Wenn Alkohol zum Problem wird
Führerscheinverlust, finanzielle Notlage, Trennung von der Familie usw.), der den Anstoß gibt, sich tatsächlich in Behandlung zu begeben.
Wenn aber eine fachkundige Behandlung über genügend lange Zeit durchgeführt wird und der Betroffene »gut motiviert« ist, d. h. sich helfen lassen will, sind die Heilungschancen so günstig wie bei vielen anderen vergleichbaren Krankheiten auch.
Wann und wie helfen Beratungsstellen?
Ambulante Beratungsstellen gibt es in allen größeren und in vielen mittleren und kleinen Städten.
Die Träger ambulanter Beratungsstellen sind häufig freie Wohlfahrtsverbände (z. B. Caritas, Diakonisches Werk) oder Alkoholselbsthilfegruppen (Blaues Kreuz, Kreuzbund u. ä.). Manchmal sind sie auch Gesundheitsämtern angegliedert. Die Aufgaben dieser Beratungsstellen sind vielfältig.
Beratung: Im Vordergrund steht natürlich die Beratung, die kostenlos ist und auf Wunsch auch in einigen Einrichtungen anonym (z. B. auch telefonisch, Suchtnotruf etc.) durchgeführt werden kann. Das heißt, hier erhalten sowohl Betroffene als auch Angehörige Informationen über Grundbegriffe, Ursachen, Folgen und Therapiemöglichkeiten von Alkoholismus. Die Beratungsstellen versuchen, die Motivation zur Behandlung zu wecken und geben Hilfestellung bei den Anträgen beispielsweise für eine stationäre Behandlung.
Behandlung und Nachsorge: In manchen Beratungsstellen gibt es auch die Möglichkeit einer ambulanten Behandlung, die allerdings nur sinnvoll ist, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (siehe → S. 120 ). Im Rahmen dieses Aufgabenbereiches ist auch die in verschiedenen Fällen nötige Weiterbehandlung bzw. Nachsorge nach Entlassung aus der Klinik zu sehen.
Vorbeugung: Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vorbeugung. Durch Veranstaltungen in Schulen, Betrieben und anderen öffentlichen und gewerblichen Institutionen oder durch vielfältige Aktionen in der Öffentlichkeit versuchen die meisten Beratungsstellen, bei den Mitbürgern das Bewusstsein zu fördern, dass sich auch ohne Alkohol bzw. mit mäßigem Trinken das Leben ebenso angenehm oder vielleicht sogar besser gestalten lässt. Diese vorbeugende (präventive) Arbeit der Beratungsstellen erfolgt häufig auf regionaler und überregionaler Ebene im Verbund (»Suchtarbeitskreis«) mit anderen an der Suchtkrankenhilfe beteiligten Institutionen wie z. B. den Krankenkassen.
Kontakt- und Motivierungsphase
Eine der größten Schwierigkeiten ist oft zunächst die mangelnde Bereitschaft zur Behandlung. Häufig kommt es nur unter äußerem Druck zur Therapie, weil z. B. der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis kündigen will oder der Ehepartner mit Scheidung droht. Der Betroffene ist jedoch von sich aus (noch) nicht bereit und glaubt immer noch, er schaffe es selbst. Dennoch sollte er weiterhin Kontakt halten mit der Einrichtung, die ihn betreut. Unter Umständen wird er durch Gespräche und Informationen oder durch den Kontakt mit anderen Alkoholkranken allmählich selbst die Notwendigkeit einer Therapie einsehen. Ihm bei der Entwicklung dieser Erkenntnisse zu helfen, ist das wichtigste Behandlungsziel in dieser Phase. Für die Kontaktphase sind eigene Informationsgruppen, zu denen auch der Partner kommen sollte, besonders geeignet.
TIPP
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Behandlung?
Der beste Zeitpunkt ist sofort! Je kürzer die Abhängigkeit besteht, desto einfacher ist ihre Überwindung. Wie bei jeder anderen Krankheit wäre es wünschenswert, dass eine Behandlung möglichst frühzeitig einsetzt, um die Schäden so gering wie möglich zu halten.
Allerdings sieht die Realität wie gerade geschildert zunächst meist anders aus und viele Alkoholkranke sind am Anfang ihrer Krankheit nicht behandlungsbereit. Wenn jedoch die Bereitschaft und Einsicht da ist, ist auch erfolgreiche Behandlung möglich; die allgemeine Ansicht, der Alkoholkranke müsse erst einen persönlichen Tiefpunkt erreichen, damit die Behandlung sinnvoll ist, stimmt also nicht; richtig ist allerdings, dass einige Betroffene tat sächlich erst dann begreifen, dass sie Hilfe brauchen, wenn ihnen »das Wasser bis zum Halse steht«.
Warum fehlt zunächst oft die Krankheitseinsicht?
Alkoholkrank sein bedeutet vor allem, abhängig zu sein im doppelten Sinne: einerseits vom Alkohol selbst, andererseits auch im Sinne von Unfreiheit. Wer alkoholkrank ist, kann nämlich Versprechungen und gute Vorsätze meist nicht einhalten. Enttäuschungen sind daher unausweichlich.
Der Betroffene
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