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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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nach erklärenden Worten, aber die, die sie jetzt wahrscheinlich hören will, kommen nicht über meine Lippen. Hitze schießt mir in den Kopf. Jana blickt mich voller Erwartung an. Ihre Augen glänzen. »Es kam mir … plötzlich einfach falsch und reizlos vor«, sage ich schließlich ausweichend. »Und sinnlos. Ich hätte mich irgendwie dafür geschämt, mit ihr zu schlafen, obwohl ich gar nicht mit ihr zusammen sein will. Außerdem hatte ich dieses ganze Fassadenspiel satt. Bei dir konnte ich von Anfang an der sein, der ich bin. Das hat mir gefallen. Und ich schätze, daran musste ich in diesem Moment in Noahs Schlafzimmer denken. Tja, und das war’s dann. Tamara war natürlich stinksauer, als ich sie abgewiesen habe. Und jetzt erzählt sie überall herum, ich hätte sie zu irgendetwas zwingen wollen oder so was in der Art. Keine Ahnung.«
    Jana sieht mich an, als warte sie noch auf etwas, aber dann lächelt sie schnell. »Weißt du«, sagt sie, »ich bin ehrlich gesagt nur zu Noahs Feier gekommen, weil ich dich wiedersehen wollte.«
    »Wirklich?« Jetzt bin ich es, der erstaunt ist. »Ich dachte … du wolltest ihm deine Meinung sagen. Was dir übrigens ziemlich gut gelungen ist, Respekt. Ich habe es beinahe selbst mit der Angst zu tun gekriegt, als du ihn so angegiftet hast.«
    Sie lacht und ihre kleinen niedlichen Grübchen werden wieder sichtbar. »Das war nur ein Vorwand. Noah war mir eigentlich immer egal. Sogar diese dumme Wettgeschichte hat mich ziemlich kaltgelassen.« Sie wiegt ihren Kopf hin und her. »Na ja, für meine Verhältnisse jedenfalls.«
    Bei dem Stichwort »Wette« lasse ich Janas Hände los und wende mich den Schachteln mit dem Essen zu und suche nach Besteck, Gläsern und dem Korkenzieher. Jetzt, wo wir bei der Wahrheit sind, könnte ich ihr auch gleich stecken, dass Noah sie nie verarscht hat, sondern tatsächlich verrückt nach ihr war. Aber bei allem Bestreben nach Ehrlichkeit – es bringt doch nichts, unnötig Wunden aufzureißen, oder? Außerdem behauptet Jana, Noah wäre ihr immer schon egal gewesen, sowohl vor als auch nach dieser angeblichen Wette. Und alles andere zählt nicht.
    »So, was meinst du, wollen wir jetzt eine Kleinigkeit essen?«, frage ich Jana. »Jetzt, wo hoffentlich alle Missverständnisse beseitigt sind?«
    Sie nickt. »Unbedingt«, antwortet sie. »Aber nicht so. Warte hier, ich bin sofort wieder zurück. Du kannst das Essen ja inzwischen in deinem Luxusherd aufwärmen.«
    »Ha, du wirst dich wundern, was sich in diesem Luxusherd alles zaubern lässt«, rufe ich ihr hinterher und ertappe mich dabei, wie ich sogar dann noch stupide vor mich hin grinse, als sie schon längst aus der Tür ist und ich die Nudeln und die Pizza in den Ofen schiebe.
    Oh Mann, ich komme mir vor wie ein Warmduscher von einem Ehemann, dem seine Frau die Eier aus der Hose geklaut hat, während er einen kurzen Augenblick lang mal nicht aufgepasst hat!
    Cazzo! Auch, wenn ich es Jana gerade nicht sagen konnte, ich schätze, mich hat es tatsächlich erwischt. Jedenfalls mehr als jemals zuvor. Und ich weiß noch nicht genau, ob mir meine Gefühle für diese kleine ragazza mit den meerblauen Augen höllische Angst einjagen oder ob ich sie einfach nur genießen soll. Irgendwie liegt beides erschreckend nahe beieinander.

Jana
    Ich renne zum Auto und kann noch gar nicht fassen, was eben passiert ist. Lukas hat sich mir zum ersten Mal richtig anvertraut. Keine dummen Ausreden, keine blöden Entschuldigungen. Klar, die Tatsache, dass er vorhatte, mit Tamara zu schlafen, nagt trotzdem noch an mir. Aber entscheidend ist, er hat es nicht getan, und zwar, weil er es plötzlich nicht mehr wollte .
    Keine Ahnung, wie es zwischen uns weitergeht, aber wenigstens ist das hier ein Anfang. Ein echter Anfang. Im Hellen. Mit Worten. Und mit Blicken. Anders als gestern im Seminarraum.
    Ich wühle in den Kisten im Kofferraum herum und hole einen silbernen Kerzenleuchter, drei weiße Kerzen und eine weiße Stoffserviette hervor. Dann lasse ich die CD mit Rossis schnulzigen Italien-Hits aus dem Player. Schnell laufe ich mit den Sachen zurück. Schon auf dem Flur strömt mir der köstliche Duft von Pasta und Pizza entgegen.
    »Achtung, hier kommt das passende Ambiente«, rufe ich, während Lukas gerade den Rotwein entkorkt. Er runzelt fragend die Stirn, als ich seinen kleinen quadratischen Tisch von der Fernsehzeitschrift und vier leeren Bierflaschen befreie und die weiße Serviette darauf ausbreite. Sie funktioniert

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