Wenn auch nur fuer einen Tag
Berührungen, aber gleichzeitig spüre ich auch ein wohliges Kribbeln auf der Kopfhaut.
Ich kann noch immer nicht so ganz fassen, was eben passiert ist. Lukas wollte mir gar nichts Böses, er wollte mich bloß vor Noahs falscher Art warnen.
Lukas’ Finger tasten sich jetzt sanft vorwärts zu meinen vordersten Strähnen und streichen sie aus meinem Gesicht. Dabei berühren sie für den Bruchteil einer Sekunde meine Wangen. Ich habe das Gefühl, dass tausend kleine heiße Blitze durch sie hindurch in meinen Körper schießen und dort einen prickelnden, nicht enden wollenden Funkenregen auslösen.
»Ach, so schlimm ist es doch gar nicht«, stellt Lukas im nächsten Augenblick nüchtern fest, lässt von mir ab und katapultiert mich schonungslos zurück ins Hier und Jetzt. Auch die Funken sind mit einem Schlag verschwunden, als hätte jemand einen Eimer Wasser über ihnen ausgekippt. Ich blinzle ein paarmal benommen, während sich Lukas wieder in seinen Stuhl fallen lässt.
»Ich würde sagen, lass dir einfach Stufen schneiden«, höre ich ihn von der Seite sagen. »Ich kann mir vorstellen, dass dir das echt gut stehen würde. Viel besser als diese langweiligen Spaghettihaare.«
»Wie bitte?« Spätestens jetzt bin ich wieder voll da und schnappe empört nach Luft. Was bildet sich Lukas ein, über meine Frisur zu urteilen? Er, der sich die Haare bleicht wie ein California-Girl aus Baywatch ? Ich bin kurz davor, ihm meine Meinung über anständige Frisuren und Haarfarben von sexy Jungs zu verraten, da mischt sich leider auch noch meine Friseurin ein.
»Also, ich finde ja, dein Freund hier hat recht«, meint sie und zupft ebenfalls an meinen Strähnen herum, was allerdings nicht annähernd das in mir auslöst, was Lukas’ Finger geschafft haben. »Dein Haar würde ein bisschen durchgestuft viel voller wirken.«
Ich seufze. »Von mir aus«, brumme ich und gebe mich geschlagen. »Ich habe ja sowieso keine andere Wahl.«
Lukas und meine Friseurin nicken sich zufrieden zu. Schön, dass sich wenigstens die beiden darüber einig sind, wie ich auszusehen habe, denke ich mürrisch. Am meisten ärgert mich aber immer noch, dass Lukas langweilige Spaghettihaare gesagt hat.
»Tut mir trotzdem leid, was passiert ist«, murmelt er. »Ich wollte dich nicht so schockieren mit dieser … Geschichte. Scheiß auf die Sache mit Noah. Typen sind eben manchmal miese Schweine, ich weiß, wovon ich spreche. Wahrscheinlich meint er es noch nicht einmal böse.«
Im ersten Moment weiß ich nicht, wie ich reagieren soll, denn egal, was ich jetzt sage, Lukas denkt bestimmt, ich wäre vorhin nur deswegen so erschrocken, weil ich in Wirklichkeit eben doch in Noah verknallt bin und es nur nicht zugeben will. Und obwohl es mir gleichgültig sein sollte, gefällt mir diese Vorstellung ganz und gar nicht.
»Also, eigentlich hast du mir gar nichts Neues erzählt«, höre ich mich plötzlich sagen. »Ich weiß schon länger von dieser Wettgeschichte zwischen Noah und Lars. Amelie hat es mir noch auf der Uniparty gesteckt. Also …«
Lukas sieht mich überrascht an, dann nickt er. »Aha, eine Wette! Klingt ja bescheuert. Aber wenn du schon Bescheid wusstest, tut es mir umso mehr leid, dass ich dich so blöd angequatscht und damit deinen Haarschnitt vermasselt habe. Ich halte jetzt besser meine Klappe, sonst gehst du hier noch mit Glatze raus.«
Als ich Luft hole, um etwas zu erwidern wie »Schon okay, ich werd’s überleben«, wirft mir Lukas über den Spiegel ein Lächeln zu, das ausreicht, um mir die Sprache zu verschlagen. Mir ist, als lande es irgendwo tief in mir drin, um dort erneut eine kleine Explosion auszulösen und mich auch um den letzten Rest Fassung zu bringen. Das Einzige, was ich gerade noch schaffe, ist, schwach zurückzulächeln.
Lukas
So ganz nehme ich der Kleinen ihre Lockerheit nicht ab, denn dafür wirkt ihre Stimme viel zu nervös und ihre Wangen haben wieder diesen sanften Rotton angenommen, genau wie neulich, als ihre beiden Schützlinge Vanessa und Massimo uns mit ihrem Verliebt-Spruch aufgezogen haben. Wahrscheinlich will Jana nicht zugeben, dass sie sich tatsächlich etwas von Noah erhofft hat. Kann ich gut verstehen, also lasse ich sie mit dem Thema jetzt lieber in Ruhe – obwohl ich mir auf die Zunge beißen muss, um ihr nicht zu sagen, dass ein Mädchen wie sie besser ohne ihn dran ist.
Ich muss im Stillen lächeln, als ich Jana beobachte. Sie scheint hoch konzentriert jede Bewegung der Friseurin
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