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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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Brötchen holte, um Frühstück herzurichten, wie er es manchmal am Wochenende tat. Die letzte Möglichkeit schloss sie heute jedoch eher aus.
    Sie starrte an die Zimmerdecke. Was Nick wohl gerade machte? Beim Gedanken an ihn formten sich zwei Bilder vor ihrem inneren Auge. Auf dem einen stand sie mit den Händen in der Hüfte gestemmt da und machte ihn ordentlich zur Schnecke. Auf dem anderen lagen sie beide auf einer Decke im Park und beobachteten den Sternenhimmel. Auch wenn das erste Bild seinen zugesprochenen Reiz hatte, übte das zweite Bild eine noch größere Anziehungskraft auf sie aus. Sie beschloss ihm einen Besuch abzustatten. Sie musste sich nur noch eine Ausrede für Josh überlegen. Schon wieder. Eigentlich wollte sie ihn überhaupt nicht anlügen, aber sie sah derzeit keine andere Möglichkeit.
    Sie kletterte aus dem Bett und schlich den Gang entlang. In seinem Arbeitszimmer saß er nicht. Im Bad war er auch nicht. Ebenso wenig wie im Wohnzimmer oder der Küche. Nachdenklich kratzte sie sich am Kopf, dann fiel ihr Blick auf einen kleinen Zettel, der neben der Kaffeemaschine lag.
    Ein kurzes und gleichzeitig schuldbewusstes Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Neben der Kaffeemaschine. Josh wusste, dass diese nach der Morgentoilette ihr erstes angesteuertes Ziel war. Sie griff nach dem Papier und las die handgeschriebene Notiz:  „Habe einen Anruf bekommen. Muss mich noch mal mit einem Klienten treffen und ein paar Details durchgehen. Keine Ahnung, wie lange das dauert. Hoffe du fühlst dich inzwischen besser. Bis später. Kuss, Josh.“  Ein Knoten bildete sich in ihrer Kehle und verströmte noch mehr Schuldgefühle. Das war die schlechte Seite dieser Situation. Die Gute war, dass sie sich nun keine Ausrede ausdenken und somit keine weitere Lüge in die Welt setzen musste.
    Rasch genehmigte sie sich eine Tasse heiß dampfenden Kaffee, ehe sie sich in Jeans und Pullover quetschte, auffrischte und auf den Weg zu Nick machte. Sie hoffte inständig, dass sie noch vor Josh zurück sein würde.
    Auf der kurzen Strecke zu Nikolajs Wohnung kreuzten nur vereinzelt Passanten ihren Weg, die mit dem Hund spazieren gingen, Brötchen vom Bäcker oder die Zeitung vom Kiosk holten. Sicherlich genoss die überwiegende Mehrzahl den freien Tag, um sich ordentlich auszuschlafen und einen relaxten Morgen zu genehmigen. Sie überlegte kurz, wann sie das letzte Mal solch einen Sonntag verbracht hatte – konnte sich jedoch nicht erinnern.
    Schließlich erreichte sie das rote Backsteingebäude, in das Nikolaj sie gestern gebracht hatte. Gerade als sie klingeln wollte, stieß sie sich erneut an der Tatsache, dass sie seinen Nachnamen nicht kannte. Ob sie einfach irgendwo läuten sollte? Sie biss sich auf die Unterlippe, wippte unschlüssig vor und zurück, lehnte sich – mehr in letzter Hoffnung – gegen die Eingangstür und stellte verwundert fest, dass sie nicht verschlossen war.
    Gemächlich stieg sie die Treppe hinauf und versuchte die richtige Wohnung, beziehungsweise das richtige Stockwerk ausfindig zu machen. Sie ging immer weiter hinauf, denn sie glaubte sich zu erinnern, dass es keinen weiteren Treppenaufgang gegeben hatte, als sie angekommen waren. Schließlich machte sie im fünften und letzten Stock halt und beäugte die drei im Gang befindlichen Wohnungstüren. Welche davon war nun die Richtige?
    Sie ging nochmals zum Treppenabsatz zurück, schloss die Augen, tat ein paar Schritte und öffnete die Augen wieder. Sie stand einen Schritt entfernt von einer Tür auf der linken Seite. Ob sie ihrem Gefühl trauen und klopfen sollte? Was, wenn es doch der falsche Stock war? Oder die richtige Etage aber die falsche Tür?
    Sie atmete tief durch, dann hämmerte sie etwas zögerlich gegen das Holz. Nichts rührte sich. Vielleicht drang ihr Klopfen nicht bis ins Innere. Vielleicht war Nick auch einfach nicht da. Wenn es überhaupt Nicks Wohnung war.
    Sie klopfte ein weiteres Mal, diesmal kräftiger.
    Schritte drangen an ihr Ohr, dann ging die Tür auf. Im Türrahmen stand – welch eine Erleichterung – Nick. Einzig bekleidet mit einer ausgewaschenen dunkelblauen Cargojeans und einem weißen Handtuch, das er um die Schultern geworfen trug. Wasser perlte von seinen Haarspitzen auf seinen nackten Oberkörper, welcher – wie vorausgesehen – muskulös und männlich gebaut war, jedoch ohne bullig oder wie mit Anabolika aufgepumpt auszusehen. Eine starke Brust, die Schutz und Geborgenheit versprach und problemlos jedes

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