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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sagte, sie hätte die Idee von Prinz Albert. Kennst du Prinz Albert?«
    Scully tat, als überlegte er. »Nein«, erwiderte er schließlich. »Ich glaube nicht. Der Weihnachtsmann ist die einzige berühmte Persönlichkeit, der ich bisher begegnet bin - mit Ausnahme von General Robert E. Lee natürlich.«
    »Erzähl mir von ihm«, bat Abigail und schmiegte sich noch fester an Scullys Brust. »Von dem General, meine ich.«
    »Nun«, antwortete Scully nach einem weiteren Blick auf ihre Mutter, »er hat einen Bart, der fast wie der des Weihnachtsmannes ist, wenn auch nicht so lang und weiß. Er reitet ein schönes graues Pferd, das er >Traveler< nennt, und er ist so ziemlich der tapferste und klügste Mann der ganzen Welt.«
    Evangeline hätte dazu etwas über den toten Abraham Lincoln sagen können, der, obwohl er sicherlich eine sehr viel weniger schneidige und romantische Figur als General Lee dargestellt hatte, auch so manche gute Eigenschaft besessen hatte. Aber sie zog es vor, zu schweigen.
    Bald danach schon aßen sie zu Abend, und nach dem Essen zog Scully seine Jacke an und ging hinaus zur Scheune. Abigail schlief ein, nachdem Evangeline ihr eine lange Geschichte aus dem Buch über König Artus vorgelesen hatte, und der Nachmittag verwandelte sich in Abend und zeichnete wie von Riesenhand gemalte dunkle Schatten auf den weißen Schnee.
    Evangeline legte ihren Umhang um die Schultern und wollte gerade hinausgehen, um Scully zu suchen, als er mit der abendlichen Milch zurückkam. Die Kuh gab viel mehr, als sie brauchten, und sie konnte sehen, dass er einen großen Teil davon für die Katzen in der Scheune zurückgelassen hatte.
    In der kalten, zugigen Tür standen sie sich gegenüber, Scully mit den Eimern und seinen von der Kälte roten Ohren, und Evangeline in ihrem dicken Umhang, den sie fest über der Brust zusammenzog, um sich zu wärmen.
    »Es war nett von dir, einen Baum zu schneiden, Scully«, sagte sie, »aber du hättest keine Hoffnungen mit der Erwähnung des Weihnachtsmannes in Abigail erwecken sollen. Es hat uns praktisch den letzten Penny gekostet, hierher zu kommen, Big Johns Geld, das er geschickt hat, mitgerechnet, und ich habe nichts, was ich dem Kind schenken könnte. Nicht einmal ein simples Haarband.«
    Eine kummervolle Zärtlichkeit erschien in Scullys Blick, obwohl er lächelte. »Hab Vertrauen, Evangeline, es ist Weihnachten. Die Zeit für Wunder.«
    »Wie kannst du nach diesem Krieg an Wunder glauben?«, fuhr sie ihn an, mit einer Gereiztheit, die so jäh und heftig war, dass sie sie selbst erschreckte. Der Zorn und die Enttäuschung mussten lange Zeit in ihr geschwelt haben, obwohl sie sicher gewesen war, beides für immer überwunden zu haben. Wie sehr sie sich geirrt hatte.
    »Wie kann ich nicht an Wunder glauben?«, konterte Scully und ging an ihr vorbei ins Haus.
    Evangeline blieben nur zwei Möglichkeiten: ihm zu folgen oder hier draußen zu erfrieren. Sie entschied sich, ihm zu folgen, aber nicht gerade mit Begeisterung.
    »Du bist eine Schwindlerin, Evangeline«, sagte Scully eine Viertelstunde später, als sie beide in der Nähe des Herdes standen. »Ich habe gehört, wie du mit dem Kind gebetet hast. Ich habe dich die Bibel lesen sehen. Aber du glaubst nicht wirklich, oder? Dein Glaube starb mit all den Jungen, die in Gettysburg gefallen sind.«
    Sie wandte den Blick ab und schaute ihn dann wieder an. »Ja«, gab sie zu. »Ich fürchte, du hast Recht.«
    Er seufzte und nippte an seinem heißen Kaffee. »Das tut mir leid für dich«, sagte er. Mehr nicht, nur diese wenigen Worte und nicht mehr. Er besaß die Frechheit wegzugehen, sich an den Kamin zu setzen und das Lederhalfter und den Lappen wieder aufzunehmen.
    Sie ging zu ihm hinüber und tat, als müsse sie den Tisch abwischen. »Du hast deinen Glauben nicht verloren?«, fragte sie, wobei sie sich bemühte, nicht zu laut zu sprechen, weil sie Abigail nicht wecken wollte. »Nach allem, was du gesehen, gehört und empfunden hast, hast du nicht aufgehört zu glauben?«
    Er hob den Kopf, um zu ihr aufzuschauen. Vor den Fenstern trieb der Schnee vorbei, aber drinnen in der Hütte, im sanften Schein der Lampen und des Feuers, war es sehr gemütlich. »Ich hatte nichts anderes, um mich daran festzuhalten«, erwiderte er. »Ich kehrte heim, und keiner der Menschen, die mir etwas bedeutet hatten, war noch da. Das Haus war bis auf die Grundmauern abgebrannt, die Felder waren zertrampelt und verwüstet. Es gab nur noch mich selbst, das

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