Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
nach Kroatien verabschiedet. Die Besessene hatte er leider in Frankfurt gelassen.
So begann dann Phase drei. Präziser: um kurz vor drei Uhr nachts mit einem Anruf auf Lazlos Handy. Nur dunkel bekam ich mit, wie er völlig verschlafen ans Telefon ging, um dann ziemlich hektisch aus dem Bett zu hopsen. Das war nichts Ungewöhnliches, denn Lazlos Hilfsbereitschaft war legendär. Egal ob seine Mutter in Offenbach Probleme mit dem Programmieren des Videorekorders hatte, während er gerade in Frankfurt im Kino saß, ob irgendjemand umzog und Leute zum Schleppen und Renovieren brauchte, ich irgendwo in der Pampa den letzten Zug nach Hause verpasst hatte oder ob einer seiner Jungs Mist gebaut hatte und im Knast saß: Ein Anruf genügte, und Lazlo kam angeflogen wie Superman, um dich zu retten. Also knuffte ich nur kurz mein Kopfkissen, drehte mich um und schlief weiter.
Erst als ich am nächsten Morgen aufwachte und ihn dabei erwischte, wie er grübelnd an die Decke starrte, erinnerte ich mich wieder an die nächtliche Ruhestörung.
»Was war denn los?«
Keine Reaktion.
Jetzt war ich schlagartig hellwach. »Babe, was ist los?«
»Nichts.«
Nichts? Normalerweise liebte ich Lazlos einsilbige Wortgewalt, doch jetzt hätte ich am liebsten Buchstabensuppe aus ihm gemacht. Mir blieb nichts anderes übrig, als das verbale Chirurgenbesteck auszupacken und die Sätze einzeln aus ihm herauszuoperieren. Wie ein bösartiges Geschwür tauchte auch sofort ein Name auf: »Babse!«
Ich stellte fest, man muss nicht schwanger sein, um unter spontanen Kotzanfällen zu leiden. Ernsthaft, mir wurde sterbensschlecht, als er mir von seinem nächtlichen Abenteuer berichtete.
Die Mistpritsche hatte ihn heulend angerufen. Sie sei von einem Gig nach Hause gefahren, obwohl sie mit ihrer Band noch einiges gepichelt hatte. Ihr Auto sei dann plötzlich auf der A 66 kurz vor den Toren Frankfurts stehen geblieben. Es war natürlich ausgeschlossen, dass Madame den ADAC ruft! Die gelben Engel hätten ja sofort die Polizei gerufen, und sie wäre wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden! Ihre Karriere wäre am Ende! Tja, und da Nemo ja im Urlaub war … war mein dusseliger Freund zur Rettung geeilt! Ich sah es förmlich vor mir, wie das Rödelheimer Burgfräulein sich ihrem heldenhaften Retter dankbar an die Brust warf …
Ich sah auf die Uhr. Kurz vor sieben. Es ergab sich also ein fraglicher Tatzeitraum von etwa vier Stunden, in denen so einiges passiert sein konnte. Prüfend musterte ich meinen Freund. Erleichtert stellte ich fest, er hatte immerhin nicht geduscht, sonst wären seine dichten, kinnlangen Haare noch feucht gewesen. Außerdem … nun … wie drückt man das jetzt vornehm aus? Lazlo war zwar ein scharfes Feuertöpfchen, aber selbst er hatte nach vier Stunden nicht wieder so viel Überdruck auf dem Reifen, dass er sich auf die nächstbeste rollige Schlampe am Straßenrand stürzen musste!
Vielleicht war es aber auch nicht gerade reizvoll für einen Mann, wenn ein Weib an der A 66 auf Kartoffelkäfer macht, sich einfach auf den Rücken fallen lässt, die Beinchen von sich streckt, die Ärmchen reckt und schreit: »Ich will …!«
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich vertraute Lazlo – bis zu einem gewissen Grad. Aber ich ließ mich auch nicht verscheißern, erst recht nicht von so einer! Was mich so wütend machte, war die Dreistigkeit, Arroganz und Hinterfotzigkeit der Rap-Ratte. Wie konnte man so gemein und böse sein? Okay, man sagt zwar immer, in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, aber von Liebe war hier keine Spur. Sie wollte haben ! Und zwar am liebsten das, was ich hatte.
In den nächsten Wochen erzählten mir ein halbes Dutzend Mädels voller Mitgefühl, dass die Bulldogge herumposaunte, sie hätte was mit meinem Freund. Auch wenn ich mir sagte: »Bleib cool! Alles Berechnung! Die lügt doch, wie immer!« Es ließ mich nicht kalt. In meiner Fantasie tat ich Dinge mit ihr, die sich normalerweise nur Thrillerautoren für ihre grausamsten Serienkiller ausdachten. Und: Ich beschloss, Lazlo zu vertrauen oder zu verzeihen – Letzteres natürlich nur rein prophylaktisch! Meine Liebe zu Lazlo hielt danach sogar noch eineinhalb Jahre. Mein Hass auf die Teufelin noch eine Ewigkeit.
Was das alles mit Neid zu tun hat?
Nun, Miss Unterbiss machte mit bissigem Deutsch-Rap tatsächlich Karriere, verdiente sich dusselig und wurde mit Preisen überhäuft. Ich konnte es nicht fassen! Ausgerechnet die! Und schwupps, da
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