Wenn auch nur fuer einen Tag
abgenommen habe. Alles, was er gesagt hat, klang glaubhaft, auch wenn er manchmal mit seinem Charme etwas dick aufgetragen hat.
Verdammt, denke ich, mir fehlt es echt an Erfahrung. Sonst hätte ich wohl keine Sekunde lang angenommen, Noah sei weniger oberflächlich als die anderen.
Energisch ziehe ich den Reißverschluss meiner Jacke hoch und marschiere los. Das Allerwichtigste ist, dass Carla nichts von dieser bescheuerten Geschichte erfährt. Sie würde mich garantiert noch jahrelang damit aufziehen und sich bestätigt fühlen. Und was Noah betrifft: Ab jetzt ist Schluss mit Freundlichkeiten. Wenn er wirklich glaubt, er könne jede Frau ins Bett kriegen, dann hat er sich in meinem Fall gründlich getäuscht. Er wird seine Lektion kriegen. Besser, er bereitet sich schon mal aufs Verlieren vor.
Lukas
Nachdem ich mich etwa zwei Stunden lang – wie so oft in den letzten Wochen – bei verschiedenen Autohändlern herumgetrieben habe, nur um frustriert festzustellen, dass ich mir hier sowieso keinen der schicken teuren Schlitten leisten kann, sitze ich nun Beck gegenüber auf der Couch in seinem Büro.
Er wippt auf seinem Schreibtischstuhl hin und her, tippt dabei irgendetwas in seinen Computer und nippt ab und zu an seinem Wasserglas. »Bin gleich so weit«, murmelt er, ohne mich dabei anzusehen.
Ich schließe die Augen und verkneife mir einen Kommentar, aber in Wirklichkeit ärgert es mich, dass er mich bei jedem unserer Treffen mindestens eine Viertelstunde warten lässt. Ein paarmal bin ich extra zu spät gekommen, aber selbst das hat nicht geholfen. Ich schätze, Beck macht das mit Absicht. Wahrscheinlich hält er es für irgendeine pädagogisch wertvolle Maßnahme. Ich soll mich, während wir schweigen, sammeln und mir über die Fehler, die ich begangen habe, Gedanken machen. Aber das werde ich auf keinen Fall tun. Lieber mache ich mir Gedanken darüber, wie ich in nächster Zeit in Sachen Tamara vorgehe. Klar, ich finde sie immer noch heiß, aber gleichzeitig fängt sie allmählich an, mich zu nerven.
Ständig fragt sie mich über meinen supertollen Onkel aus. Nur weil ich – zugegebenermaßen nicht nur einmal – erwähnt habe, dass er jede Menge Promis kennt und Beziehungen zur Film- und Musikbranche hat. Eigentlich wollte ich Tamara mithilfe dieser kleinen Strategie nur beeindrucken und sie schneller in die Kiste kriegen. Und jetzt habe ich den Schlamassel: Gepoppt haben wir immer noch nicht, dafür ist sie so beeindruckt, dass sie mich ununterbrochen über mich und meine Familie ausquetscht, was mich unglaublich langweilt. Mein neuer Lebenslauf beinhaltet nämlich nicht mal den Furz von irgendetwas Interessantem. Beck hat ihn mich trotzdem hundertmal schreiben und danach auswendig lernen lassen: Meine Eltern waren Lehrer und haben an mehreren deutschen Schulen im Ausland unterrichtet (die Länder hat Beck mich allen Ernstes abgefragt – in chronologischer Reihenfolge). Als ich vierzehn war, sind sie bei einem Autounfall in Südamerika ums Leben gekommen (hierzu gibt es sogar Zeitungsausschnitte). Bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr habe ich bei meiner Tante Gerti und ihrem Mann in der französischen Schweiz gelebt und ein Internat besucht und anschließend bin ich zu meinem Onkel Fred und meiner Tante Anne nach Hamburg gezogen, um in meinem Heimatland zu studieren.
Eins muss man Beck lassen: Das hat er super ausgeklügelt. Jedes noch so kleine Detail in Lukas Richters Lebenslauf ist irgendwo dokumentiert und ließe sich im Notfall nachweisen. Aber hätte er nicht noch irgendetwas Abgefahrenes mit reinmogeln können?
»So, das wäre erledigt.« Mein herzallerliebster Onkel bequemt sich endlich aufzustehen, streckt sich genüsslich, sodass seine Knochen knacksen, und lässt sich dann in den Sessel neben der Couch fallen. Ich blicke betont desinteressiert zu ihm rüber. Mal sehen, was er sich für die heutige Sitzung überlegt hat. Wieder einmal komme ich mir vor, als läge ich auf der Couch eines Psychologen, der versucht, in mir herumzustochern und mein Innenleben gründlichst auseinanderzunehmen.
»Also, Doktor Beck, welche Themen kauen wir heute durch?«
»Zunächst noch einmal zu deinem Auftritt am Filmset vor zwei Wochen«, beginnt er streng. »Wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit, darüber zu sprechen, wie unglaublich idiotisch diese Aktion war, obwohl dies zu erwähnen eigentlich überflüssig sein dürfte.«
Ich muss unwillkürlich lachen. »Du hättest mir eben erst gar nichts von
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