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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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wenn –«
    Paolo gab mir ein Zeichen, ruhig zu sein, und trat seine Zigarette aus. Ein Mann bog in die Gasse ein. Ich spürte mein Herz unangenehm klopfen. Der Mann näherte sich uns. Im schwachen Schein der Straßenlaterne schätzte ich ihn auf Mitte bis Ende zwanzig.
    »Entschuldige.« Paolo trat ihm in den Weg.
    »Ja, bitte?«
    »Wir haben da etwas, das dich interessieren dürfte.«
    Der Mann runzelte die Stirn. In seinen dunklen Augen lag Skepsis. »Ich verstehe nicht –«
    Paolo zog allen Ernstes ein Tütchen mit unserem Zeug aus der Jackentasche und hielt es dem Typen unter die Nase. »Super Zeug!«
    »He, komm, lass den Scheiß!« Ich hatte ein mieses Gefühl und diese Sache ging mir verdammt gegen den Strich. Alberti schien sie nicht mehr alle zu haben, uns so einen bescheuerten Auftrag zu erteilen. Das klang ganz und gar nicht nach ihm. Ich versuchte, Paolo wegzuzerren, aber er schüttelte mich ab und drängte mich weg.
    »Nimm es, Mann, wir verlangen nichts«, bedrängte er den Fremden weiter. »Alles, was wir wollen, ist deine Meinung dazu. Ist wie ’ne Umfrage.«
    »Nein … vielen Dank, ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor.«
    »Jetzt nimm gefälligst das Zeug und sei nicht so verdammt unhöflich, wenn dir jemand ein Geschenk machen will!« Paolo machte einen drohenden Schritt auf den Mann zu. Der reagierte jedoch nicht. Stattdessen ließ er uns einfach links liegen und marschierte an uns vorüber, weiter die Gasse hinunter. Ich atmete schon erleichtert auf, da zog Paolo plötzlich eine Waffe aus der Innentasche seiner Jacke und richtete sie auf den Rücken des Fremden. Panik stieg in mir hoch und mir blieb fast die Luft weg.
    »Paolo …«
    »Schon gut, alles in Ordnung«, flüsterte Paolo. »Alberti will es so. Ist abgesprochen.«
    »Was? Scheiße, Mann, spinnst du jetzt total?«, brüllte ich ihn an. Nur einen Sekundenbruchteil später drehte sich der Mann um – und sah die Waffe auf sich gerichtet. Paolos Hand mit der Pistole zitterte. Sein ganzer Körper zitterte. Sein Gesicht war aschfahl. Sein Zeigefinger am Abzug zuckte.
    Während ich mich, ohne noch weiter zu überlegen, auf ihn warf, sah ich im schwachen Licht der Laterne gerade noch, wie sich die Augen des Fremden vor Entsetzen weiteten, wie sich seine Lippen öffneten, aber keinen Laut mehr hervorbrachten.
    Die Waffe ging los, noch während Paolo durch den Aufprall meines Körpers zu Boden ging. Ein einziger Schuss bloß. Der Mann taumelte, noch immer den Blick auf uns gerichtet, fragend, überrascht. Dann klappte er zusammen. Fast lautlos.
    Blut breitete sich auf dem Asphalt aus. Es spiegelte sich ölig im schwachen Licht der Laterne, suchte sich seine Bahnen in den Fugen der Pflastersteine. Regungslos blieb er liegen.
    Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich hatte das Gefühl, jemand drückte mit aller Kraft gegen meinen Brustkorb. Ich keuchte, versuchte, Luft zu kriegen, indem ich flach und hastig atmete.
    »Paolo, was um Himmels willen –«
    »Ich … wollte nicht schießen, verdammt. Es war deine Schuld.« Paolos Stimme schwankte. »Deinetwegen ist die Waffe losgegangen!«
    »Was?« Meine Zunge war so trocken, dass ich Mühe hatte, Worte zu formen. »Hör zu, Paolo«, presste ich hervor, »jetzt beruhige dich erst mal. Alberti hat sie nicht mehr alle, er reitet uns gehörig in die Scheiße. Die Sache mit Filippo … Das war wahrscheinlich auch er, verflucht! Und du und ich, wir werden die Nächsten sein, wenn wir uns nicht von ihm losmachen –«
    Ich erstarrte, als Paolo sich plötzlich aufrappelte und die Waffe auf mich richtete. Mir brach der kalte Schweiß aus.
    »Du verstehst nicht, worum es hier geht, Mann.« keuchte Paolo. »Das eben … war ein Test. Dein Test, Orsini.« Seine Stimme überschlug sich. »Mein eigentlicher Auftrag war zu checken, ob du loyal bist. Ob du in Albertis Sinne handeln würdest, auch wenn es hart auf hart kommt. Du hast … nicht bestanden.« Er schluchzte auf. »Warum?«, schrie er. »Du bist so ein Scheißidiot!« Paolos Stirn war schweißnass, seine Augen feucht und sein Blick wirr. »Es hätte niemand sterben müssen. Weder der Typ noch …«
    Ich starrte Paolo mit offenem Mund an. Ich war in diesem Moment unfähig, seinem Gestammel zu folgen, nur eines war mir klar: Der Versuch, ihn umzustimmen, war zwecklos. Paolo würde es tun. Einmal war die Waffe aus Versehen losgegangen. Ein zweites Mal würde er bewusst schießen. Er hatte sein Hirn ausgeschaltet, er funktionierte

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