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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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hängte seinen Hut an einen Nagel. Danach ging er direkt zum Feuer, legte Holz nach und blieb eine Weile stehen, um sich aufzuwärmen. Abigail lag schlafend im Bett, und Hortense hatte sich wie immer auf ihrem Bauch zusammengerollt.
    Ohne den Baum zu erwähnen, oder den Truthahn, der ein köstliches Weihnachts m ahl abgeben würde, schenkte Evangeline Kaffee für Scully ein und füllte einen Teller mit dem Bohneneintopf und dem frischen Maisbrot, das sie für das Mittagessen und das Abendessen gebacken hatte.
    Scully wusch sich die Hände in der Schüssel auf der anderen Seite des Raumes und kam zum Tisch zurück. »Wie geht es Abigail?«, erkundigte er sich leise und mit einem prüfenden Blick zum Bett hinüber.
    »Besser«, sagte Evangeline. Sie wollte nicht kurz angebunden sein, aber sie wusste einfach nicht, was sie noch sagen sollte. Die Sache mit ihren Gefühlen hatten sie geklärt, und nun blieb ihnen nichts anderes mehr zu tun, als den Rest des Winters durchzustehen, Tag für Tag, Stunde um Stunde, Minute um Minute.
    Abigail wachte kurz danach auf und brach das unbehagliche Schweigen. »Morgen«, kündigte das Kind fröhlich an, »ist Weihnachten.«
    Scully, der vor dem Feuer saß und Ledergeschirre ölte, lachte. »Das ist richtig«, stimmte er zu. »Glaubst du, dass der Weihnachtsmann dich finden wird, so weit hier draußen?«
    Evangeline mochte Scully Wainwright lieben, und das von ganzem Herzen, aber jetzt hätte sie ihn am liebsten umgebracht für seine Worte. Sie hatte nichts als einen selbst gestrickten Schal für ihre Tochter und weder Süßigkeiten noch Spielzeuge, um sie in ihren Strumpf zu stopfen, falls Abigail sich daran erinnern sollte, ihn abends in den Kamin zu hängen.
    Abigail überraschte sie beide. »Es gibt gar keinen Weihnachtsmann«, sagte sie traurig. »Ein Junge - ein großer Junge - hat es mir im Zug aus Philadelphia gesagt. Er sagte, es sei nur Blödsinn, den die Erwachsenen sich ausgedacht haben, damit die Kinder sich benehmen.«
    Scully schnalzte bedauernd mit der Zunge. »Er kann dem Mann nicht begegnet sein wie ich, wenn er so etwas gesagt hat.«
    Abigail machte große Augen, und ihre Stimme klang ganz atemlos vor Staunen. »Du hast den Weihnachtsmann gesehen?«
    »Na klar«, erwiderte Scully prompt und begegnete Evangelines vernichtendem Blick mit einem leisen Starrsinn, der ihr bereits vertraut geworden war. Dieser Mann vergeudete sein Talent als Rancher; er hätte Hausierer werden sollen. »Man könnte sogar sagen, dass wir Freunde sind. Ich bin ihm eines Nachts begegnet, als ich die Zäune abritt. Er trug einen dicken Pelzmantel und ritt auf einem Pferd, das weiß war wie der Schnee dort draußen. Er gab mir ein Taschenmesser mit einem Griff aus Elfenbein und wünschte mir ein frohes Weihnachtsfest.« Er griff in seine Tasche und zog das Messer heraus, von dem er sprach, und hielt es hoch, um es Abigail zu zeigen.
    Die Kleine schnappte nach Luft, als sie es sah.
    »Scully«, protestierte Evangeline mit zusammengebissenen Zähnen.
    Abigail kletterte aus dem Bett und trippelte über den kalten Boden durch den Raum, wobei sie wie immer ihre Daunendecke hinter sich herschleifte. Hortense schlug ihre Krallen in den Stoff und ließ sich mitziehen. Als sie neben Scully stand, schaute Abigail aus schmalen Augen zu ihm auf. »Du bindest mir doch keinen Bären auf?«
    Er lachte, legte die Pferdegeschirre beiseite und steckte das Messer weg, bevor er das kleine Mädchen auf den
    Schoß nahm. Sie hätte sein eigenes Kind sein können, so wie er sie hielt. »Würde ich das tun?«, versetzte er. »Zu Weihnachten, wo ich mir ein Paar Wollsocken oder vielleicht sogar ein neues Hemd wünsche, würde ich da vielleicht lügen und riskieren, meine Chancen, ein Geschenk zu kriegen, zu zerstören?«
    Der Schein des Feuers zeichnete flackernde Schatten auf Abigails hoffnungsvolle Miene. Evangeline war fasziniert und aufgebracht zugleich. »Weißt du, was ich mir wünsche?«, wisperte Abigail.
    »Was?«, antwortete Scully im gleichen verschwörerischen Tonfall wie die Kleine.
    Evangeline blinzelte, um frische Tränen zu verdrängen.
    »Einen Baum«, bekannte Abigail leise. »Einen richtigen Weihnachtsbaum mit glitzerndem Schmuck darauf.« Scully gab vor, eine Weile ernst darüber nachzudenken, und Evangelines Arger begann nachzulassen. »Ich glaube, du erwähntest so etwas vor einer Woche oder so.«
    Abigail nickte. »Wir hatten letztes Jahr in der Schule einen Baum. Er roch sehr gut. Miss Rachel

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