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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ärgerlichen Blick zu und schlang die Arme um den Oberkörper, um sich zu wärmen und die Übelkeit zu unterdrücken, die in ihr aufstieg, weil sie gerade fast einen weiteren Menschen hätte sterben sehen. Denn nicht einmal in ihren kühnsten Vorstellungen wäre sie je auf die Idee gekommen, dass dieser fremde Ort so wild und primitiv sein könnte. »Bilden Sie sich bloß nicht ein, Sie könnten mir Befehle geben«, murmelte sie, weil es ihre ganze Kraft erforderte, nicht einfach in den Schnee zu sinken und zu weinen und zu flehen, sie wolle wieder heim nach Pennsylvania.
    Er kam mit großen Schritten durch den tiefen Schnee zu ihr. »Ich hatte alle Hände voll zu tun mit den verdammten Wölfen«, erwiderte er aufgebracht. »Das Letzte, was ich da noch brauchen konnte, war irgendein dummes Frauenzimmer, das mir folgt und alles nur noch schlimmer macht!« Als er sie erreichte, packte er sie an einem Arm und zog sie zum Haus zurück. Evangeline stolperte und stürzte fast, versuchte, sich loszureißen, und sah dann ein, dass es vergeblich war.
    Erst an der Tür ließ er sie wieder los. »Ich will die Kleine dort drinnen nicht mehr aufregen als nötig«, sagte er leise. »Sie hat die Schüsse bestimmt gehört, und vielleicht hat sie sogar aus dem Fenster geschaut und noch einen der Wölfe gesehen. Es ist nicht gut für sie, wenn sie uns jetzt auch noch streiten hört.«
    Er hatte Recht, und Evangeline war zutiefst beschämt darüber, dass er ihr etwas sagen musste, woran sie eigentlich selbst hätte denken müssen.
    »Ich habe nur versucht zu helfen«, erwiderte sie ein bisschen lahm.
    Scully sah grimmig aus, als er sich ihr zuwandte. »Bloß das nicht«, erwiderte er barsch. »Helfen, meine ich. Wenn ich Sie brauche, Mrs. Keating, werde ich es Ihnen sagen!«
    Evangelines Stolz war schwer getroffen, aber die Auseinandersetzung musste irgendwo ein Ende finden, und deshalb entgegnete sie jetzt nichts mehr. Scully öffnete die Tür und blieb stehen, um sie vorangehen zu lassen, und sie betrat das Haus, ohne ihn noch einmal anzusehen.
    Abigail stand mit großen Augen auf dem Bett, das sie mit ihrer Mutter teilte, und sie sah so ängstlich aus wie eine alte Jungfer, die vor einer Maus auf den Tisch geflüchtet war. Sie war leichenblass und biss sich auf die Lippen.
    »Es ist alles in Ordnung, Abigail«, sagte Scully ruhig, als er die Tür verriegelte und das Gewehr auf sein Gestell über der Tür zurücklegte. Er hatte richtig geraten, dass sie aus dem Fenster über dem Bett geschaut hatte. Ihr Zustand ließ keinen Zweifel daran. »Die Wölfe sind fort.«
    »Sie werden zurückkommen«, sagte Abigail.
    Evangeline ging zu ihrer Tochter und breitete die Arme aus. Bis dahin hatte sie vergessen, dass sie noch immer Scullys Schaffelljacke trug. »Komm zu Mami, Liebes«, sagte sie.
    Tränen schimmerten in Abigails blauen Augen, und ihre Unterlippe, die rot vom Abdruck ihrer Zähne war, begann zu zittern. »Du bist hinausgegangen, Mama. Du bist nach draußen gegangen, wo die Wölfe waren. Und wenn sie dich und Scully aufgefressen hätten, wie Rotkäppchen und ihre Großmutter? Dann wäre ich ganz allein gewesen. Für immer und ewig und mein ganzes Leben lang.«
    »Nein, mein Liebling«, sagte Evangeline, wagte Scully aber nicht anzusehen, weil sie wusste, was sie in seinen Augen sehen würde. Sie war ein gefährliches Risiko eingegangen, und dennoch konnte sie nicht behaupten, dass sie es bedauerte, weil sie noch immer sicher war, dass Scully, wenn sie ihn nicht rechtzeitig gewarnt hätte, von dem schwarzen Wolf getötet oder zumindest schwer verletzt worden wäre. »Ich lasse dich nicht mehr allein. Ich verspreche es.«
    »Du könntest sterben, wie Papa gestorben ist«, beharrte Abigail. Sie hielt noch immer Abstand, aber es war offensichtlich, dass sie bereits ein bisschen nachgiebiger wurde.
    Evangeline antwortete nicht; sie blieb einfach mit ausgebreiteten Armen stehen, und schließlich kam Abigail zu ihr und schmiegte sich an ihre Brust. Ihr Kind fest in den Armen haltend, drehte Evangeline sich um und sah, dass Scully sie beobachtete. Einen Moment lang tauschten sie einen Blick aus.
    »Ich gehe jetzt lieber hinaus und sehe, was ich tun kann, um die Tiere zu beruhigen«, sagte er nach kurzem Schweigen.
    Evangeline setzte Abigail aufs Bett und zog die schwere Jacke aus. »Hier, die werden Sie brauchen«, sagte sie.
    »Und wenn die Wölfe wiederkommen?«, fragte Abigail mit einem besorgten Blick auf Scully.
    »Dann vertreibe ich

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