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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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vibrierten, Höllriegl entgegen, wobei er die Finger anmutig spreizte. Die Gebärde hatte etwas Kindliches, Beschwörendes.
    „– – – mit diesen Händen und mit meinem sechsten Sinn hab ich überall dort gegraben, wo der Boden fündig gewesen is. Da könnense mit ihren Ruten und Pendeln einpacken. Mit meinem sechsten Sinn! Gewißt zu klopfen wo! Als der Fiehrer an die Macht gekommen is, bin ich bereits Herr aller wichtigen metallurgischen Erze gewesen – – – wenigstens in Mitropa. Meine Herrschaft über den Erzmarkt war unbeschränkt. Ich hab schon immer davon geträumt, meinem Fiehrer den Hammer in die Faust zu geben, aus dem die Blitze zucken! Ich hab einen naichen Namen angenommen, den letzten, den Namen Thor, Egmond Thor, und bei dem bin ich geblieben und auch bei meinem nebbich asischen Ehrennamen Gullrond, dos is Goldrand – – – Sie sehen also Herrn Egmond Gullrond Thor vor sich, und ich bin der Mann, der dem daitschen Volk den Atomhammer geschmiedet hat, mit dem es in letzter Stund seine Widersacher zerschmetterte. – – – Nachdem ich alles Große getan hab, hab ich jetzt eine Schwäche für alles Klaane. Ich bin nur mehr der Seniorchef einer ganz klaanen Erzimportfirma – – – Meguscher und Meschuger Limited – – – aber auf meinem Schreibtisch laufen die Fäden des ganzen Erzhandels der Welt zusammen. – – – Ich bin auch der Mann, der die Jieden kapores hat gehen lassen, kapores für immer! – – – Als der Fiehrer an der Macht gewesen ist, hab ich mich nicht mehr damit begnügt, einzelne Jiedchen oder Jiedenfirmen zu vernichten – – – nein, ich bin aufs Ganze gegangen, mein Bester, uffs Janze! Ich hab zuerst dafür gesorgt – über meine Mittelsmänner beim Rat der daitschen Jieden, aber auch, mühselige Kleinarbeit, über die Kultusgemeinden, daß sich insere Lait in Sicherheit gewiegt haben und im Land geblieben sind wie in einer Mausefalle! Sie haben nämlich zuerst geglaubt, sie können auch mit dem Fiehrerleben ins Geschäft kommen. – – – Dann ist gekommen der erste große Schlag – die Kristallnacht! Und dann hat es nur noch Schläge gesetzt, ununterbrochen, Schläge, Schläge, Schläge. – – – Und Jiedchen hab ich mir gekooft, Jiedchen, sag ich Ihnen, klaane Funktionäre, die haben für billiges Geld oder a halbes Versprechen ihre Rassegenossen ans Messer geliefert, daß es a Fraid war! – – – Da waaß ma, was Todesangst is! Die Szenen! Waih geschrien! Für mich war es Balsam! – – – Ich bin damals immer wieder mit dem Heydrich zusammengekommen – wir haben uns beraten, wie wir die noch heilen Synagogen und Logenhaiser am besten in Museen verwandeln, in Abschreckungsmuseen! Zu Lehr- und Schulungszwecken fürs daitsche Volk. Ich hab die Wanderausstellung ‚Der Ewige Jude’ mitorganisiert. Ich bin ieberall und nirgends gewesen. Ich hab natierlich meine Doubles gehabt, im Reich und im Ausland. Mein Lieblingsdouble war ein engerer Landsmann von mir, ein gewisser Doktor Demeter Barbu aus Cluj, gewesener Arzt und Psychosyphilitiker, Freud-Schüler und so weiter. Der war schon vor 1933 in meine Dienste getreten, der gute Barbu – ich hab ihn hauptsächlich dazu benutzt, überall dort als mein alter ego aufzutreten, wo es drauf angekommen is, die geschäftlichen Gegner durch psychologische Schmonzes hineinzulegen! Köpfchen! Barbu war da unnachahmlich! Köpfchen wie ne Biene! Er hat mir zum Verwechseln ähnlich geschaut, er hat bis aufs letzte meine Art zu reden kopiert, meine Gesten – die äußere Ähnlichkeit ist nach zwei kosmetischen Operationen noch erstaunlicher gewest. – Ich hatte ihn gern, das kann ich sogn. Auf mein Art gern. Er hat dick verdient bei mir. Leider hat er mit der Zeit zuviel gewißt. Viel zuviel! Und er war wißbegierig – doos is immer schlecht. Gottseidank war er ein großer Weiberheld, so wie ich frieher aamol. In Athen hab ich ihm eine Airasierin zugefiehrt, sweet seventeen – wozu hat ma seine Verbindungen zu den bedaitendsten Liebesmärkten der Welt! – A Weiberl, sog ich Ihnen! Die hat schon wahre Bullen aufs Kraiz gelegt. Zwaa Johr Liebesleben mit der Klaanen ham den Herrn Doktor vollkommen fertiggemacht – – – er war körperlich und geistig so fertig, daß er nur von Nervenklinik zu Nervenklinik sein Leben fristen hat können. Dann hab ich ihm das Madl plötzlich entzogen, auf Nimmerwiedersehn! Das hat er nix ausgehalten und sich daraufhin a Kugel durchs Köpfchen gejagt – anstatt daß er froh

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