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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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gesehnt. Warum nur musste solch ein verworrenes und düsteres Chaos ihr Wiedersehen überschatten und ihr erneutes Zueinanderfinden in den Hintergrund drängen?
    Angeschlagen fragte sie: „Kommst du vorbei? Ich weiß nicht, wann genau Josh zurückkommt, deswegen ist es besser, wenn ich gleich wieder zurückgehe, um auf jeden Fall zu Hause zu sein, wenn er heimkommt. Aber du könntest nachkommen? Vielleicht so in einer viertel bis halben Stunde? Falls er auftaucht, kann ich euch gleich bekannt machen und wenn nicht, haben wir Zeit für uns.“
    Mit aufgesetzt wichtiger Stimme erwiderte Nikolaj: „Ich werde sehen, was ich machen kann.“
    Sie kniff ihn frech in die Seite und keckerte: „Gib dich bloß nicht so unnahbar.“
    Er zwinkerte ihr zu. „Ich gebe mich nicht unnahbar – ich BIN unnahbar. Aber für dich mache ich mal eine Ausnahme.“
    „Gott, was hab ich für ein Glück“, gab sie neckend zurück. „Also dann. Du weißt ja, wo ich wohne. Bis gleich.“ Sie öffnete die Tür und verschwand nach draußen.
    Die geflüsterten Worte von Nikolaj vernahm sie nicht mehr.  „Ich hoffe, dass es ein Glück ist, Gweny…“

SECHS
     
    Gwen schloss die Tür auf, warf ihren Mantel über die Garderobe und ging Richtung Küche. Kaum dass sie einen Fuß hineingesetzt hatte, fand sie sich Josh gegenüberstehend, der die Hände vor der Brust verschränkt hatte und sie sichtlich herausfordernd ansah.
    „Oh, hey … Du bist schon zurück? Haben du und dein Klient die Details schnell klären können?“ Sie hoffte, dass ihre Äußerung halbwegs lässig, unbeeindruckt und vor allem schuldfrei klang.
    „Ja, ich bin auch schon früh aus dem Haus. Du hast noch tief und fest geschlafen. Und wo kommst du her? Du hast dich doch krank gemeldet, oder? Glaubst du nicht, dass es daher besser wäre, zu Hause zu bleiben?“
    Sie konnte Ärger und Misstrauen in seiner Stimme wahrnehmen. „Ich war nur kurz eine kleine Runde spazieren. Du weißt doch: Frischluft hilft manchmal Wunder. Ich dachte, ich bringe meinen Kreislauf damit ein wenig in Schwung.“
    Josh zog die Stirn in Falten. „Nun, du musst wissen, was am besten für dich ist. Schließlich bist du die Ärztin, nicht ich.“ Er sagte es, als wolle er sie herausfordern. Sie sprang nicht darauf an.
    Möglichst lässig fragte sie: „Hast du schon gefrühstückt? Soll ich uns einen Happen zu Essen machen?“
    „Nein danke, ich habe bereits bei meinem Termin etwas gegessen. Ich muss noch an einem Fall weiterarbeiten.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich in sein Arbeitszimmer. Gwen atmete erleichtert auf. Das hätte schlimmer ausgehen können. Es hätte aber auch gar nicht passieren müssen.
    Sie schlenderte zum Kühlschrank und griff sich aus dem sehr übersichtlich gehaltenen Inhalt einen Joghurt. Den ersten Löffel im Mund rannte sie, die Nase kräuselnd, zur Spüle und spuckte die saure Masse wieder aus. „Igitt!“
    Sie sah auf das Haltbarkeitsdatum. Abgelaufen. Und nicht erst seit gestern.
    Josh und sie waren zeitlich sehr eingespannt in ihren Jobs. Wenn sie nicht im Krankenhaus und er nicht in der Kanzlei aß, musste meist ein Lieferdienst oder das nächstgelegene Restaurant herhalten. Normalerweise wäre sie jetzt in der Klinik und hätte dort etwas gegessen. Der Kühlschrank war einfach nicht vorbereitet auf Nahrung suchende Menschen. Doch Einkaufen gehen konnte sie trotz ihrer freien Zeit nicht, da alle Geschäfte geschlossen hatten.
    Niedergeschlagen ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch plumpsen. Sie saß keine zehn Minuten als es klingelte. Natürlich: Nick. Das würde ein angenehmes erstes Treffen zwischen ihm und Josh geben.
    Sie sprang auf, eilte in den Flur und öffnete die Tür. Vor ihr stand Nikolaj, nun noch in schwarzer Jacke und schwarzen Boots steckend. Auf ihre Regungslosigkeit hin sagte er: „Willst du mich nicht reinbitten?“
    Sie dachte noch immer darüber nach, ob es angesichts Josh sichtlich mieser Laune wirklich der richtige Zeitpunkt war, die beiden miteinander bekannt zu machen. Doch da erklang hinter ihr schon Joshs Stimme und traf an ihrer Stelle die Wahl. „Lass mich raten: Der nette Kerl vom Telefon?“
    Nikolaj trat an ihr vorbei ohne sie oder ihren warnenden Blick weiter zu beachten, hob die Hand und erwiderte in ziemlich schmierigem Tonfall an Josh gewand: "Schuldig im Sinne der Anklage. Ich bin der nette Kerl vom Telefon. Nikolaj.“
    Josh hob ebenfalls die Hand. Es sah aus, als würden sich die beiden einen

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