Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
erzählte nonstop wilde Geschichten, sodass ich als Alleinunterhalterin der zwei schweigsamen Jungs mal ein Päuschen einlegen konnte. Dass sie dabei gelegentlich nach Fantasia abdriftete, war offensichtlich, störte mich aber nicht im Geringsten.
So erzählte mir das 1,63 Meter große Persönchen mit dem Nasenpiercing, dass sie in Amerika gemodelt hätte, dass es ihr aber zu doof geworden war. Eigentlich hätte ich da schon aufhorchen müssen, aber Teletubby Sonya machte sich keinerlei Gedanken, dass ein Mädel mit dem Unterbiss einer Bulldogge und der Nase eines Preisboxers ihr was vom Modeln erzählte. Hey, laber mich voll, mein Herz ist so groß, ich hab dich trotzdem lieb!
Immerhin, die Tatsache, dass Babse nicht nur ihren Nemo, sondern vor allem meinen Lazlo sehr attraktiv fand, war so offensichtlich, dass selbst ich es checkte. Aber hey, er war ja auch einfach ein Supertyp. Ich sah es als Kompliment, ich war es gewohnt, dass Mädels meinen Kerl anschmachteten.
Er strafte jedoch alle anderen Damen mit Nichtbeachtung, dumme Flirts und blöde Spielchen kannte Lazlo nicht. So gab’s auch nie einen Grund, sich aufzuregen. Nun ja. Bis Babse kam …
Am Anfang war das Fräulein so damit beschäftigt, um meine Gunst zu buhlen, dass ich schon befürchtete, sie wolle mit mir ins Bett. Aus heutiger Sicht ist mir klar: Sie wäre wohl auch mit dem gesamten Kugelstoßerinnenteam des 1. SV Frankfurt ins Bett gestiegen, um den oder das zu bekommen, was sie wollte.
Ich wurde jedenfalls ständig umarmt, geherzt, angerufen und mit kleinen Aufmerksamkeiten bedacht. Mein Bauchgefühl funkte zwar ein leises »Achtung! Durchgeknallt!« an mein naives Stammhirn, aber das wurde von mir als absolut niederträchtig abgetan und sofort unterdrückt. Ich fand Babse einfach nur schräg und irre nett.
Wie irre sie wirklich war, sollte ich noch erfahren. Dass kein Frankfurter ein gutes Haar an ihr ließ, kam mir nicht verdächtig vor. Neider, alles Neider! Babse war nämlich gerade dabei, eine erfolgversprechende Gesangskarriere zu starten, genau genommen handelte es sich dabei um deutschen Sprechgesang. Singen, so gab sie – wie sympathisch – offen zu, konnte sie gar nicht. Also hielt ich loyal dagegen, wenn jemand über Nemos Neue lästerte. (Hey, sollte der sympathische Typ mit den Nadeln im Gesicht aus Hellraiser jemals Freunde brauchen, ich stehe zur Verfügung!)
So langsam ging Babse, von mir unbemerkt, in Phase zwei ihres Ungarn-Feldzugs über. Was genau sie trieb, ich Dussel hab’s nicht mitbekommen. Ob sie über meinen Mann bei jedermann schwärmte, ihn offensiv und öffentlich anflirtete, oder ihn direkt an der Nudel packte – keine Ahnung. Erst als verschiedene Freunde mich eindringlich warnten: »Du weißt schon, dass Babse ganz wild auf deinen Schatz ist?«, ging mein leises Alarmglöckchen so langsam in eine ausgewachsene Feuerwehrsirene über.
Was war zu tun? Eifersucht ist ein mieses Brenneisen. Wer es sich aufs Herz legen lässt, der verletzt sich selbst. Außerdem wusste ich aus eigener Erfahrung, dass man mit ungezügelter Eifersucht vor allem eines erreicht: Nichts! Im schlimmsten Fall nervt man den Partner so, dass er genau das tut, was man auf jeden Fall verhindern möchte.
Gleichzeitig ist Eifersucht ein peinlicher Indikator für einen Mangel an Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigene Liebe. Ich beschloss also, nicht eifersüchtig zu sein, obwohl ich ihr gern mit einem rechten Haken den vorstehenden Unterkiefer zertrümmert, ihr dann »Ich bin eine Schlampe« auf den Bauch tätowiert und ihr zum Schluss das Gesicht mit Blausäure gewaschen hätte. Stattdessen befragte ich ganz nonchalant meinen Freund: »Babe, ich glaube die Babse steht auf dich. Ist dir das aufgefallen?«
Ein gequälter Blick wurde mir zugeworfen. »Ja, leider.«
Ende der Informationsflut. Was sollte ich damit jetzt bitte schön anfangen?
Über diese Tatsache war er anscheinend nicht besonders erfreut, was mich natürlich extrem freute.
Doch machen wir uns nix vor, ich hatte schon damals genug schwule Freunde, um mir über die Natur des Mannes keinerlei Illusionen zu machen. Bei Kerlen gilt: Gelegenheit macht Triebe, selbst wenn die Verehrerin einer englischen Bulldogge mit dem Charme eines tollwütigen Fuchses glich.
Lazlo litt wohl eher darunter, dass die Dame mit seinem allerbesten Mafia-Kumpel liiert war. Der wiederum hatte ihre Leidenschaft für Lazlo dankend zur Kenntnis genommen hatte und sich angefressen für zehn Tage
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