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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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alte Pferd dort draußen in der Scheune und die Dinge, an die ich stets geglaubt hatte. Und deshalb klammerte ich mich ganz fest an diese Dinge, und sie haben mir geholfen weiterzuleben, Eve.«
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Er war so völlig anders als alle Menschen, die sie kannte. O Gott, wie sehr sie ihn doch liebte - was immer er auch sein mochte, und egal, wie hoffnungslos dies alles war.
    Abigail stand kurz danach auf, mit großen, erwartungsvollen Augen, und Scully trug das Schachbrett zum Bett hinüber und spielte eine Partie nach der anderen mit dem Kind, bis es Zeit zum Abendessen war. Evangeline erlaubte ihr, sich an den Tisch zu setzen, nachdem sie das Feuer geschürt und Brennholz nachgelegt hatte, und während des Essens sprachen Abigail und Scully über die Wildpferde. Abigail befürchtete, dass es ihnen zu kalt sein könne auf der Koppel, und Scully versicherte ihr, dass ihnen dort nichts geschehen würde, da sie klug genug waren, sich dicht aneinander zu kuscheln, wenn ein Sturm aufkam.
    Nach diesen letzten Worten schaute er zu Evangeline auf und war taktvoll genug, um zu erröten. Oder zumindest hatte sie den Eindruck. Es war schwer zu sagen im Schein des Feuerlichts und der wenigen Lampen, die sie angezündet hatte.
    Als sie gegessen hatten, wusch Abigail ihr Gesicht und ihre Hände, und Evangeline las ihr eine weitere Geschichte vor, diesmal aus dem zweiten Absatz des Buches Lukas ... und dort, auf den gleichen Feldern, waren auch Schäfer, die nachts über ihre Herden wachten...
    Abigail schlief rasch ein, aber nicht, bevor sie Evangeline gebeten hatte, einen ihrer Strümpfe am Kaminsims aufzuhängen, wo der Weihnachtsmann ihn ganz bestimmt nicht übersehen würde. Evangeline erfüllte ihr den Wunsch, wenn auch nur schweren Herzens, und sie sagte kein Wort zu Scully, außer »Gute Nacht«. Sein Hemd war fertig, die wollenen Socken auch, und sie hatte sie nachmittags in braunes Papier eingepackt, das sie in der Speisekammer gefunden hatte, aber sie war nicht in der Stimmung, sie ihm jetzt zu überreichen.
    Er machte keine Anstalten, den Baum hereinzuholen, den er morgens geschnitten hatte, sondern blieb am Feuer sitzen, ölte diese verflixten Pferdegeschirre und summte etwas vor sich hin, was, den munteren Melodien nach zu urteilen, ein freches kleines Liedchen hätte sein können.
    Etwas verunsichert, begann Evangeline, sich zu entkleiden, zog ihr Nachthemd an und kroch zähneklappernd neben Abigail ins Bett. Ihre Seite der Matratze war eisig kalt wie immer, und es dauerte eine Weile und erforderte viel Umdrehen und Herumwälzen, bis sie eine bequeme Stellung fand. Obwohl sie überzeugt war, in dieser Nacht kein Auge zuzutun, schlief sie sehr schnell ein und träumte, dass sie in einem duftenden Nadelwald spazieren ging.
    Abigails entzückte Ausrufe ließen sie aus tiefem Schlaf auffahren, und mit wild pochendem Herzen richtete sie sich langsam auf. Scullys Baum stand mitten in dem großen Raum, als ob er dort gewachsen wäre, funkelnd und glitzernd von den bunten Seidenbändern, die seine ausladenden Zweige schmückten.
    Evangeline stockte der Atem. Verblüfft kniff sie die Augen zusammen. Trotz seiner Schlichtheit hatte sie nie einen schöneren Baum gesehen.
    »Sieh mal, Mama!«, rief Abigail und hüpfte vor lauter Aufregung von einem Bein aufs andere. »Der Weihnachtsmann hat an uns gedacht - er hat uns hier gefunden!«
    Ohne sich an ihrem aufgelösten Haar zu stören, oder an der Tatsache, dass sie nichts weiter als ein Nachthemd trug, ging Evangeline staunend auf den Baum zu, um die Dekoration aus der Nähe zu betrachten. Das Glitzern kam von den Deckeln kleiner Konservendosen, die, auf Hochglanz poliert und am oberen Ende durchbohrt, mit Lederriemchen oder Garn an den Zweigen befestigt worden waren. Sie strich mit dem Zeigefinger über eins der Bänder, das von dem gleichen fröhlichen Gelb wie die ersten Narzissen im Frühjahr war, und schaute sich dann nach Scully um.
    Mit einer Schulter am Rahmen lehnend, stand er voll angekleidet in der Tür zu seinem Zimmer. Sein Haar war zerzaust, und seine Augen strahlten vor Freude über die gelungene Überraschung, die er ihnen mit dem Baum bereitet hatte.
    »Frohe Weihnachten, Eve«, sagte er.
    Abigail war außer sich vor Entzücken. »Sieh mal, Scully!«, rief sie. »Schau dir diesen Baum an! Und all diese wunderschönen Bänder! Hast du je etwas Schöneres gesehen?«
    Scullys Blick ruhte auf Evangeline, wenn auch nicht mehr

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