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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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sie stand, hatte sich kreisförmig um einen Podest versammelt, auf dem zwei große Pfähle inmitten eines Reisighaufens in die Höhe ragten. An den Pfählen waren zwei Personen festgebunden.
    Eine junge Frau in einen grau zerfetzten Sack gewandet, das lange schwarze Haar verfilzt und dreckig bis zur Taille hinabfallend. Die freien Stellen ihrer Haut stellten blaue Flecken und eingedickte Blutergüsse zur Schau, die auf der ansonsten hellen Haut einen erschreckenden Anblick darboten.
    Und ein Mädchen, mehr noch ein Kind, denn eine Frau. Ebenfalls in grau zerfetzte Leinen gekleidet. Das dunkelbraune Haar verdreckt bis knapp über die Schultern herabfallend. Auch ihre Haut zeugte von Gewalteinflüssen. Sie weinte. Ihre Mutter versuchte beruhigend auf sie einzureden, obwohl auch ihre Wangen nass glänzten.
    Ein Mann, gekleidet in ein geschmeidiges Gewand, stand auf der Anhöhe und schrie laute Wörter in die Menge, die wohl eine Ansprache sein sollten.
    Sie konnte die Wörter nicht erfassen. Sie drangen an ihr vorbei. Alles, was sie deutlich wahrnahm und registrierte, waren die Frau und das Kind dort oben auf dem Podest. Immer wieder entglitten sie ihr, wenn die Menge sie abermals herumdrängte und ihr so die Sicht stahl. Schmerz und Kummer hielten sie eng umschlungen, stahlen ihr die Luft zum Atmen und machten sie bewegungsunfähig. Die Menschenmasse war daher nicht nur Last, sondern auch Stütze, die sie daran hinderte auf den Boden zu fallen.
    Der Mann endete und stieß die in Händen befindliche brennende Fackel voller Genugtuung und Triumph in die Höhe.
    Abermals grölte und jubelte die Menge.
    Sie sah alles wie in Zeitlupe. In Wahrheit jedoch, ging alles rasend schnell vonstatten.
    Der Mann stieß die Fackel in die Reisighaufen. Erst in den der jungen Frau, dann in den des Mädchens. Danach verließ er über eine Treppe das Podest und entschwand aus ihrem sichtbaren Feld. Feuer züngelte, fraß sich durch das trockene Reisig und breitete sich hungrig und unwiderrufbar aus. Schreie gelten durch die Luft. Doch diesmal waren es nicht die der Menge, sondern die qualvollen Rufe der beiden Verbrennenden. Schmerz erfüllte die Luft, gefolgt vom Geruch verbrannten Fleisches.
    Auch in ihr selbst züngelten die Flammen. Fraßen sich durch ihren Körper und verbrannten ihre Seele.

***
     
     

    Abermals prangte eine Menschenmasse um das Podest. Diesmal jedoch stand sie nicht inmitten der Bauern und Tagelöhner, sondern blickte von der Anhöhe auf sie herab.
    Ihre Hände brannten, gedankt den Fesseln, die ihr die Haut aufgeschoren hatten und sie eng an den Holzpfahl in ihrem Rücken banden. Das rötliche Haar fiel ihr strähnig bis zur Taille hinab und roch nach Fett und Schmutz. Mund und Kehle waren trocken, die Lippen spröde aufgeplatzt, sodass sich der kupferartige Geschmack von Blut auf ihnen verteilte. Ihr Körper war müde und ausgelaugt, ohne jegliche Kraft und Wärme, brannte und schmerzte auf jedem Zentimeter Oberfläche.
    Ihr gegenüber war ein zweiter Podest aufgebaut, an dessen Pfahl ein Mädchen gebunden war. Ihr glattes, rotbraunes Haar hing ihr müde und kraftlos die Schultern hinab. Auch ihre Lippen bluteten. Auf dem von Leinen unbedeckten kindlichen Körper zeichneten sich blaue Flecken und rote Striemen ab.
    Egal wie sehr ihr eigenes ganzes Wesen schmerzte und brannte - es war nichts im Vergleich dazu, diesen Anblick ertragen zu müssen. Ihr eigenes Kind dort an den Scheiterhaufen gefesselt zu sehen und die unvorstellbare Erkenntnis in sich ertragen zu müssen, dass dieser kleine Kindeskörper bald lichterloh brennen würde.
    Sie hätte alles gegeben, hätte alles ertragen, wenn sie damit ihre Tochter von diesem Schicksal hätte bewahren können. Doch sie hatte bereits alle Bitten geäußert, die sie äußern konnte. Hatte bereits jedes Flehen an die gerichtet, die ihrer Tochter hätten Gnade erweisen können. Doch alles war vergebens gewesen. Alles war verloren. Ihre Tochter war verloren. Sie selbst war verloren.
    Beide würden sie im Feuer der Kirche, der Inquisition, ihren Tod finden. So wie auch schon ihre Schwester und deren Tochter dort ihr Schicksal entgegengenommen hatten. Doch glaubte sie nicht, dass das Feuer ihr noch mehr Qual bereiten konnte, als sie in diesem Moment bereits verspürte.
    Schmerz. Kummer. Unverständnis. Fassungslosigkeit. Entsetzen. Ohnmacht. All dies wütete bereits als loderndes Feuer in ihrem Inneren und verzehrte sie in seinen Flammen.
    Jemand packte sie grob am Kinn

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