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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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verloren und waren all ihrer Träume und Illusionen auf den Schlachtfeldern beraubt worden. Obwohl Evangeline unter Claras Aufsicht unermüdlich die Verwundeten gepflegt hatte, hatte sie sich nie ... nun ja, Gedanken über sie gemacht. Jedenfalls nicht solch beunruhigende, wie Scully sie jetzt in ihr weckte.
    Sie war fast zwanzig gewesen, als Clara ganz plötzlich an einem Herzanfall gestorben war, einundzwanzig, als sie Charles geheiratet hatte, der nach dem Tod seiner Frau in tiefe Niedergeschlagenheit verfallen war. Evangeline hatte ihn aus Mitgefühl geheiratet, aus Dankbarkeit und Freundschaft, und weil ihre einzige andere Möglichkeit gewesen wäre, seinen Sohn zum Mann zu nehmen. Die ehelichen Pflichten zu erfüllen war beiden schwer gefallen. Obwohl sie ein Kind zusammen hatten, hatte Evangeline Charles nie unbekleidet gesehen, und auch er hatte sie nie nackt erblickt. Ehelichen Verkehr hatten sie nur sehr spät nachts, wenn Evangeline plötzlich erwachte und merkte, dass er im Dunkeln auf ihr lag und stieß und tastete, bis er Zugang zu ihrem Körper fand. Es war fast immer schnell vorbei, was ein Segen war, und Charles war stets so beschämt und reumütig danach, dass er ihr morgens beim Frühstück nicht in die Augen schauen konnte.
    Evangeline errötete, als sie an die Verwirrung dachte, die sie dabei empfunden hatte, das Gefühl der Leere und der unaufhörlichen Beschämung. Die ganze Sache war ihr peinlich und unangenehm gewesen, obwohl sie den zerreißenden Schmerz, den man ihr immer prophezeit hatte, nie empfunden hatte. Nein, sie hatte wenig über Männer gelernt von Charles, höchstens, dass sie die merkwürdigen Bedürfnisse ihrer Körper überaus bezwingend fanden.
    Ohne es zu wollen, dachte Evangeline an Scully. Aber sie durfte und wollte nicht in diesem Zusammenhang an ihn denken. Er war nicht ihr Ehemann und würde es auch niemals sein. Sie würde Big John Keating heiraten, sobald der Frühling kam. Und deshalb war es besser, wenn sie ihre Spekulationen ausschließlich auf ihn beschränkte.
    Trotzdem konnte sie nicht anders, als sich vorzustellen, wie es wäre, von Scully berührt zu werden. Von ihm geküsst zu werden ... an seiner harten Brust zu liegen ...
    Die Vorstellung löste ein eigenartiges Prickeln in ihr aus, das wie das leise Flattern einer Feder war, und Evangeline schloss die Augen und bemühte sich mit aller Kraft, es zu verdrängen.
     
    Es war erstaunlich warm im Raum, als Evangeline am nächsten Morgen bei Beginn der Morgendämmerung die Augen aufschlug. Das Klappern einer Herdplatte kam ihr fast wie Pianomusik vor, und das Wasser lief ihr im Mund zusammen, als sie das Zischen von Fett in einer Pfanne hörte und den köstlichen Duft gebratenen Specks mit Eiern wahrnahm.
    Sie rekelte sich wohlig und glaubte im ersten Moment, wieder daheim in Pennsylvania zu sein, in ihrem kleinen Zimmer neben der Küche, in der Clara ihr sonntägliches Frühstück zubereitete. Als Abigail sich jedoch neben ihr bewegte, erinnerte sie sich plötzlich wieder, wo sie war. Hastig richtete sie sich auf, zog die weiche Daunendecke bis unters Kinn und erblickte Scully, der im schwachen Licht des Feuers aus dem Herd in einer Pfanne rührte.
    Evangeline wartete, bis er ihr den Rücken zukehrte, griff dann nach ihrem Kleid und zog es unter die Decke, wo sie mit einiger Mühe ihr Nachthemd abstreifte und das Kleid rasch überzog. Abigail schlief bei all dem seelenruhig weiter.
    »Guten Morgen«, sagte Scully leise, als sie zu ihm trat und sich mit dem Rücken vor den Herd stellte, um sich zu wärmen.
    »Sie kochen?«, fragte sie überrascht.
    Er grinste, was ein eigenartiges Ziehen ganz tief in ihrem Innersten auslöste, wo sie das Zentrum ihrer Weiblichkeit vermutete. »Jemand muss es tun«, antwortete er. »Big John jedenfalls ganz sicher nicht...« Er hielt inne und errötete ein wenig. »Er kann nicht einmal Bohnen in kaltem Wasser einweichen, ohne sie anbrennen zu lassen.«
    Evangeline lachte leise, und das linderte die Spannung zwischen ihnen etwas.
    Scully brachte zwei Teller mit Spiegeleiern und dicken Scheiben Speck zum Tisch, nachdem er einen Teller für Abigail in den Ofen über dem Herd gestellt hatte. Die Geste rührte Evangeline auf solch unverhoffte Weise, dass sie für einen Moment den Blick abwenden musste.
    »Setzen Sie sich doch«, bat Scully lächelnd. Er hatte irgendwann die Fensterläden zurückgeklappt, sodass es nun allmählich hell im Raum wurde.
    Das Haus kam Evangeline jetzt viel

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