Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
war es, das gelbe Gefühl! Ich hatte mich immer als völlig neidfrei bezeichnet, doch jetzt spürte ich es wie Säure in mir:
Die!!! Hallo, Leben? Lieber Gott? Das war einfach nicht fair!
Weder das Leben noch der liebe Gott antworteten mir, also musste ich mir selbst Gedanken machen, wie mit der Situation umzugehen sei. Wollte ich tatsächlich Dauerkonsument werden von »Rennie räumt den Magen auf«? Oder konnte ich dieses psychische Sodbrennen anders kurieren? Vielleicht sogar nutzen?
Yes, we can! Und zwar mit Reframing. Statt mich zerfressen zu lassen, verwandelte ich die Säure in Sprit mit extrem hoher Oktanzahl. Manchmal, in kräftezehrenden Situationen, trieb mich der Gedanke an die Bitch zu ungeahnten Höchstleistungen. Das gelbe Gefühl wurde zum Doping, zur Speedpille, die die letzten Energien freisetzt, statt sie zu verzehren.
Die Karriere der Teufelin verlief steil nach oben, um dann, nach Männeraffären und Skandälchen, in den Grand Canyon der Bedeutungslosigkeit zu stürzen. Zuletzt traf ich sie vor einigen Jahren bei einem TV-total-Event. Dürr, fahrig, schwach und bemitleidenswert.
Irgendwie konnte ich mich leider nicht gehässig an ihrem Zustand ergötzen. Auch der Gedanke, dass das Leben vielleicht doch »gerecht« ist, beseelte mich in diesem Augenblick nicht.
Sie war mir einfach völlig gleichgültig geworden, und damit hatte auch meine gelbe Doping-Pille ihre Wirkung vollständig verloren. So lange hatte dieser Mensch mir ungewollt über harte Phasen meiner Karriere hinweggeholfen, ich war fast ein bisschen traurig.
PS: Wie heißt es doch immer so schön scheinheilig bei »Law & Order«: Auch wenn dieser Fall auf wahren Begebenheiten beruht, ist er doch rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig … Oder so ähnlich …
Okay, noch mal zusammengefasst: Bei einem akuten Neidanfall ist es ratsam, mal kurz auf Abstand zu seinem Ego und seinen Vorurteilen zu gehen. Und dann – ganz sachlich – anzuerkennen, dass die Person, auf die wir neidisch sind, so ätzend sie auch sein mag, offenbar eine Eigenschaft hat oder etwas tut, das es ihr ermöglicht, genau das Beneidete zu erreichen oder zu haben!!! Ob das jetzt die Traumfigur ist, das Luxusloft, die Bilderbuchkarriere oder was auch immer.
Die Belohnung für unsere Willensanstrengung folgt auf dem Fuße: ein unglaublich erhabenes und souveränes Gefühl. Außerdem: Wenn wir die besonderen Eigenschaften unseres Neidobjekts identifiziert haben, sind wir gleich einen Riesenschritt weiter. Dann haben wir uns die Frage beantwortet: »Kann ich etwas tun, damit ich das, worauf ich neidisch bin, ebenfalls erreiche?« Gut, das ist etwas schwierig, wenn wir auf die Lottogewinner neidisch sind oder auf Gisèle Bündchens Gesicht.
Aber wenn wir jetzt herausfinden, dass die Angelegenheit tatsächlich im Bereich des Möglichen für uns liegt, können wir uns fragen: Will ich das wirklich auch? Bin ich bereit, genauso viel Disziplin aufzubringen und 20 Kilo abzunehmen/mit ein bisschen Mühe mein Portfolio aufzumöbeln, um auch bessere Aufträge zu bekommen/so viel zu arbeiten/derart in der Öffentlichkeit zu stehen wie Person XY etc. pp.
Heißt: Wir bestimmen jetzt den Preis, den wir für das Gewünschte zu bezahlen bereit wären! Und wenn das dann wirklich immer noch unser absolutes Begehr ist, heißt es: Ärmel hochkrempeln und los!
Bei der effektiven Abwehr von Missgunstanfällen hat sich übrigens ein Film als »moralische Unterstützung« hervorragend bewährt (und bringt damit den Faktor »Humor« auch hier wieder mit ins Spiel): »Neid« mit Ben Stiller und Jack Black über die Freunde Tim und Nick. Jack Black alias Nick entwickelt ein Spray, das Hundescheiße in nichts auflöst, und wird mit dieser grandiosen Idee wahnsinnig reich. Statt sich darüber mit dem Freund zu freuen, wird Tim (Ben Stiller) leider nur eins: neidisch. Und je neidischer er wird, umso mehr manövriert er sich in unmögliche und (für uns Zuschauer) extrem lustige Situationen – und hat als Folge immer mehr Pech. Erst als er sich auf die Freundschaft besinnt und Nicks Erfolg anerkennt, wendet sich das Blatt … Und die Moral von der Geschicht? Neid schadet vor allem einer Person: dem Neider. Also: weg mit dem gelben Gefühl.
Genauso wie man Neid in Motivation umprogrammieren kann, kann man auch andere negative Gefühle umpolen und in etwas Positives verwandeln. Oder man kann sie immerhin so weit neutralisieren,
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