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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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auftreten und für die Hexen eintreten würden.
    Liliths ursprüngliche Intention bestand darin, eine schützende und ausgleichende Kraft zu formen, die andere Hexen vor einem unrechtmäßigen und grausamen Schicksal bewahren sollte. Doch alles geschah anders, als beabsichtigt …
    Wessen sich Lilith nicht bewusst gewesen ist – wessen ich mir nicht bewusst gewesen bin –, war die Tatsache, dass sie solchen Groll, Zorn und Hass in sich hegte, solche Sehnsucht nach Rache und Vergeltung in sich trug, dass diese niederen Gefühle ihre fromme und edelmütige Absicht vergifteten und zu einem Fluch wandelten. Lilith war sich nicht bewusst gewesen, dass ihr Herz und ihre Seele bereits selbst von Dunkelheit zerfressen waren.
    So geschah es, dass die Schutzgeister nicht zu Rittern und Hütern der Unschuldigen, der Hexen, sondern zu eigen-ständigen unabhängigen Wesen wurden, die nicht für irgendwen kämpften, sondern schlicht und einfach Wesen der Dunkelheit waren und ihren eigenen Absichten, Zielen und Begehren folgten.
    Zwar war es Liliths Absicht gewesen, die sie handeln ließ, doch war es ihr Innerstes, welches dem Zauber schlussendlich seine Richtung und Macht gab. Denn mehr noch, als unsere bewussten und offengelegten Absichten, sind es unsere inneren, unsichtbaren Überzeugungen und Empfindungen, die von Bedeutung und Gewichtung sind. Eine Absicht ist schnell gefasst – doch wenn sie nicht aus Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber hervorgeht, dann kann sie weit mehr Schaden anrichten, als sie jemals Gutes tun könnte.“
    Die Gedanken in Gwens Kopf überschlugen sich und veranstalteten einen Lärm, wie in einem randvoll gefüllten Theatersaal. „Was genau bedeutet das? Was genau sind … die Sensaten nun? Das personifizierte Böse? Pure Dunkelheit?“
    Jäh presste Hekate die Lippen zusammen. Nach einem Moment der Stille erwiderte sie mit einem leisen Seufzen in der Stimme: „Ja und nein. Wie ich vorher schon andeutete, gab es noch jemanden, der an der Materialisierung des Zaubers beteiligt war. Wo Licht ist, ist auch immer Schatten. Und den Schatten schert es nicht, wie er sich seine Aufmerksamkeit sichert. Er ergreift jede Chance, die sich ihm bietet. Jede Chance, die ihm dazu verhilft, in den Vordergrund zu gelangen. So hat er auch damals nicht gezögert, seinen Moment gewittert und die Möglichkeit sich auszubreiten, ergriffen.
    Ich ließ Lilith meine Kraft und Energie zuteilwerden, um ihren Zauber zu verwirklichen – doch noch jemand ließ seinerseits Kraft und Energie hineinfließen und verstärkte ihn abermals in Gewichtung der Dunkelheit. Ehe ich bemerkt und erkannt hatte, was passieren, wie sich der Zauber verwirklichen würde, war es zu spät, um ihn aufzuhalten. Doch zumindest fand ich ein kleines Schlupfloch. Es gelang mir, das Ausmaß zu beeinflussen und Schadensbegrenzung zu betreiben, wenn du es so nennen möchtest.
    Die Schützer und Bewahrer, die Lilith ursprünglich aus ihrem Licht hervorbringen wollte, konnten sich nicht materialisieren, wie sie es angedacht hatte. Stattdessen werden seit diesem Tag Männer – normale Menschenmänner – geboren, denen diese Wächteraufgabe als Schicksal in die Seele gewebt ist. Ein Schicksal, das sie ergreifen können – jedoch nicht müssen. Da es Liliths Dunkelheit, begleitet von der zusätzlichen Verstärkung durch jemand Dritten gewesen ist, die den Nährboden und die Hauptenergiequelle des Zauber gebildet hat, musste sich diese geballte Kraft unweigerlich und unabwendbar materialisieren und führte zur Schöpfung der Sensaten. Sie sind quasi die „misslungene“ Verkörperung von Liliths Schützern und Bewahrern. Somit besteht das Wesen der Sensaten aus Dunkelheit, die sich in einem menschlichen Körper verdichtet hat. Es sind dunkle Seelen, die das Licht scheuen, es verabscheuen und gegen es ankämpfen. Ihre Natur ist es, sich schlicht zu nehmen, was sie wollen, weil es so in ihnen angelegt ist. Aber da auch meine Macht im Spiel war, konnte ich damit einen winzigen Teil beeinflussen: Ich habe einen Samen Licht in jeden von ihnen pflanzen. Dieser Samen ruht unter all der Dunkelheit und wartet darauf, geweckt zu werden. Sie sind also nicht gänzlich verloren, nicht gänzlich verdammt, auf ewig in Dunkelheit zu wandeln oder andere in ihre Dunkelheit zu ziehen.
    Hekate schien einen Moment lang in Gedanken versunken und Gwen nutze diese Chance, um zu Wort zu kommen: „Wer hat sich noch an diesem Zauber beteiligt? Wer war

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