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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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Studiengänge an.«
    »Also, falls du dich entscheiden solltest, kann ich dir ja zeigen, was wir im ersten Semester alles gemacht haben, und dir meine Ordner leihen. Und wenn du sonst noch irgendwelche Fragen hast … jederzeit.«
    »Danke.«
    Während Lukas und ich essen und uns unterhalten, fällt meine Anspannung allmählich von mir ab. Ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart, aber gleichzeitig bin ich auch etwas nervös, weil ich nicht weiß, wie sich dieser Abend noch entwickeln wird. Keine Ahnung, ob es Lukas auch so geht, aber ich habe das Gefühl, die Luft zwischen uns knistert. Und mit jedem Lächeln, das er mir zuwirft, macht der kleine Schmetterling in meinem Bauch einen aufgeregten Flügelschlag.
    Ich weiß, dass die Sache mit Flo noch nicht vom Tisch ist, und ich werde Lukas irgendwann davon erzählen, falls das zwischen uns weitergehen sollte. Aber nicht jetzt. Es würde bloß das ruinieren, was gerade erst angefangen hat, und mit diesem ekelhaften Grauschleier überdecken, der sich nie wieder ganz wegwischen lässt. Ich will heute keine mitleidsvollen und tröstenden Worte von Lukas hören. Stattdessen wünsche ich mir etwas ganz anderes. Und dazu wird es ganz bestimmt nicht kommen, wenn ich mit dieser schrecklichen Geschichte über Flo rausrücke. Der Abend wäre gelaufen. Lukas würde mir ein paar höfliche Fragen stellen, mir dabei verstohlene und zugleich schockierte Blicke zuwerfen und sich nicht mehr trauen, irgendetwas Lustiges von sich zu geben. Ich kenne das. Ich habe nicht nur einmal erlebt, wie Leute plötzlich umschalten, wenn sie erfahren, was in meinem Leben passiert ist.
    Dabei sehne ich mich so sehr danach, endlich einmal wieder unbeschwert und rundherum glücklich zu sein. So, als gäbe es meine Vergangenheit nicht. Und wenn auch nur für einen Tag. Für die Wahrheit bleibt Zeit genug. Sie soll sich noch gedulden.

Lukas
    Jana ist noch immer bei mir. Ich bin froh darüber und erleichtert, denn ich schätze, das ist ein gutes Zeichen. Aber das war nur der Anfang. Was kommt jetzt? Ich wollte unbedingt, dass sie bleibt, war in meiner Panik, sie für immer zu verschrecken, darauf fixiert, sie irgendwie festzuhalten. Aber jetzt, wo wir nicht mehr mit Essen beschäftigt sind, und uns der Stoff für den üblichen Small Talk ausgegangen ist, fühle ich mich befangen und nervös wie ein Fünfzehnjähriger bei seinem ersten Date. Ich weiß absolut nicht, was ich zu ihr sagen oder wie ich sie weiter unterhalten könnte.
    Ich schenke uns Rotwein nach und nehme selbst zwei kräftige Schlucke. Scheiße, ich saß doch schon ganz anderen Frauen gegenüber und wusste immer, was zu tun war. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass das Ziel jedes Mal feststand und es nur eine Frage der Zeit und der Kombination von bewährten Worten und Handlungsabläufen war, um es zu erreichen. Mit Jana ist das anders. Sie ist anders. Ich kann sie unmöglich in eine Schublade mit diesen Frauen stecken. Allein für den Gedanken, möglicherweise auch mit ihr auf dieses gewisse Ziel hinzusteuern, könnte ich mich ohrfeigen.
    »Bist du satt?«, frage ich plump, um diese seltsam prickelnde Spannung zu durchbrechen. Sie liegt plötzlich schwer und flimmernd wie schwüle Sommerluft zwischen uns und raubt meinem Gehirn jeglichen Sauerstoff. Verdammt, ich hätte mich mit dem Rotwein zurückhalten sollen.
    Jana nickt. »Ich bin pappsatt. Ich werde Rossi sagen, dass er die Portionen in Zukunft ruhig halbieren kann.«
    Ich stehe auf, um die Sachen abzuräumen. Während ich so tue, als wäre ich super beschäftigt, überlege ich, was wir mit dem Rest des Abends anstellen könnten, um uns – genauer gesagt mich – von den Gedanken abzulenken, die ich auf keinen Fall zu Ende denken will.
    »Was meinst du? Wollen wir vielleicht ins Kino gehen oder eine DVD anschauen?«, schlage ich vor. Es müsste dann allerdings eine Komödie oder besser noch ein Actionfilm sein, füge ich im Stillen hinzu. Auf keinen Fall etwas, das romantische oder erotische Gefühle schürt. »Oder wir gehen spazieren, draußen ist es eigentlich noch ganz okay!«
    Scheiße noch mal, kann ich nicht mal ein paar Stunden mit einem weiblichen Wesen in einem Raum sein, ohne dabei automatisch an Sex denken zu müssen? Jetzt reiß dich zusammen und entspann dich, befehle ich mir wütend.
    »Oder was hältst du davon, wenn wir einfach –«
    Als ich mich umdrehe, steht Jana vor mir. Ich habe sie nicht aufstehen hören und mein Herz macht, überrumpelt von ihrem

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