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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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irritiert auf.
    Nikolaj stand schräg hinter ihr und hielt einen großen schwarzen Schirm über sie. Sein Gesicht war verschlossen und gab keinerlei Emotionen preis.
    Einen Moment lang sah sie ihn wie in Trance an. Dann stieß sie sich mit den Händen vom aufgeweichten Boden in die Höhe, ließ sich gegen seine Brust fallen und drückte sich eng gegen seinen Oberkörper.
    Ein paar Sekunden später legte sich ein Arm um ihren Rücken und hielt sie fest. Sie überließ sich dem Schutz und der Geborgenheit, die Nikolaj ihr in diesem Moment bot, ohne einen Gedanken an irgendetwas anderes zu verschwenden. Augenblicklich scherte es sie nicht im Geringsten, was er mit ihr tat oder wer genau er war. Solange er nur hier bei ihr war und sie am Fallen hinderte.

***
     
     

    „ Rührend, in der Tat. Von außen betrachtet zumindest. Wenn man jedoch ein bisschen tiefer 
gräbt 
oder bereits weiß, was diese herzzerreißende Szene verursacht hat, passen die Worte tragisch, ironisch und sarkastisch eindeutig besser.“ Eine amüsierte Frauenstimme ließ Gwen aufsehen.
    Céstine, gekleidet in einen roten Mantel, offenes blondes Haar darüber wallend, in langen schwarzen Stiefeln steckend und einen roten Schirm in der Hand haltend, stand einige Meter entfernt und bedachte sie mit einem gehässigen Blick. Das Rot des Trenchcoats, des Schirms und ihrer geschminkten Lippen wirkte seltsam deplatziert an diesem Ort. Es stach prägnant ins Auge, wirkte anstößig und aufreizend.
    Einen Augenblick lang war Gwen offenkundig perplex und außerstande irgendeine Reaktion zu zeigen. Nach Nikolaj war dies ein weiterer „Gast“, den sie weder erwartet hatte, noch in irgendeiner Form von Freude hier in Empfang nahm.
    Ein Schwall von Hitze überkam sie, der durch das boshafte Grinsen der Blondine abermals anwuchs und die Sehnsucht schürte, sie im Schlamm herumzuwälzen. Oder ihr die Augen auszukratzen.
    Vorerst begnügte sie sich jedoch mit einem Schwall zynischer Worte: „Korrigier mich, wenn ich mich irre. Aber … da wir weder beste Freundinnen sind, uns sonderlich gut kennen oder nahe stehen, wüsste ich keinen Grund, warum du hier aufschlagen solltest.“
    Céstine plusterte die Lippen zu einem verkniffenen Lächeln, das diesmal unangenehm selbstsicher und unbefangen wirkte. Sie schien, als hätte ihr irgendetwas extrem gute Laune verpasst.
    „Nun … vielleicht solltest du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass sich nicht immer alles nur um dich dreht. Woher nur nimmst du dieses Selbstvertrauen zu glauben, dass ich wegen dir hier bin?“
    Gwen warf einen flüchtigen Blick auf Nikolaj.
    Er stand ruhig neben ihr, den Schirm immer noch über sie beide erhoben. Jedoch machte er den deutlichen Eindruck, alles andere als erfreut oder ungerührt vom Besuch der Blondine zu sein. Ein abwartender und angespannter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, der ihn seltsam verletzlich aussehen ließ.
    Céstine setzte an Nikolaj gewandt nach: „Tztztztztztz … sag bloß, du hast diese 
kleine unbedeutende Information 
für dich behalten? Oder hast du etwa gehofft, als Schulter zum Ausheulen und Anlehnen ein paar Pluspunkte sammeln zu können? Glaubst du immer noch, sie könnte je mehr in dir sehen? Nach allem, was du getan hast? Nach dem, was ihrem Vater passiert ist …?“
    Sie hielt einen Moment inne – währenddem Gwen die letzte Äußerung zu verarbeiten versuchte –, dann fuhr sie fort: „Ich hoffe wirklich, dass du endlich über diese Illusion hinwegkommst, der Wahrheit ins Auge siehst und wieder zurück in mein Bett findest.“
    Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen, dann schlug ihre Stimme in einen mahnend-bedrohlichen Tonfall um: „Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn nicht alles so läuft, wie ich es will. Oder wenn sich jemand dreisterweise an meinem Eigentum vergreift. Derjenige, der mir in die Quere kommt, sollte sich darüber klar sein, was passiert, wenn man mit dem Feuer spielt. Am Ende bleibt nur ein mickriges und unansehnliches Häufchen Asche übrig.“
    Nikolaj verlagerte sein Gewicht auf einen ausgeglichenen und lässigen Grätschstand. Mit Hohn und Wut in der Stimme sagte er: „
Dein 
Eigentum? Ich will hoffen, dass du gerade nicht mich damit gemeint hast … Aber dass du in Sachen Selbstbetrug extrem begabt bist, dass wissen wir ja inzwischen. Nicht wahr …? Ich sagte es zwar schon mal, aber von mir aus wiederhole ich mich: Du bist ein Spielzeug für belanglose Stunden, für belanglosen Zeitvertreib. Ein

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