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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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praktisch gewesen auf diesem Wege einen Mann kennenzulernen, denn außerhalb des Krankenhauses bot sich hierzu kaum eine Gelegenheit. Vielleicht traf Ähnliches auch auf Josh zu, denn nach einer Handvoll Dates hatte er sie bereits gefragt, ob sie zu ihm ziehen wolle. Nicht unbedingt, weil ihre Beziehung in rasender Zeit derart ernst geworden war, wie Nikolaj es vermutet hatte, sondern weil Josh der Ansicht gewesen war, dass zwei Erwachsene kein ellenlanges Vorspiel wie zwei Teenager mehr nötigt hatten. Außerdem war es praktisch für sie beide gewesen, denn es sparte Zeit, die ihre Jobs nicht freizügig verschenkten. Gewissermaßen war es also eine Vernunftsentscheidung, gebildet auf der Basis gegenseitiger Anziehung und Zuneigung gewesen. Nicht unbedingt die romantischste Liebesgeschichte.
    Aber was sagte es schon aus, wenn man nicht den gleichen Möbelgeschmack teilte? Schließlich konnte nicht jeder den gleichen Geschmack haben und Geschmack hatte doch auch rein gar nichts mit der Qualität einer Beziehung zu tun. Wollte Nikolaj Josh etwa auch als Möbelstück darstellen? Hätte sie Josh für sich gewählt, wenn er ein Möbelstück gewesen wäre?
    Sie fluchte in sich hinein. Welchen Unsinn Nick nur wieder in Gang gebracht hatte. Das konnte er wirklich gut. Mit seiner philosophisch angehauchten Ader hatte er sie früher schon oft zur Verzweiflung und zur Weißglut gebracht. Er war so … ganz anders, als Josh.
    In ihrer Erinnerung reiste sie zurück an den Tag ihrer ersten Begegnung und rief sich ins Bewusstsein, was diese alles verändert hatte. Vom Zeitpunkt auf dem Spielplatz an, war der hellhäutige Junge mit der geheimnisvollen Ausstrahlung und den vielen Fragen, zu ihrem ständigen Begleiter und besten Freund geworden. Er wurde zu dem Menschen, dem sie sich so nahe fühlte, wie niemandem sonst zuvor. Auch wenn sie ein ungleiches Paar gewesen waren.
    Auf der einen Seite war sie gewesen. Diejenige, welche die Welt oft anders gesehen hatte, als ihre Mitmenschen oder hatte sehen wollen. Und auf der anderen Seite war Nikolaj gewesen, der alles hatte wissen wollen, alles hinterfragt und sie damit bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt, herausfordert hatte, ihre eigenen Gedanken, Ansichten und Gefühle immerzu neu zu ordnen und zu betrachten. Anfangs war es für sie irritierend und seltsam gewesen, dass er so wenig über die Welt wusste. Doch nach und nach hatte sie es als besonderes Geschenk empfunden, denn er hatte die ihr bekannte Welt in neues Licht gerückt und sie mit einem Gefühl der Neugierde und Euphorie erfüllt, gleich der Empfindung eines Kindes, dessen Augen etwas zum ersten Mal erblickten. Zwar war wohl sie es gewesen, die Nikolaj die Welt erklärt hatte, doch war Nikolaj es gewesen, der die Welt lebendig und einzigartig gemacht, ihr neue Tiefen und Bedeutungen hinzugefügt hatte. Vielleicht war auch er selbst der Grund gewesen, dass alles plötzlich mehr Bedeutung erlangt hatte. Es war jedenfalls gewesen, als ob er genau der richtige Junge für sie, und sie genau das richtige Mädchen für ihn gewesen war. Zwei Puzzlestücke, die zueinanderpassten, das Bild vergrößerten und vertieften.
    Seit ihrem Aufeinandertreffen war ihr gewesen, als ob sie etwas gefunden hatte, nach dem sie unbewusst gesucht hatte. Sie hatte dieses Etwas nie benennen können, aber sie hatte deutlich wahrgenommen, dass sich ihr Leben, sie selbst, verändert hatte, nachdem Nikolaj darin aufgetaucht war. Es war schwer zu beschreiben, was er für sie gewesen war. Noch immer war.
    Nikolaj war … wie ein lebendiger und frischer Orkan, der sie umherwirbelte, ihr aber gleichzeitig Bodenhaftung, Gleichgewicht und Schutz gab. Er war wie ein Magnet, der sie anzog – selbst, wenn er noch so weit entfernt war. Wenn er bei ihr war, fühlte sie sich stets geborgen und sicher, egal, was im Außen vor sich ging.
    In der langen Zeit ihrer Trennung hatte sie vergeblich nach solch einer Empfindung gesucht. Nach einem Menschen, der derartige Gefühle in ihr auszulösen vermochte. Möglicherweise war es nicht fair gewesen, das, was Nick ihr gegeben hatte, bei jemand anderem zu suchen. Möglicherweise war es nicht fair gewesen, dass sie Josh nichts von Nick erzählt hatte. Doch was genau hätte sie ihm sagen sollen?
    Sie tat einen tiefen Seufzer, der einzig von ihr selbst aufgenommen wurde. Ob Nikolaj wohl zu Hause war? Ob sie ihm einen Besuch abstatten sollte? Er hatte sich nicht geäußert, wann sie sich wiedersehen würden. Aber er

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