Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Frauenherz in Ekstase versetzen konnte.
Ein Kribbeln durchfuhr ihren Körper, verlief sich warm und vibrierend in den Fingerkuppen, als sehnten sie sich danach, eine Erkundungstour über Nicks nackte Haut zu machen und herauszufinden, wie sie sich anfühlte – wie sie sich in Verbindung mit ihrer Haut anfühlte. Doch sie hob ihre Hand nicht. Stattdessen platzte sie mit dem ersten Wort, das ihr einfiel, heraus: „Donnerwetter“.
Nikolajs Antwort war ein schalkhaftes Lachen. Er trat einen Schritt zur Seite und bat sie mit einer einladenden Handbewegung herein. Sie benötigte noch einige Sekunden, ehe sie sich aus ihrer bewundernden und leicht konfusen Versteinerung lösen und in die Wohnung treten konnte.
Er schloss die Tür. „Waren wir verabredet?“, fragte er verwundert. „Ich dachte, ich hätte gesagt, dass ich bei dir vorbeikomme? Das wäre ich. Nachdem ich dir eine kleine … Auszeit gegönnt hätte. Aber ich freu mich natürlich, dass du hier bist. Setz dich. Ich zieh mir nur noch schnell ein Shirt über. Oder möchtest du meinen Adoniskörper noch etwas länger begutachten?“
Mit fühlbarer Röte auf den Wangen streckte sie ihm die Zunge heraus.
In sich hineinlachend tapste Nikolaj barfüßig ins Schlafzimmer und kam schließlich in ein weißes Langarmshirt gekleidet zurück. „Also? Was beschert mir die Ehre? Hat dein Freund dich einfach so abhauen lassen? Zu mir?“ Er ging um die Theke herum, füllte seine Tasse mit Kaffee und sah sie doppelt fragend an.
„Nein danke, ich hatte schon eine Tasse.“
Mit einem Nicken gefolgt von einem Schluck quittierte er ihre Antwort.
„Oder doch, warum nicht.“
Er grinste über ihre Unbeständigkeit, füllte eine zweite Tasse und schob sie zu ihr herüber.
Sie nippte daran, ehe sie erklärte: „Josh weiß eigentlich gar nicht, dass ich hier bin. Er war schon weg, als ich aufgestanden bin. Aber ich muss dringend was mit dir besprechen.“
Nikolaj bedachte sie mit einem höflich neugierigen Blick. „Wegen gestern Nacht. Ich habe Josh nichts von dem erzählt, was passiert ist. Jedenfalls den … Großteil davon nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich auf dem Heinweg vom Krankenhaus zufällig meinem besten Freund aus Kindertagen über den Weg gelaufen bin und so hin und weg war, dass ich ganz vergessen hab mich bei ihm abzumelden. Ein paar Gläser Alkohol zur Feier des Tages hätten den Rest erledigt.“
Nikolaj zog die Augenbrauen hoch, nippte an seinem Kaffee und richtete dann fragend das Wort an sie: „Warum hast du ihm nicht die Wahrheit gesagt?“
Wie schon Josh gegenüber fühlte sie sich wie eine Angeklagte, die sich rechtfertigen musste. „Nun … ich hielt das für besser. Josh ist Staatsanwalt. Er hätte … nun, hätte ich ihm von den beiden Kerlen, deinem Auftauchen und meiner Rettung erzählt, dann hätte ich wohl auch das mit dem … dann hätte ich wohl auch erwähnen müssen, dass die beiden Männer … tot sind. Ich schätze nicht, dass er das so einfach auf sich beruhen hätte lassen. Du weißt ja, wie Anwälte sind: Rechtsfürsprecher, Gesetzesfanatiker, gnadenlose Jäger auf den staatlichen Straßen, Rächer der Unschuldigen. Zumindest gilt das für die meisten von ihnen. Mehr oder weniger. Ich wollte einfach nicht, dass er … irgendwelche Ermittlungen oder dergleichen in die Wege leitet.“
Nikolaj schwieg einen ausdauernden Augenblick lang, ehe er feststellte: „Du hast also meinetwegen gelogen. Was …“
„Ich habe nicht gelogen “, fuhr sie ihm ins Wort. „Ich habe lediglich ein paar Details ausgelassen . Wir haben uns ja wirklich das erste Mal seit damals wiedergesehen und ich war ja wirklich hier bei dir, habe Bourbon getrunken und gänzlich vergessen Josh anzurufen.“
Nun war er es, der sie unterbrach. „Du musst dich nicht vor mir verteidigen. Ich will dich bloß verstehen. Du hast also ein paar Details ausgelassen . Schön und gut. Hast du sie nur wegen Josh – oder besser wegen mir – ausgelassen oder auch wegen dir selbst?“
Sie sah ihn fragend an. „Wie meinst du das?“
„Ich kann nachvollziehen, dass Josh die Sache ziemlich aufwirbeln und aufbauschen könnte, und würde. Weil das für ihn … selbstverständlich und natürlich wäre. Aber was ist mit dir? Du hast gestern nicht viel dazu gesagt, dennoch war es nicht zu übersehen, dass dir die Sache mit den beiden ziemlich zugesetzt hat.“
Sie prustete los: „Na hör mal, jeder Frau würde so ein Überfall an die Nieren …“
„Ich
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