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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sie wieder«, erwiderte er im ruhigen, zuversichtlichen Tonfall eines Mannes, der an derartige Gefahren gewöhnt war und mit ihnen umzugehen wusste. Er ging durch den Raum zu Abigail, nahm eine ihrer dunklen Korkenzieherlocken zwischen seine Finger und zupfte sanft daran. »Warum isst du nicht etwas - ich habe das Frühstück selbst zubereitet. Und später zeige ich dir dann vielleicht das Fohlen, von dem ich dir erzählt habe. Die kleine Stute ist dort draußen in der Scheune und wartet schon darauf, dass ich ihr einen Eimer Hafer bringe.«
    Damit hatte er Abigail gewonnen. Ihr Blick hellte sich auf, ihre Wangen bekamen wieder Farbe, und mit einem strahlenden Lächeln schaute sie zu Scully auf. Evangeline war fast ein wenig eifersüchtig auf das Lächeln, weil es Scully galt, nicht ihr.
    »Darf ich ihr einen Namen geben?«, fragte das Kind begeistert. »Darf ich sie Bessie nennen?«
    Scully lachte. »Von mir aus schon, aber es könnte ein bisschen Verwirrung stiften, weil nämlich schon die Kuh so heißt .« Er zog seine Jacke an und warf Evangeline über den Kopf ihrer Tochter einen Blick zu. »Es ist Ihnen doch recht? Dass ich Abigail später mit in die Scheune nehme, um ihr das Vieh zu zeigen?«
    Evangeline war auf absurde Weise froh darüber, dass der Friede zwischen ihnen offensichtlich wiederhergestellt war. Es wäre dumm gewesen, sich den einzigen erwachsenen Menschen in einem Umkreis von zehn Meilen zum Feind zu machen, vor allem, wenn dieser Erwachsene reiten und schießen konnte. »Ich würde mir die Tiere auch gern ansehen«, sagte sie. Auf der Farm in Pennsylvania hatte sie Hühner gehalten und' die Kuh gemolken. Die Arbeit war hart und oft kaum zu bewältigen gewesen, und dennoch vermisste sie das Hühnerfüttem, das Einsammeln der Eier, das Melken der Kuh und die Herstellung der Butter. Sie vermisste auch die ständige Gesellschaft dieser Tiere.
    »Sie können gern mitkommen«, stimmte Scully zu. Seine Stimme war seltsam ernst, und er ließ seinen Blick einen Moment länger auf ihr ruhen, als es nötig gewesen wäre, bevor er hastig seine Jacke überzog, sich abwandte und hinausging.
    Nachdem Evangeline Abigails Frühstück aus dem Ofen geholt und auf den Tisch gestellt hatte, fand sie ein altes Geschirrtuch, das ihr als Schürze dienen konnte, band es um und begann sich gründlich in der Speisekammer umzusehen. Die Regale waren gut bestückt, was sie einerseits überraschte, da die Ranch so weit von jeglicher Zivilisation entfernt war. Andererseits war es verständlich, dass Leute, die einen solch langen, harten Winter vor sich hatten, Vorkehrungen trafen, um über alle notwendigen Vorräte verfügen zu können.
    Sie fand mehrere Jutesäcke mit Kartoffeln, Rüben und Zwiebeln, und in den Regalen standen Dosen mit Fleisch und Gemüse, und die Vorräte an Weizenmehl, Maismehl, getrockneten Bohnen und anderen Hülsenfrüchten waren mehr als ausreichend. Falls die Wölfe vorhin die arme Kuh nicht so erschreckt hatten, dass sie heute vielleicht keine Milch mehr gab, konnte Evangeline aus der Sahne Butter machen und ein Weißbrot dazu backen. Das würde hervorragend zu einem einfachen Gulasch passen, dachte sie. Von dem Eintopf, den sie gestern Abend noch gekocht hatte, war noch genug übrig, sie hatte ihn in einem Eisentopf auf einem Fensterbrett zwischen Glas und Fensterläden kalt gestellt; das würde reichen für das Mittagessen.
    Nachdem Abigail gegessen hatte, benutzte sie den Nachttopf, wusch ihr Gesicht und ihre Hände an dem Waschtisch und zog sich an. Es gab auch ein Klosett hinter dem Haus, aber hinauszugehen ohne Scully und sein Gewehr kam nicht in Frage.
    Scully blieb lange fort; so lange, dass Evangeline schon anfing, sich um ihn zu sorgen - worüber er vermutlich alles andere als glücklich gewesen wäre, wenn er es gewusst hätte. Er war ein Junggeselle und daran gewöhnt, zu tun und lassen, was er wollte, und es gab keinen Grund, warum sich das jetzt ändern sollte, nur weil sie und Abigail hier waren.
    Die Wölfe - oder vielleicht waren es auch nur Kojoten - hatten in der Feme wieder zu heulen begonnen, und die Schatten wurden immer länger auf dem glitzernden Schnee dort draußen, als Scully endlich kam. Er brachte zwei Eimer mit, von dem einer bis zum Rand mit frischer Milch gefüllt war, während in dem anderen Eier auf dem Boden lagen.
    »Kann ich jetzt das Pferd sehen?«, rief Abigail entzückt.
    »Darf ich«, berichtigte Evangeline sie automatisch, aber ohne großen Nachdruck, weil

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