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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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größer vor als in der Nacht zuvor, als die Schatten so viel Platz in Anspruch genommen hatten. Die Böden waren aus gutem Holz, und es gab sogar eine richtige, mit Gips verputzte Zimmerdecke und nicht nur Balken und Schindeln, wie sie eigentlich erwartet hatte. In einer Zimmerecke stand ein Regal, das vollgepackt mit Büchern war, und ein handgeknüpfter Teppich lag sogar am Fußende des Betts. Jemand hatte mit Holzkohle Bögen auf mehrere der großen Holzwände gezeichnet, und die betrachtete sie gerade neugierig, als Scully zu ihr an den Tisch kam.
    Er lachte, aber das Lachen erreichte seine Augen nicht. »Big John will im nächsten Frühjahr anbauen. Diese Bögen bezeichnen die Stellen, wo er die Türen anbringen will.«
    Evangeline ging nicht auf die Bemerkung ein, weil sie nicht so recht wusste, was sie dazu sagen sollte. Sie hoffte nur, dass eins der Zimmer ein Schlafzimmer sein würde; sie wollte nicht ihr Leben lang im Wohnbereich der Hütte schlafen, vor allem dann nicht, wenn sie mit Mr. Keating verheiratet war. Auch Abigail würde eine gewisse Ungestörtheit brauchen, und es würden mit der Zeit bestimmt noch andere Kinder kommen. Evangeline hatte sich immer eine große Familie gewünscht.
    »Wie schmeckt es Ihnen?«, erkundigte sich Scully höflich, als sie nichts erwiderte.
    Der Speck war zäh und ein bisschen zu stark durchgebraten, sodass man lange kauen musste, und sie war noch immer damit beschäftigt und nahm sich vor, ihn zu belügen, wenn sie fertig war, als ein ohrenbetäubendes Getöse hinter dem Haus ausbrach. Evangeline erstickte fast an ihrem Speck, als Scully aufsprang und mit einem unterdrückten Fluch das Gewehr von dem Gestell über der Eingangstür riss. Er machte sich nicht einmal die Mühe, seine Jacke anzuziehen, sondern löste nur rasch den Riegel an der Tür und lief hinaus, nachdem er Evangeline noch rasch zugerufen hatte, sich nicht von der Stelle zu bewegen.
    Natürlich ignorierte sie den Befehl, schnappte sich seine Jacke von dem Haken an der Wand und zog sie über, bevor sie ihm nacheilte und laut die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Sie folgte ihm auch dann noch, als sie ihn zur Scheune hinübergehen sah.
    Doch dann, ganz plötzlich, verhielt sie so abrupt den Schritt, als wäre sie mit dem Fuß auf einen Glassplitter getreten. Zwei Wölfe waren auf der Koppel. Sie kauerten flach auf dem Boden und knurrten drohend. Ihre graubraunen Nackenhaare waren gesträubt wie die Stacheln eines Igels, und während Evangeline noch voller Entsetzen zusah, kroch ein dritter Wolf auf der anderen Seite der Koppel unter dem Zaun hindurch.
    Eine Kuh stand in der Eingangstür der Scheune und muhte jämmerlich. Das Tier hatte allen Grund dazu, dachte Evangeline, aber im Augenblick galt ihre größte Sorge Scully.
    Die Bestien richteten ihren wilden Blick auf ihn, und er stand keine zwölf Meter von ihnen entfernt und stützte den Gewehrkolben an seine Schulter, als er zielte. Sein Atem bildete weiße Wölkchen um seinen unbedeckten Kopf, aber das war auch das Einzige, was auf eine Bewegung schließen ließ.
    Starr vor Entsetzen beobachtete Evangeline, wie ein vierter Wolf, der schwarz wie Big Johns Kochherd war, aus einem nahen Wäldchen kam. Hechelnd und den bösartigen gelben Blick auf Scullys Rücken gerichtet, jagte er durch den tiefen Schnee zur Koppel hinüber.
    Evangeline versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen, aber es erschien ihr wie eine kleine Ewigkeit, bis sie endlich ihre Stimme wiederfand. »Vorsicht, Scully!«, schrie sie dann. »Hinter Ihnen!«
    Er wirbelte herum, sah den angreifenden Wolf und feuerte die Waffe ab. Das Tier flog in die Luft und überschlug sich mehrmals, kam dann aber wieder auf die Beine und floh jaulend in den Wald zurück, ohne eine Blutspur im weißen Schnee zu hinterlassen. Es war also nur erschrocken, nicht verwundet. Scully betätigte den Abzug noch einmal, und aus dem Augenwinkel sah Evangeline die anderen drei Wölfe in wilder Panik in verschiedene Richtungen davonjagen.
    Scully drehte sich langsam zu ihr um, und sie sah, wie seine Brust sich hob und senkte unter seinen schweren Atemzügen. Selbst aus der Entfernung konnte sie das wütende Funkeln seiner blauen Augen sehen.
    »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollten drinnen bleiben«, sagte er. Seine Stimme war nicht laut, aber seine Worte erreichten Evangeline dennoch, weil sie beißend waren wie der Rauch von Feuerholz an einem trockenen, kalten Wintertag.
    Sie warf ihm einen

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