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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sieh mich an.«
    Sie gehorchte, nicht nur, weil er es von ihr verlangt hatte, sondern auch, weil sie irgendeinem instinktiven Befehl ihres Unterbewusstseins Folge leistete.
    »Wir werden es nicht bis zum Frühjahr schaffen, wenn wir nicht miteinander reden«, sagte er.
    Sie war nicht in der Lage, etwas zu erwidern, obwohl es sehr vernünftig war, was er da sagte. Es war noch lange hin bis zum April - wenn auch leider nicht lang genug.
    Er hob die Hände, als ob er sie auf ihre Schultern legen wolle, ließ sie dann jedoch wieder sinken. »Evangeline«, sagte er, und sie sah sein Herz in seinen Augen, sein starkes, tugendhaftes Herz, »ich liebe dich. Das würde ich nie bestreiten, weder vor dir noch vor Big John, falls er mich danach fragen sollte. Ich habe den Eindruck, dass du meine Gefühle erwiderst, wenn auch vielleicht in geringerem Maße. Nichts wäre mir lieber, als dich zu heiraten und eine ganze Horde Kinder mit dir aufzuziehen, und ich wäre stolz, auch Abigail als meine Tochter großzuziehen. Aber du weißt, dass es unmöglich ist, nicht wahr?«
    Sie nickte und gab sich keine Mühe, ihm zu verbergen, dass sie weinte, weil sie so glücklich und zugleich so traurig war. Weil sie Liebe gefunden und wieder verloren hatte, und all das im Zeitraum einer einzigen Jahreszeit.
    Da wagte er es endlich, sie zu berühren, nahm zärtlich ihr Gesicht zwischen seine großen Hände und wischte mit den
    Daumen ihre Tränen ab. »O Eve«, bat er mit rauer Stimme, »bitte weine nicht. Bitte, bitte, weine nicht.«
    Aber sie konnte gar nicht anders, als ihren Kopf an seine Schulter zu legen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Scully schlang die Arme um sie und zog sie an sich, und als sie endlich wieder zu ihm aufschaute, sah sie, dass ein verdächtiger Glanz in seinen Augen stand.
    »Ich li ebe dich, Scully«, sagte sie leise.
    Er streifte ihre Lippen mit den seinen, womit er nichts anderes erreichte, als ihr endgültig das Herz zu brechen und die Sehnsucht nach etwas in ihr zu wecken, das sie nie, niemals erlangen würde. »Das ist genug, Liebling«, sagte er. »Wenn ich weiß, dass du mich liebst, und du weißt, dass ich dich liebe. Das muss genügen.«
    Wieder nickte sie und kehrte zu ihrer Beschäftigung am Herd zurück. Die Rühreier waren verbrannt, aber das war ihr egal. Scully hatte leise das Haus verlassen, und Evangeline hatte ohnehin keinen Appetit mehr.
     
    Von da an herrschte eine gewisse Verlegenheit zwischen ihnen, und obwohl Evangeline Scullys Liebeserklärung an jenem Morgen vor dem Küchenherd wie einen kostbaren Schatz in ihrer Erinnerung bewahrte, wünschte sie doch oft, er hätte nichts gesagt. Zu wissen, was er für sie empfand, machte vieles nur noch schlimmer. Es war ihr die meiste Zeit kein großer Trost zu wissen, dass sie von einem Mann geliebt wurde, der früher oder später für immer fortgehen würde.
    Abigail, die nun wenigstens nicht mehr ans Bett gefesselt war, verbrachte die Tage auf dem Teppich vor dem Kamin, eingehüllt in eine dicke Decke, und lebte nur für den
    Moment, wenn Evangeline sie auf die Arme nahm und mit ihr zur Koppel hinausging, um Scully beim Einreiten der wilden Pferde zuzusehen. Er benutzte keine Peitsche, und falls er die Tiere verfluchte, tat er es so leise, dass es weder ihre Ohren noch Abigails erreichte.
    Bis zum vierundzwanzigsten Dezember hatte er seine acht Pferde, sechs von ihnen schon gezähmt und eingeritten, war aber zu dem Schluss gekommen, dass er mit dem Einfangen des Hengstes lieber bis zum Frühjahr warten wollte. Er ging am Morgen in der näheren Umgebung der Ranch auf Jagd und kehrte rechtzeitig zum Mittagsmahl zurück, mit einem großen Leinensack hinter dem Sattel und einer prächtigen Blautanne, die er hinter seinem Pferd durch den weichen Pulverschnee schleifte.
    Evangelines Herz machte einen Sprung, als sie ihn sah - sein Anblick löste immer heftige Reaktionen in ihr aus, obwohl sie meist nicht ganz so nobel waren wie die feierliche Erregung, die sie jetzt verspürte. Selbst über Abigails Krankheit und langwieriger Genesung hatte sie nie vergessen, dass es nicht mehr lange war bis Weihnachten.
    Durch eins der Fenster beobachtete sie, wie Scully das Pferd und den Baum in die Scheune brachte, und gab sich überrascht, als er etwa eine Dreiviertelstunde später hereinkam und einen ansehnlichen Truthahn mitbrachte. Nachdem er das bereits ausgenommene Tier auf den kleinen Arbeitstisch beim Herd gelegt hatte, zog er Handschuhe und Jacke aus und

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