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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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Witz.
    »Nein, im Ernst … Ich fand unseren Abend neulich ziemlich … nett«, fuhr er fort. »Ich habe deiner Cousine letztens schöne Grüße an dich ausgerichtet, aber sie hat mich einfach stehen gelassen. Ich schätze, sie hält nicht viel von mir.«
    Ich schielte vorsichtig zu Carla, die sich gerade von einer Verkäuferin eine Auswahl Sporthosen zeigen ließ.
    »Wie findest du die schwarze hier?«, fragte sie und ich hob zustimmend den Daumen.
    »Tja, sie ist eben von Natur aus skeptisch«, antwortete ich leise. »Und sie hat einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt.« Was auch bitter nötig ist, wenn noch mehr Typen wie du herumlaufen, fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Ja, das habe ich bemerkt«, erwiderte Noah. »Aber … vielleicht würde es sie beruhigen, wenn du ihr erklärst, dass ich eigentlich ein ganz netter Kerl bin, der einfach nur ihre Cousine besser kennenlernen will … weil sie unglaublich nett ist, witzig und hübsch und vollkommen anders als die Mädchen, die ich bisher getroffen habe.«
    Spätestens in diesem Moment stockte mir wirklich der Atem. Noahs Worte klangen dermaßen glaubhaft, dass es mich jetzt im Nachhinein noch erschüttert. Es lag sogar eine Spur Nervosität in seiner Stimme. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte – ich hätte ihm sein Gesülze auf jeden Fall abgenommen.
    »Also, was ist jetzt? Kommst du zur Party?«, fragte Noah. »Bitte, Jana. Es würde mich ehrlich freuen.«
    Mehr aus Spaß sagte ich, ich würde es mir noch überlegen. Soll er ruhig bis zum Schluss hoffen, dass ihm sein blondes Wettopfer auf der Party ins Netz geht.
    Wäre Carla an meiner Stelle, würde sie wahrscheinlich tatsächlich hingehen, um ihn ein Stück näher an sich herankommen und dann kurz vor knapp wieder abblitzen zu lassen. Aber mein Killerinstinkt ist nicht so ausgeprägt wie ihrer und mich freiwillig von ihm begrapschen zu lassen, nur, um ihn ärgern zu können, scheint mir im Moment ein bisschen zu viel Einsatz zu sein.
    »Okay, dann können wir jetzt loslegen.« Die Friseurin wickelt mir ein Handtuch um den Kopf und ich tappe zurück zu meinem Stuhl. Als ich mich hineinfallen lasse, traue ich meinen Augen kaum. Auf dem Platz neben mir sitzt Lukas. Warum taucht er plötzlich überall dort auf, wo ich auch bin? Im ersten Moment spüre ich einen kleinen Funken Freude in mir aufglimmen, aber dann ermahne ich mich zur Vorsicht. Ich sollte ihm nach wie vor lieber nicht trauen, wenigstens nicht so lange, bis ich weiß, wie eng er wirklich mit Noah und den anderen befreundet ist.
    Ich ringe mir deshalb ein möglichst unverbindliches »Hallo« ab.
    »Oh … hi!« Lukas wirkt ebenfalls überrascht. Leider kann ich nicht so ganz einordnen, ob es freudig oder eher genervt klingt. Sein hinterhergeschobenes »Du schon wieder?« lässt eher auf Letzteres schließen. Trotzdem legt er die Autozeitschrift beiseite, die er gerade durchgeblättert hat, und rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her, wobei er immer wieder zu mir herüberschielt. Es wirkt beinahe so, als suche er nach irgendeinem Thema, über das wir reden könnten.
    »Und«, beginnt er und räuspert sich, »hast du deine Schützlinge neulich noch heil abgeliefert? Die halten einen ja ganz schön auf Trab.«
    Ich lache auf. »Ja, das kann man wohl sagen, die beiden sind manchmal anstrengender als jedes Fitnessprogramm.«
    Wir schweigen wieder ein paar Minuten, aber ich bin alles andere als entspannt. Im Gegenteil: Lukas neben mir zu wissen, macht mich supernervös.
    »Also … lässt du dich auch neu stylen?«, ergreift er wieder das Wort.
    »Nur die Spitzen schneiden«, antworte ich knapp, aber meine Friseurin bedeutet mir, den Kopf gerade zu halten. So kann ich Lukas nicht direkt ansehen, sondern muss mich mit ihm über den Spiegel unterhalten.
    Es ist offensichtlich, dass sich Lukas ziemlich unwohl fühlt. Vor allem jetzt, wo seine Friseurin hinter ihm auftaucht und mit den Fingern durch seine blonden Haare wuschelt. Seine schmalen Lippen zucken um die Mundwinkel und seine Augenbrauen ziehen sich unwillig zusammen, als sie mit ziemlich schriller Stimme sagt: »Dann hellen wir also deinen Ansatz auf, oder?«
    Lukas nickt mit einem verstohlenen Seitenblick zu mir und brummt etwas Unverständliches.
    Ich versuche, so zu tun, als bekäme ich nichts mit, aber natürlich schiele ich doch neugierig zu ihm rüber. Tatsächlich – Lukas’ Scheitel ist nicht nur ein bisschen dunkler als der Rest, er ist beinahe schwarz und steht in krassem

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