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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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meiner kleinen Anekdötchen schreiben und … es kam nix! Die Geschichte, die ich erzählen wollte, hatte ich persönlich erlebt und sie schon x-mal erzählt, im Kopf veredelt – nur war sie jetzt irgendwie nicht mit meinen Fingern kompatibel.
    Konnte ein Plauderpüppchen wie ich die Sprache verlieren?
    Vielleicht lag’s an den Hormonen? Schließlich war ich im neunten Monat schwanger und damit kurz vorm Platzen. Aber bevor ich das Baby auf die Welt bringen konnte, musste schnell noch mein Buch-Baby mit etwa läppischen 350 Seiten beim Verlag abgegeben werden. Verdammt, alles war doch so perfekt geplant gewesen: Die letzten sechs Wochen vor dem Baby-Touchdown, wenn das Arbeiten in meiner üblichen Mirco-Mini-Stöckelschuh-Arbeitsbekleidung sich sowieso recht schwierig gestaltet hätte, sollten ganz dem Schreiben gehören.
    Und bis jetzt war doch eigentlich auch alles super gelaufen, ich konnte doch nicht sozusagen auf den letzten Metern schlapp- machen! War das etwa die berühmte Schreibblockade? Hallo? Ich doch nicht! Schon in der Schule hatten meine Kurskameraden Aggressionen bekommen, wenn ich in den Deutschklausuren Seite um Seite bekritzelte, um dann mit Hühnerauge am Finger dem stöhnenden Lehrer 20 Seiten in die Hand zu drücken.
    Seitdem war die Flut nie versiegt, Worte sind für mich wie H 2 O-Moleküle für den Amazonas – davon hatte ich immer genug. Trockenzeiten gab’s nicht. Trotzdem saß ich nun schon seit einer Woche an lächerlichen vier Seiten, die auch noch … ja, schlecht waren. Fand ich zumindest.
    Immerhin: Draußen brannte die Sonne. Ich verpasste also nix, da ich mir eh nur die durch die Östrogene extrem lichtempfindliche Pelle verbrutzelt hätte.
    Also, hey, nicht anstellen, Sonya! Alles war gut! Das Kinderzimmer stand, der Klinikkoffer war gepackt, und ich war auch schon im Schlachthaus, Entschuldigung, in der Entbindungsklinik angemeldet. Vielleicht war ich ja gelähmt vor Angst? Sicher, ich hatte schrecklichen Schiss vor dem, was da unweigerlich blutig auf mich zukam! Ich war ja Anfängerin, war noch nie im Krankenhaus gewesen, hatte noch Blinddarm, Mandeln und Polypen, und vor allem wollte ich nicht leiden.
    Jaaaa klar, so eine Geburt ist etwas ganz Natürliches, und eine Handvoll Ladys hatten die Sache auch schon vor mir überstanden. Warum tröstete mich das nicht? Warum war ich nicht einfach nur dankbar, dass – bis jetzt – alles so gut gelaufen war?
    Jede werdende Mama mit den üblichen Wehwehchen musste mich hassen – zu Recht: keine Kotzeritis, keine Rückenschmerzen, keine Heulkrämpfe und nur zehn Kilo mehr, und die waren auch noch ganz wunderbar auf drei Beulen an Bauch und Busen verteilt. Ungerecht? Schlichtweg unverschämt unfair!
    Und dann wagte ich es noch, herumzuquengeln? Aber ganz ehrlich, in diesem Moment hätte ich das Vakuum in meiner Birne sofort gegen ein bisschen Wasser in den Beinen eingetauscht …
    Schwangerschaftsdemenz im Endstadium, das musste es sein! Vielleicht lag es aber auch an dieser riesigen Rundung in meiner Körpermitte, auf der ich meinen Laptop so schlecht abstellen konnte?
    Normalerweise lümmle ich beim Schreiben nämlich gemütlich im Bettchen und parke den Computer auf meiner Plauze. Das war momentan ziemlich ausgeschlossen. Nackig sah ich zum Schießen aus: Alles beim Alten, bis auf die Pornohupen und die ausgewachsene Meeresschildkröte, die mir jemand unter die Bauchdecke transplantiert hatte. Im Science-Ficton-Schocker »Die Brut der Außerirdischen« hätte ich jedenfalls glatt die Hauptrolle spielen können, ganz ohne Special Effects! Das Alien in meinem Bauch hatte nicht nur meine kreativen grauen Zellen manipuliert, es protestierte auch sofort mit massiven Morsezeichen, sobald ich den Laptop auf seinem Kokon platzierte.
    Der rettende Gedanke: Vielleicht war das ja der Augenblick, in leichtere Technik zu investieren, mich zu motivieren und mir so ein chices iPad zuzulegen? Hiiiiilfe, meine Geistesverfassung konnte nicht normal sein, Computerkram machte mich sonst nie an! Das war der endgültige Beweis: Das hier war ein absoluter Ausnahmezustand!
    Tatsächlich wuchtete ich mich also im Jahrhundertsommer 2010 nachmittags bei 32 Grad Celsius in die City und erstand so ein neumodisches Ding!
    Und stellte schnell fest – man verzeihe die Werbung –, ich hatte jetzt ein großartiges neues Spielzeug. Es wog rein gar nichts, ich konnte es überallhin mitschleppen, man konnte surfen, spielen und trotz Bauch toll auf dem Touchpad

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