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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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auf dem Boden zusammensacken zu lassen, um etwas Festes und Beständiges unter sich zu spüren.
    Nikolaj packte Merkas am Saum seines schwarzen Mantels, zog ihn zu sich und sagte warnend: „Ich sage es jetzt ein letztes Mal: Mach, dass du verschwindest und lass dich hier nie wieder blicken!“
    Hätte Gwen in diesem Moment sagen müssen, wer der Gefährlichere von den beiden war, hätte sie leider auf Merkas setzen müssen. Auch wenn sie Nikolaj noch nie so gesehen hatte und er ohne Frage einen Angst einflößenden und bedrohlichen Eindruck machte, so überflutete doch der Schwarzhaarige sie mit einer kalten Welle aus Angst und Schauder. Als sich jetzt noch ein Lächeln auf sein Gesicht stahl, verstärkten sich diese Gefühle zusehends.
    An Nikolaj gewandt sagte er mit überheblicher und immer noch unterschwellig bedrohlicher Stimme: „Du kannst mich fortschicken, Nikolaj. Aber du kannst nicht fortschicken, was du bist. Wenn du wirklich hierher, zu den Menschen, gehören würdest, dann müsstest du nicht derart kämpfen, um hierher, zu ihnen, zu passen. Ein Raubtier mischt sich nicht unter seine Beute. Außer natürlich … um aus ihrer Mitte heraus zuzuschlagen.“
    Unter Nikolajs hasserfülltem und widerstrebendem Blick, löste sich Merkas gleichmütig aus dessen Griff, schritt Richtung Tür, blieb für den Bruchteil einer Sekunde neben ihr stehen, ehe er nach draußen verschwand.
    Noch während sie wie gebannt auf den leeren Gang stierte, kam Nikolaj auf sie zu, packte ihren Arm, zog sie in die Wohnung und knallte die Tür zu. „Was willst du hier?“, fragte er barsch. 
    Sie sah ihn entgeistert an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Immer noch durchfuhr sie ein inneres Zittern. „Wer war … War das ein Sensat? Was wollte er von dir? Und was hat er gemeint mit … Raubtier … und Beute …?“
    Nikolaj fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Ein deutlich gequälter Ausdruck lag nun auf seinem Gesicht. Er ging zur Couch und ließ sich darauf niederfallen.
    Sie blieb, wo sie war. Die Tüte mit Essen eng an ihre Brust gepresst.
    Erneut fragte sie: „Nick, war das ein Sensat?“
    Er seufzte. „Ja.“
    „Woher kennst du ihn? Ist er … ein Freund von dir? Oder gehört er zu deiner … Familie?“ Sie hoffte, dass er beides verneinen würde, doch sie ahnte das Gegenteil.
    Nach einigen Sekunden, die ihr ewig lange vorkamen, bestätigte er ihre Vorahnung.
    „Er gehört nicht direkt zu meiner Familie. Er ist der Sohn von einem Freund meines Vaters. Wir sind … zusammen aufgewachsen. Er war derjenige, bei dem ich war, bevor ich hier eingezogen bin.“
    Kurzes Schweigen.
    „Als du bei ihm warst, ging es dir da … gut, oder war das die Zeit, in der du … in schlechter Verfassung gewesen bist? War er schuld daran, dass du nicht … zu mir gekommen bist?“
    Immer noch zierten Sorgenfalten, aber auch etwas Wildes, Nikolajs Gesicht. „Ja und nein. Meine schlechte Verfassung hat wohl mit ihm zu tun, aber die Schuld dafür liegt nicht bei ihm, sondern bei mir. Er war höchstens … ein Verstärker. Dass ich nicht zu dir gekommen bin, war ganz allein meine Entscheidung.“
    Sie stellte die Tüte auf der Küchentheke ab, ging langsam zum Sofa und setzte sich neben ihn. Es war äußerst schwer sich vorzustellen, dass Nick und dieser Mann sich nahe standen und so musste sie es nochmals aus seinem Mund hören. „Du und er seid also wirklich … 
befreundet
?“
    Nikolaj kniff die Augen zusammen und dachte einen Augenblick lang nach, ehe er antwortete: „Ich weiß nicht, was genau wir sind. Er und ich haben viel Zeit miteinander verbracht. Bevor du und ich uns getroffen haben und auch während wir voneinander getrennt waren. Aber ich bin mir nicht mal sicher, ob Merkas überhaupt irgendwen als seinen Freund ansieht – auch, wenn er es so ausdrückt …“
    „Und warum hast du ihn gerade rausgeworfen? Seid ihr jetzt nicht mehr … befreundet?“
    Noch immer sah Nikolaj sie nicht an, sondern mied ihren Blick. „So wie … du mich geprägt hast, hat auch Merkas mich geprägt. Ich mag, was du mit mir machst – zu wem du mich machst. Aber ich glaube nicht, dass ich mag, was Merkas mit mir macht – zu wem er mich macht.“
    Ungefragt schoss ihr das Bild der am Boden liegenden Männer durch den Kopf und verursachte ein Engegefühl in ihrer Brust. „Was … habt ihr getan? Was hast … du getan? Er hat etwas von … 
Spaß 
gesagt. Was hat er damit gemeint?“
    Erstmals wandte er ihr das Gesicht zu. Wieder hatte

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