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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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geben...
    Und wenn Benjamin nicht der
einzige war? Vielleicht war diese Stadt ja schon voller Männer, die glaubten,
daß Sharon McCone Geschäft und Vergnügen zu vermengen pflegte!
    Ich mußte dieser Maskerade ein
Ende machen, ehe sie meinen Seelenfrieden und meinen Ruf ruinierte. Ehe diese
Frau meiner Detektei unabsehbaren Schaden zufügte. Ich mußte herausfinden, wer
sie war, warum sie sich auf mich fixiert hatte — und das schleunigst.
     
    Als ich nach Hause kam, fand
ich auf meinem Anrufbeantworter folgende Botschaft: »Sharon, hier ist Jeff
Riley, vom North Field drüben in Oakland. Ich habe heute nachmittag eine Frau,
die Ihnen ziemlich ähnlich sah, dabei erwischt, wie sie draußen bei den
Abstellplätzen rumgeschnüffelt hat. Als ich sie gefragt habe, was sie da sucht,
hat sie gesagt, sie will wissen, wo die Zwo-acht-neun ist und ob Sie sie
fliegen oder Hy. Sie hat behauptet, sie sei Reporterin und gerade an einer
Story über Frauen und Fliegerei. Ich hab ihr gesagt, sie soll das woanders
machen, und sie vom Flughafengelände gebracht. Aber ich hab mir gedacht, Sie
sollten es wissen.«
     
    Im Traum bin ich manchmal zwei
Personen auf einmal — ich bin in mir drin, stehe aber auch gleichzeitig neben
mir und beobachte mich.
    Diesmal bin ich in einem
seltsamen, lichtdurchfluteten Raum, wo elegant gekleidete Leute
durcheinanderwimmeln. Über ihnen schweben groteske, bunte Figuren — Mischungen aus
verschiedenen Lebewesen, inklusive Menschen. Ich drücke mich an eine Wand, denn
da ist ein Pferd mit einem Geierkopf und Menschenhänden, die nach meinen
Brüsten grabschen. Aber ich bin auch drüben bei dem Tyrannosaurus Rex mit
Dalmatinerkopf und Menschenhänden, die zu beten scheinen. Mein anderes Selbst
steckt in einem hautengen petrolfarbenen Kleid.
    Diese Farbe kann ich nicht
tragen. Wieso tue ich’s dann?
    Die Tiere bewegen sich in einem
plötzlichen Luftzug. Ich sehe mich — mein Selbst dort drüben — staunend zu dem
Rex emporschauen. Und dann bin ich in dieser Person drinnen und recke mich auf
Zehenspitzen, näher an das Monster heran. Es neigt seinen getüpfelten Kopf zu
mir herab, und wir küssen uns. Ich fühle nichts. Schließlich löse ich mich von
der Kreatur. Drehe mich um. Und dann merke ich — das Selbst an der Wand daß das
dort gar nicht ich bin. Es ist eine Frau mit meiner Frisur und meiner Figur,
der Petrol großartig steht.
    Ich will sie fragen, warum —
warum ich? Aber wie so häufig in Träumen kriege ich kein Wort heraus.
     
     
     

Freitag
     
    Ted und Neal wohnen in der Plum
Alley, einen schmalen halben Block vom Sackende der Montgomery Street entfernt,
hoch droben am Nordhang des Telegraph Hill, unterhalb der disneyesken Zinnen
des Julius-Castle-Restaurants. An diesem Morgen hatte der Regen aufgehört, und
ich erhaschte ein Stückchen blauen Himmel, wenn ich zum Coit Tower
emporschaute.
    Ich folgte dort, wo sich die
Montgomery um eine Befestigungsmauer gabelt, der unteren Fahrbahn, fand aber
keinen Parkplatz. Also wendete ich und probierte es eine Etage höher. Das hier
war eine überfüllte Gegend, wo es nicht mal genug Tiefgaragen- und
Bordsteinplätze für die Anwohnerfahrzeuge gab, geschweige denn für die Autos
all der Touristen, die den Turm besichtigen wollten. Ich hatte Glück, daß ich
nur einen Block laufen mußte.
    In der Alley waren nicht nur
die schmalen Gehwege zugeparkt, sondern auch die Befestigungsmauer ganz am
Ende, wo man auf das immer noch nebelverhüllte Wasser sah. Das kurze Sträßchen
bestand aus einer eklektischen Mischung von alten Holzhäuschen und modernen
architektonischen Fehltritten. Die große Ausnahme bildete das wundervolle
Art-deco-Apartmenthaus, in dem Ted und Neal wohnten. Wie immer, wenn ich mich
diesem Haus näherte, bewunderte ich die fließenden Konturen, den runden
Glasziegel-Liftschacht an der einen Ecke und die Fassade mit der Reihe hoher,
schmaler Buntglasfenster, deren farbenprächtiges Dekor mich an bizarre
Meeresgeschöpfe erinnerte.
    Ich durchquerte den
plattengepflasterten Eingangshof und nahm den Lift zum dritten Stock. Als die
Fahrstuhlkabine emporzugleiten begann, gab mir der wellig verschwommene Effekt
der Glasziegel das Gefühl, unter Wasser zu sein, ein Eindruck, der sich noch
verstärkte, als ich den Flur hinter den Buntglasfenstern entlangging. Teds und
Neals Wohnung lag hinten, zur Bay hinaus. Ich öffnete die Tür mit Neals
Schlüssel.
    Seit Ted und Neal diese Wohnung
im letzten Frühjahr bezogen hatten, war ich oft

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