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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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nicht gemeint. Es bedeutet nicht tatenlos dabei zuzusehen, wie etwas geschieht oder sich davon besiegen zu lassen. Doch du darfst dich nicht verleiten lassen, die gleichen Mittel und Wege zu ergreifen, wie das, was du zu bekämpfen versuchst. Du darfst nicht zulassen, dass du das gleiche Feuer in dir schürst, das du zu bekämpfen versuchst. Wenn Dunkelheit dich zu überwältigen droht, ist die beste Abwehr, der beste Schutz, der, ihr das zuteilwerden zu lassen, was sie benötigt, um sich ihres Lichtes zu erinnern.“
    „Und was genau ist das?“
    Hekate neigte den Kopf leicht schräg und erwiderte mit einem sanften Lächeln: „Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen, diese Frage zu beantworten. Selbst wenn ich dir die Antwort darauf geben würde, so würde sie dir doch recht wenig nützen. Sie muss aus dir selbst kommen. Nur wenn sie das tut, begreifst du auch wirklich, was sie bedeutet.“
    Hekate schenkte ihr einige Augenblicke, dann sagte sie: „Es liegt an dir, Gwen. Es ist deine Entscheidung, wie du mit dem dir gegenüberstehenden Außen umzugehen gedenkst. Es ist deine Entscheidung, was du es mit dir machen lässt. Es ist deine Entscheidung, welchen Weg du für dich wählst.“
    Es drang von allein aus ihr hervor, verzweifelt und müde: „Weg? Welchen Weg? Ich erkenne überhaupt keinen Weg! Ich kann nichts tun … rein gar nichts! Alles entweicht mir. Alles rinnt mir durch die Finger, wie Sand. Alles rollt über mich hinweg und begräbt mich unter sich. Es gibt nichts, was ich dagegen machen könnte …“
    „Gehe in dich. Es kommt auf das an, was du in dir bewahrst, was du in dir wählst. Du kannst dich entscheiden im Schmerz zu ertrinken, welchen die Dunkelheit über dich gebracht hat oder aber, du entscheidest dich nicht in ihm zu ertrinken, sondern auf ihm zu treiben. Was zählt, ist deine innere Ausrichtung, deine innere Überzeugung.“
    Gwen starrte ins Leere. Erneut ließ sie sich in die Erinnerungen Liliths fallen, um in deren Empfindungen hineinzufühlen. Abermals überkam sie ein ätzendes und bleiernes Gefühl, das sie eng umschloss und ihr das Atmen erschwerte. Diese Empfindungen fraßen sich durch sie hindurch und zehrten von ihr.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein …! Ich will nicht … ich will mich nicht so fühlen, wie Lilith … Ich will nicht so … vergiftet sein.“
    Hekate strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. „Dann wirst du dich auch nicht so fühlen, wirst nicht so vergiftet sein. Nicht, wenn du es nicht willst.“
    Gwen spürte, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten. „Und was soll ich jetzt tun?“
    „Diese Frage kannst nur du selbst beantworten. Wenn du auf dein Herz hörst, wirst du das Richtige tun.“

***
     
     

    Gwen atmete einige Male intensiv durch, dann sagte sie: „Du hast gesagt, es gibt mehrere Gründe, warum ich hier bin. Warum du mir das alles gezeigt und erzählt hast. Was sind das noch für Gründe?“
    „Du bist ein Kind meines Geistes. Ich bitte dich als solches um deine Hilfe.“
    Verständnislosigkeit hämmerte in ihrem Kopf. „Ich … bin … was …?“
    „Du stammst einer Blutlinie von Hexen ab, die dem Tod auf dem Scheiterhaufen entkommen sind. Durch deine Adern fließt das Blut meines Geistes.“
    Gwen sprang wie elektrisiert vom Boden auf. All das wurde ihr nun doch zu viel. „Was soll das heißen? Das kann nicht wahr sein. Meine Eltern sind … Menschen. Normale Menschen.“
    Hekate erhob sich ebenfalls und nahm einen aufrechten Stand ein. „Es ist wahr, mein Kind. Deine Eltern, Eleanor und Robert, sind nicht deine leiblichen Eltern. Sie adoptierten dich, als du noch ein Baby warst.“
    Gwen konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie schrie mehr als das sie sprach: „Das ist … verrückt! Das kann nicht wahr sein! Warum sagst du das?“
    „Weil es die Wahrheit ist. Auch wenn sie dich im Moment schmerzt. Du stehst immer noch aufrecht, wo andere bereits zu Boden gedrückt worden wären. Du bist stark. Du bist lichtvoll. Ich erbitte deine Hilfe, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich erbitte deine Hilfe, den winzigen Lichtsamen im Inneren der Sensaten zu erwecken.“
    Gwen lachte, hysterisch und überspitzt. „Mein ganzes Leben ist mir um die Ohren geflogen – fliegt mir noch immer um die Ohren. Ich sehe nicht wirklich, dass ich noch aufrecht stehe. Im Gegenteil. Ich fühle mich, als ob ich bereits fingerdick mit dem Gesicht im Schlamm stecke. Ich kann mir nicht mal selbst helfen – und da sollte ich dir helfen

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