Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
kann doch nicht so einfach in jeden Traum – in jeden Geist – spazieren, wenn der Mensch das nicht will? Merkas kann nicht einfach in meinen Geist eindringen, wenn ich das nicht will. Oder? Warum macht er das überhaupt? Was hat er davon? Was will er von mir? Oder von dir? Warum sucht er mich in meinen Träumen heim od …“ Sie konnte sich gerade nochmals fangen, ehe sie mit den Worten „oder rennt mich über den Haufen, sobald ich das Krankenhaus verlasse“ geendet hätte.
Nikolaj fixierte sie. „Ich bring dich jetzt erst mal zu mir. Dann reden wir weiter. Ich muss … nachdenken.“
„Ich möchte nach Hause, Nick. Ich muss nach Hause. Ich brauche frische Klamotten und wenn Josh doch … Ich möchte nach Hause.“
Er konterte: „Bei mir ist es sicherer.“
„Schlafe ich bei dir irgendwie anders als bei mir zu Hause?“
„Möglich.“
Sie sah ihn unschlüssig und verzweifelt an. Wieder einmal passierte alles rasend schnell und erfasste sie mit der Wucht eines heranpreschenden ICEs. „In Ordnung. Aber vorher will ich noch zu mir und ein paar Dinge holen.“
Nikolaj musterte sie einen Moment lang scharf, ehe er widerwillig nickte. „Von mir aus. Dann erst zu dir und dann zu mir. Los, komm. Wir nehmen die nächste Straßenbahn und gehen auf kürzestem Weg zu dir nach Hause.“ Er nahm ihre Hand und zog sie mit großen Schritten hinter sich her. Sie überließ ihm die Führung.
Obwohl sie sich darüber bewusst war, dass ihr eine wirklich vorhandene, extrem reelle Gefahr drohte, vermochte diese immer noch nicht vollends zu ihr durchzudringen und sie in Panik zu ertränken. So lange Nick bei ihr war, schien ein schützender Mantel um sie zu flattern, der alles Bedrohliche daran abprallen ließ und sie ihn Sicherheit wiegte.
ELF
„ Ist ja schon gut! Verdammt noch mal … ich hab’s kapiert!“ Unter dem verbalen und körperlichen Drängen von Nikolaj versuchte Gwen mit unruhigen und leicht angefrorenen Händen den Schlüssel ins Schloss zu stecken.
Ihr Bemühen reichte ihm offenbar nicht aus, denn im nächsten Moment riss er ihr den Schlüssel aus der Hand, steckte ihn selber ins Türschloss und drückte die Tür auf. Daraufhin packte er ihren Arm, zog sie vor sich und schob sie energisch in die Wohnung. „So und jetzt leg bitte mal einen Gang zu.“
Unwohl von seiner offensichtlichen Eile und Rastlosigkeit angesteckt, bedachte sie ihn mit einem säuerlichen Blick. Eine etwas ruhigere und gelassenere Grundhaltung wäre ihr im Moment wesentlich lieber und würde nicht noch zusätzlich an ihren ohnehin beanspruchten Nerven schaben.
Als sie den Blick von Nikolaj abzog und Richtung Flur richtete, stieß sie schon auf das nächste Hindernis. Einige Meter entfernt stand Josh, die Arme vor der Brust verschränkt, und funkelte sie beide an.
Ehe sie auch nur ein Wort hervorbrachte, war Nikolaj schon an ihr vorbeigerauscht und schritt zügig auf Josh zu.
Im nächsten Moment prallte seine Faust bereits hart gegen dessen Kiefer und ließ ihn keuchend ein paar Schritte zurückstolpern, ehe er ganz zu Boden ging. „Ein kleiner Kommentar zur Feinfühligkeit deiner Freundin gegenüber! Und jetzt geh aus dem Weg! Du bist wirklich das Allerletzte, was ich im Moment gebrauchen kann! Verzieh dich doch einfach wieder in dein Büro und brüte über ein paar Akten. Wie wäre das?!“
Noch völlig perplex von dem Schlagabtausch eilte sie rasch auf die beiden Männer. Der eine zu voller Größe aufgebaut, der andere noch am Boden liegend und fassungslos dreinblickend. „Nick … was sollte das?!“ Dieses handgreifliche Verhalten kannte sis nicht von ihm.
Er sprach beherrscht, als er antwortete: „Das hast du doch grad schon mitbekommen. Los, pack deine Sachen, damit wir gehen können.“
Josh hatte offenbar seine Fassung und Stimme wieder gefunden, denn er rappelte sich vom Boden auf, presste eine Hand auf seinen Kiefer und die blutende Lippe und brüllte erst Nikolaj, dann sie an: „Du hast sie ja wohl nicht mehr alle beisammen! Gwen, ich will jetzt sofort wissen, was hier vor sich geht! Was ist das für ein Typ?! Hatte ich recht und er erpresst dich irgendwie? Soll ich die Polizei rufen?“
Nikolaj machte Anstalten abermals näher an ihn heranzutreten, doch Gwen schob sich vor ihn und somit zwischen die beiden Männer. Dann sagte sie an Josh gewandt: „Ist alles in Ordnung? Du solltest gleich etwas Eis auf die Lippe und Wange legen, sonst schwillt alles dick an.“
Immer noch
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