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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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viel bedeuten, Jana.«
    Ich weiß nicht, vielleicht ist es die Art, wie er meinen Namen ausspricht, die irgendeinen Hebel in mir umlegt und mich davon abhält, in den Wagen zu steigen. Lukas’ Augen sind auf meine gerichtet. Ganz fest. Es liegt nichts Flüchtiges, kein ausweichendes Flackern darin, das erkenne ich selbst in der Dämmerung. Sie scheinen mir in diesem Moment vollkommen verändert. Ein paar Sekunden verstreichen, in denen wir uns einfach stumm gegenüberstehen, und ich merke, wie sich mein Puls langsam beruhigt.
    »Okay«, murmle ich schließlich. »Ich bleibe. Aber wenn du mir auch nur den geringsten Grund zu der Annahme gibst, dass du es doch nicht ernst meinst, werde ich aufstehen und gehen. Und dann brauchst du mich auch nie, nie wieder darum zu bitten, dir irgendetwas zu glauben.«
    Lukas sieht mich unverwandt an. Er nickt. »Ich weiß.«
    Dann streckt er mir seine Hand entgegen, und nach kurzem Zögern ergreife ich sie.

Lukas
    Jana gibt mir ihre Hand. Sie ist so klein, dass sie beinahe ganz in meiner verschwindet.
    »Gehen wir?«, frage ich leise.
    Jana nickt. Ein Riesenfelsen wird von meiner Brust gesprengt und an seiner Stelle breitet sich Erleichterung aus.
    Als sie eben vor meiner Tür stand, war ich vollkommen geplättet und mein Hirn schien nur noch auf Sparflamme zu funktionieren, genauso wie gestern. Aber dann, als sie mir ihre Meinung an den Kopf geknallt hat und weggerannt ist, habe ich gecheckt, dass ich wahrscheinlich nie wieder eine Chance wie diese kriegen würde. Die Erkenntnis war wie eine Ohrfeige, die mich wach gerüttelt und endlich dazu gebracht hat zu handeln.
    Ich werde Jana nicht mehr gehen lassen. Und zwar nicht nur, weil ich sie in meinem neuen Leben brauche, sondern auch, weil ich für sie da sein will. Das ist mir plötzlich klar geworden. Bestimmt wird das nicht ganz leicht, denn ich bin ein absoluter Amateur, wenn es darum geht, sich um andere Menschen zu kümmern. Aber irgendetwas muss doch in mir schlummern, was ich ihr bieten kann. Ich werde es schon noch herausfinden.
    »Dein Essen ist inzwischen sicher ganz kalt«, bemerkt Jana, als ich die Tür zum Wohnheim aufdrücke.
    »Kein Problem, ich wärme es noch einmal auf und dann würde ich dich gerne zu einem schicken Abendessen einladen. Wenn man sich die Internetbewertungen anguckt, muss Rossis Küche einfach der Hammer sein – genau wie der exquisite Service übrigens. Na, was sagst du?«
    Jana lacht leise. »Klingt vielversprechend.«
    Ich versuche, die Pappschachteln aufzuheben, ohne Janas Hand loslassen zu müssen. Am liebsten würde ich sie für immer festhalten.
    »Warte, ich helfe dir.« Jana bückt sich und nimmt die Rotweinflasche in ihre freie Hand, aber vor meiner Zimmertür müssen wir uns leider doch trennen. Ich scheitere nämlich daran, mit meinem Ellbogen die schwere Türklinke nach unten zu drücken.
    »Tja, also … und das hier ist mein bescheidenes Reich.«
    Jana tritt ein und sieht sich aufmerksam um. Ihr Blick verrät nicht, was sie denkt.
    »Mehr habe ich leider nicht zu bieten«, sage ich entschuldigend.
    Schließlich dreht sie sich zu mir um und lächelt. Es ist dieses echte, unverkrampfte Lächeln, das ihre meerblauen Augen zum Leuchten bringt.
    Augen … Erschrocken wende ich mich von ihr ab, als mir einfällt, dass ich ausgerechnet heute meine grünen Kontaktlinsen nicht eingesetzt habe. Verdammt! Ich wusste, dass das irgendwann Ärger geben würde.
    »Entschuldigst du mich bitte einen Moment?«, nuschle ich. »Ich müsste mal schnell …«
    »Oh, klar.«
    Ich stürze in mein Minibad. Die Vorstellung, dass Jana jetzt glaubt, ich könne keine Sekunde mehr warten, ohne mir in die Hose zu kacken, ist zwar super peinlich, aber besser, als ihr Fragen zu meiner Augenfarbe zu beantworten.
    Als ich die blöden Dinger eingesetzt, den Spülknopf gedrückt und einen Moment lang den Wasserhahn habe laufen lassen, kehre ich zu ihr zurück.
    »Dein Zimmer gefällt mir wirklich gut«, sagt Jana. »Aber man könnte mehr daraus machen. Irgendwie sieht es so aus, als wärst du noch gar nicht richtig eingezogen. Es fehlt … irgendetwas Persönliches. Bilder oder so. Fotos.«
    Stimmt, denke ich, aber das liegt nur daran, dass ich nichts Persönliches mit hierhernehmen durfte. »Du bist die erste Person, die mich hier besucht«, sage ich, »also … lass dich ruhig aus.«
    »Was, du hattest noch nie Besuch?« Janas Augen weiten sich ungläubig.
    »Nein, von wem denn? Glaubst du etwa, Noah oder Tamara

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