefahr im Übrigen bei anderen Rauschdrogen, speziell auch bei den illegalen Drogen, die fast immer im Freundes- oder Bekanntenkreis zum ersten Mal »ausprobiert« werden.



Die Sucht überwinden
    Die Alkoholtherapie ist meist eine langwierige Angelegenheit. Nicht nur die eigentliche Entwöhnung braucht Zeit, also zu lernen, ohne Alkohol zu leben, sondern auch der »Vorlauf« ist häufig sehr lang. Also die sogenannte Motivierungsphase, in der der Betroffene erkennt, dass er Hilfe braucht, und auch bereit ist, sie anzunehmen. Das kann vor allem die Angehörigen zermürben.

Die vier Behandlungsphasen
    Bei der Behandlung alkoholkranker Menschen unterscheidet man vier Phasen, die im Folgenden ausführlich vorgestellt werden. Man spricht auch von »Behandlungskette« (oder »Therapiekette«), da verschiedene Behandlungsabschnitte (Behandlungsphasen) wie Glieder einer Kette ineinandergreifen. In der Praxis sind die

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