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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sie in Gedanken ganz woanders war. Sie hatte ein Butterfass in der Speisekammer gefunden und es gesäubert, und Mehl, Salz, Fett und Hefe waren bereits abgemessen für ein Brot. Sie hatte noch nicht den Separator gefunden, aber sie konnte mit einem Schöpflöffel die Sahne abnehmen und später Butter machen.
    »Lass uns dich zuerst warm einpacken», sagte Scully, und Abigail holte ihren Mantel, der auf der Reisetruhe lag, und war sofort wieder an seiner Seite.
    »Kommst du mit, Mama?»
    Evangeline hatte bereits begonnen, den Teig zu mischen, und konnte es kaum erwarten, die Brote zu formen und sie zum Aufgehen an einen warmen Ort zu stellen. »Das nächste Mal«, sagte sie und bedachte Abigail mit einem strengen Blick. »Du bleibst immer dicht bei Scully, hörst du? Es könnte dir alles Mögliche passieren, wenn du da draußen allein herumläufst.«
    Abigail verdrehte die Augen. »Er wird schon auf mich aufpassen«, erwiderte sie und legte ihre kleine Hand in dem dicken Wollhandschuh vertrauensvoll in Scullys.
    Er hob das kleine Mädchen auf die Arme. »Der Schnee reicht dir bis über den Kopf, Kleines«, sagte er. Er trug einen Revolvergurt mit einer Waffe, und erst jetzt merkte Evangeline, dass er das Gewehr beim letzten Mal, als er das Haus verlassen hatte, nicht mitgenommen hatte. »Wir werden nicht lange bleiben«, sagte er.
    Evangeline nickte lächelnd. Abigail strahlte; sie vermisste ihren Vater und war offensichtlich überglücklich, in Scully so etwas wie eine Art Ersatz zu finden.
    Erst als die beiden draußen waren, verblasste Evangelines Freude ein wenig. Abigail darf sich in diesem Winter nicht zu sehr an Scully klammern, dachte sie; schließlich war es Big John Keating, der ihr Stiefvater sein würde, und nicht sein Partner.
    Backen beschäftigte Evangelines Herz und Seele; das war schon immer so gewesen. Im St. Theresas hatte sie in der Küche gearbeitet, eine Erfahrung, die ihr später auf der Farm der Keatings sehr zugute kam. Bald war sie vollkommen auf ihre Arbeit konzentriert und summte glücklich vor sich hin, als sie den Teig knetete und formte und ihn dann zum Aufgehen stehen ließ.
    Während das geschah, packte sie die Reisetruhe aus. Es war wirklich nicht sehr viel, was sie und ihre Tochter außer ihren Kleidern aus Pennsylvania mitgebracht hatten. Eine kleine Bibel, eine Fotografie von Charles, eine weitere von Clara, die sie zusammen eingerahmt hatte, zwei abgegriffene Gedichtbände, ein paar Kämme und Haarnadeln, eine alte Puppe, die sie einmal im St. Theresa's zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, und noch einige andere Sachen. Sie hatte die Puppe ihrer Tochter geben wollen, aber Abigail hatte nie viel Interesse an Spielzeugen gezeigt. Sie wollte reiten, spucken und schießen lernen, und zwar genau in dieser Reihenfolge. So hübsch und zerbrechlich sie auch wirkte, besaß sie doch das Zeug zu einem wahren Teufelsbraten.
    Evangeline seufzte und ging wieder in die Küche. Sie war sehr überrascht, als die Tür aufsprang und Scully mit einer kichernden Abigail unter dem Arm hereinkam.
    Scully, dessen sonnengebleichtes Haar mit Schnee bedeckt und dessen Ohren gerötet waren von der Kälte, blieb mitten im Zimmer stehen. Irgendetwas in der Art, wie er Evangeline ansah, ließ ihr Herz ein bisschen schneller schlagen, und ihr Lächeln war so unsicher und zaghaft, als ob es jeden Augenblick wieder verblassen könne.
    »Das Fohlen heißt Sugarplum«, verkündete Abigail. »Und im nächsten Frühjahr kriegt sie ganz neue Schuhe. Das hat Scully mir versprochen.«
    Evangeline fand endlich die Sprache wieder, die sie, wie es schien, in Scullys Nähe immer häufiger verlor. »Tatsächlich?«, entgegnete sie milde.
    Scully setzte Abigail ab und schaute sich um, als er seine Jacke ablegte. »Es sieht wirklich sehr gemütlich aus«, bemerkte er. »Und es riecht auch gut.«
    Es waren nur schlichte Komplimente, die jeder im Vorübergehen hätte sagen können, ohne sich etwas dabei zu denken. Aber Evangeline machten sie aus Gründen, die sie überhaupt nicht verstand, sehr glücklich ...

4
    S päter an jenem Abend, als Abigail bereits in dem großen Bett unter dem Fenster schlief, saßen Evangeline und Scully noch lange an dem Tisch, den Scully näher an den Kamin herangezogen hatte. Eine Petroleumlampe brannte zwischen ihnen; Evangeline las still in einem ihrer Gedichtbände, während Scully Zahlenreihen durchrechnete, die er mit einem Bleistift auf einem kleinen braunen Blatt notiert hatte. Draußen

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