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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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Kontrast zu seinem blonden Haar. Ich verkneife mir ein Grinsen. Ich persönlich finde Typen albern, die sich die Haare bleichen. Irgendwie so … gar nicht sexy. Dunkel würde außerdem viel besser zu seinem bronzefarbenen Teint passen.
    »Hm«, macht die Friseurin, während sie weiter an seinen Haaren herumfummelt, »also wenn du unbedingt willst, dass sie wieder so blond werden wie zuvor, brauchen wir ganze zwölf Prozent. Du weißt schon, dass das ziemlich aggressiv ist und deine Haare auf Dauer austrocknet und kaputt macht? Du solltest regelmäßig ein spezielles Pflegemittel auftragen.«
    »Ja … okay … trotzdem, bitte«, nuschelt Lukas. Die Situation ist ihm eindeutig peinlich, was ich schon wieder ziemlich amüsant finde. Die Friseurin nickt und verschwindet dann in einem Nebenzimmer, um die Blondierung anzumischen.
    Mich wundert es, dass Lukas ausgerechnet hierherkommt. Hamburg hat zig Friseure und Tamara und die anderen würden sicher keinen Fuß hier reinsetzen. Der Laden gehört nicht zu den superteuren, schick eingerichteten Salons, in denen man Cocktails und Häppchen angeboten bekommt und DJs hippe Musik auflegen. Aber schließlich war sich Lukas ja auch gut genug, um einen Secondhandladen zu betreten. So ganz werde ich aus ihm nicht schlau.
    »Und?«, bemüht sich Lukas erneut um eine Unterhaltung, »kommst du am Samstag auch zu Noahs Party?«
    Ich schlucke. Bestimmt will Lukas mich darüber aushorchen, wie sehr ich schon in Noah verknallt bin. Aber ich werde mich auf keinen Fall groß auf das Thema einlassen, sondern cool bleiben, ganz cool.
    »Hm, mal sehen«, sage ich ohne großes Interesse. »Wenn sich nichts anderes ergibt …«
    »Aha, also … ich dachte, da läuft irgendetwas zwischen euch. Oder habe ich das falsch verstanden?«
    »Zwischen Noah und mir? « , frage ich und tue überrascht. »Wie kommst du denn darauf?«
    Lukas zuckt mit den Schultern. »Tja, keine Ahnung. Neulich warst du doch mit ihm zusammen auf der Semesteranfangsparty, oder?«
    »Quatsch, nein, wir haben uns nur zufällig dort getroffen. Wir kennen uns flüchtig, das ist alles«, erwidere ich gelassen, aber in Wirklichkeit spüre ich das Blut in meinen Schläfen pochen. Ich konnte noch nie gut schauspielern, und wenn ich es versuche, strengt es mich total an. Eine ganze Weile ist Lukas zum Glück still, während ihm seine Friseurin, die mit einem Schälchen und Pinsel zurückgekommen ist, das Blondiermittel aufträgt. Irgendwann schielt er aber doch wieder zu mir.
    »Also, keine Ahnung, ob es dich überhaupt interessiert«, ergreift er zögerlich das Wort, »aber …«
    »Ja?« Ich halte meinen Kopf weiter starr geradeaus gerichtet.
    »Ich habe da bloß kürzlich etwas aufgeschnappt und, na ja, ein paar Leute meinten, Noah liebt die Abwechslung und du wärst wohl nur sein neues Spielzeug. Ich dachte, das könnte dich interessieren, falls du dich doch … du weißt schon … in ihn vergucken solltest oder so.«
    Mein Kopf schnellt reflexartig nach rechts in Lukas’ Richtung. Im selben Moment kreischt meine Friseurin auf und macht einen Satz nach hinten. »Oh Gott, jetzt habe ich mich verschnitten«, quiekt sie und hält sich entsetzt die Hand vor den Mund.
    »Wie, was? Oh nein, bitte nicht«, flüstere ich erschrocken, »bitte, bitte nicht! Wie … schlimm ist es denn?«
    Die Friseurin hält ein Büschel Haare hoch. Das sind definitiv mehr als zwei Zentimeter, weitaus mehr. Ich betaste mit zitternden Fingern meinen Hinterkopf.
    »Tut mir leid, aber dafür kann ich nichts, du hast dich so plötzlich bewegt und da ist mir die Schere abgerutscht.«
    »Ich fürchte, das war meine Schuld«, kommt es von meiner Rechten. Lukas sieht mich zerknirscht an, aber dann erkenne ich ein amüsiertes Zucken um seine Mundwinkel und schließlich besitzt er doch tatsächlich die Frechheit loszuprusten.
    »Du hast gut Lachen!«, fahre ich ihn an. »Warum lässt du dir nicht selbst ein Loch in deine Frisur schneiden, wenn du das so lustig findest?« Ich merke, wie mir Tränen in die Augen schießen – wie immer, wenn ich mich von einer Situation heillos überfordert fühle –, was mich aber nur noch wütender macht.
    »Sorry, ich wollte dich nicht auslachen«, meint er versöhnlich und steht auf, um das Drama von hinten zu begutachten. Ich beobachte mit angehaltenem Atem im Spiegel, wie er sich ein wenig nach unten beugt und dann vorsichtig seine Finger ausstreckt, um sie durch meine Haare gleiten zu lassen. Ich erstarre unter seinen

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